Teil 2 - Polnische Ostseeküste
Montag, 20. Juni 2022 und Dienstag, 21. Juni 2022
15. und 16. Törntag - es geht auf große Fahrt von Danzig nach Liepaja (Lettland)
Heute wollen wir es wagen: Den großen Schlag von Polen nach Lettland. Das Wetter sieht gut aus, nur morgen, am Dienstag könnte es Böen bis 6 geben, ansonsten 3 - 4 bft. aus - wie sollte es anders sein - Nord/nordwestlichen Richtungen.
Doch zunächst müssen wir aus Danzigs Marina ablegen und auf die Brückenöffnung warten. Die moderne "Zugbrücke" öffnet jede volle Stunde für 25 Minuten. Also passen wir die Brückenöffnung um 10 Uhr ab und fahren gemählich zur Brücke herüber. Mit uns möchten noch ein Piratenschiff, eine Fähre und ein Ausflugsschiff durch das Nadelöhr. Die Durchfahrt klappt sehr gut und im Anschluss machen wir an der schwimmenden Tankstelle fest und tanken 86 Liter für 175 Euro - die Preise sind hier staatlich gestützt - etwas günstiger als in Deutschland. Ein Liter Diesel für 2 Euro statt für 2,60 Euro wie in Travemünde. Die Energiekrise lässt grüßen.
Unmittelbar hinter der Tankstelle legen wir uns an einen Steg, weil wir noch unser Reff reparieren müssen. Beim letzten Segeltag war uns die Rolle aus dem Segel gefallen, weil sich der Splint im Schäkel gelöst hatte. Gottseidank konnten wir alle Einzelteile wiederfinden und beschlossen, das Segel in der Danziger Marina wieder Instand zu setzen. Aber der Wind kam aus der falschen Richtung, so dass wir das Groß nicht so weit hätten hochziehen können, wie es nötig gewesen wäre. Also nutzten wir jetzt kurz einen Zwischenstopp und bauten die Rolle wieder ein. Die Splinte (auch am 2. Reff) wurden gesichert, so dass uns das nicht nochmals passieren sollte.
Jetzt ging es weiter durch den Danziger Hafen, wieder vorbei an unglaublich großen Frachtern und Fähren, sogar ein Kreuzfahrer hatte festgemacht. Auf einem Schiff wurden Motorboote und Segelschiffe verladen - das haben wir so auch noch nicht gesehen.

An der Westerplatte wurde wieder die Fahne gedippt und dann ging es raus auf die Ostsee - Kurs 0° - also strikt nach Norden. Und zwar 81 sm lang. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,7 kn (das ist über die Zeit, die wir jetzt unterwegs sind, gerechnet) bedeutet das fast 22 Stunden geradeaus zu fahren - das hört sich langweilig an und das ist es auch. Aber wir müssen um Russland herum und halten uns strikt an die Territorialgrenze zwischen Polen und Russland - schön mit Abstand zur Seegrenze, man weiß ja nie, wie genau unsere Instrumente wirklich sind.
Um uns herum waren noch eine Menge Handelsschiffe und Kreuzfahrer, aber Segler sahen wir nach der Halbinsel Hel keine mehr. Das sollte auch bis Liepaja so bleiben.
Wir sind im Regen gestartet, aber es war nicht allzu heftig. Der Regen war noch bis spät in die Nacht vorhergesagt, wir hatten uns mit dem Segelzeug darauf eingestellt. Überhaupt: Was zieht man eigentlich an, auf so einer Fahrt. Ich hatte Skiunterwäsche an, Skisocken, darüber Funktionskleidung (langärmeliges Shirt und Fleecejacke), einen Pullover und meine dicke Segelhose sowie eine dicke Segeljacke. Für die Abend- und Nachstunden kamen noch eine wirklich dicke Pudelmütze und Handschuhe hinzu. Das sollte reichen, denkt man, trotzdem habe ich ganz schön geklappert. Es ist auf See ganz schön kalt, und da man sich ja nur sehr wenig bewegt, kriecht einem die Feuchtigkeit und die Kälte mächtig in die Knochen. Dagegen hilft heißer Tee und Kaffee, doch irgendwann ist die vorbereitete Thermoskanne leer. Wenn man dann unter Deck geht und kochen will, wird das sehr abenteuerlich: Zunächst etwas von der Oberbekleidung ausziehen, damit man nicht schwitzt und sich bewegen kann. Die ganze Zeit bewegt sich das Schiff heftig, durch die Wellenbewegungen, die nicht regelmäßig kommen, verliert man immer wieder den Halt. Also klemmt man sich mit den Knieen irgendwo fest, um Wasser in den Kessel zu bringen, mit einer Hand immer gut festgehalten. Mit der anderen öffnet man den Hahn, die Pumpe springt an und - bedingt durch eine Welle - geht das Wasser daneben. Na Glückwunsch - neuer Versuch. Dann den Kessel auf dem kardanisch aufgehangenen Herd einklemmen (prima Einrichtung, damit lässt sich alles über der Flamme fixieren), sich bücken und die Gaszufuhr öffnen. Dieses Prozedere dauert und ist so anstrengend, dass einem herrlich warm wird. Meistens zu warm. Aber da muss man dann durch. Also weiter: Flamme anmachen - das geht prima mit Piezozündung. Und wieder anziehen und ab nach oben, bevor man Fische füttern muss. Den Herd darf man sich nicht ansehen, er schwankt wild hin und her, der festgeschnallte Kessel macht schon Sinn.
Wenn das Wasser heiß ist und der Kessel pfeift, wieder runter. Rettungsweste ausziehen (wir tragen sie bei solchen Törns immer), Segeljacke und Handschuhe aus. Kaffeepulver in die Bodrumkanne, Teebeutel in die Thermoskanne. Wasserkessel von der Zwangsjacke befreien. Gas ausstellen und Zufuhr schließen (schweißtreibend bei der Krängung) und - jetzt wird es schwierig - heißes Wasser in die Kaffeekanne und die Thermoskanne befördern ohne sich zu verbrühen und ohne das Schiff unter Wasser zu setzen.
Geschafft. Das selbe Prozedere muss man sich auch beim Essen zubereiten vorstellen. Die Konsequenz ist, dass wir so gut wie nie unter Deck kochen, wenn wir auf See sind, sondern maximal Wasser erhitzen oder etwas in einem Topf aufwärmen. Das bedeutet, bei solchen Überfahrten gibt es kein Vier-Sterne-Menü, das würde uns überfordern (das ist auch sonst eher selten an Bord der Fall :-)).
Für die kommenden mehr als dreißig Stunden haben wir uns deswegen im Supermarkt mit Fastfood eingedeckt: Piroggen mit Speck-Zwiebelsoße (wohl für die Mikrowelle, die wir nicht haben) und 5-Minuten-Terrinen, die lediglich etwas Wasser zum Wiedererwecken benötigen. Ansonsten haben wir Kekse, dünne Mettwürstchen, Schoko- und Müsliriegel und Obst an Bord. Ein Brot schmieren können wir uns auch - so gewappnet müssten wir das eigentlich gut schaffen.
Wir schippern also mit ca. 6 kn durch den Nieselregen unter Motor, an Segeln ist nicht zu denken, der Wind steht genau auf unseren Bug. Kreuzen wäre zwar möglich, aber das würde unsere ohnehin schon sehr lange Fahrtzeit nur weiter verlängern. Also Augen zu und durch. Der Autopilot macht das schon. Außerdem haben wir ja AIS und können die Großschifffahrt gut verfolgen. Wenn uns jemand zu nahe kommt, klingelt es ohrenbetäubend. Meistens aber schon, wenn noch sehr viel Platz zwischen uns und den anderen Booten liegt, so dass man gut reagieren kann. Uns kommt aber niemand in die Quere. Fischerboote haben wir keine gesichtet, auch keine Fischerfähnchen. Nur graue, bewegte Ostsee.
So geht es den ganzen Tag, der Jockel versieht treu seine Arbeit, wir suchen uns möglichst bequeme Plätze im Cockpit und so zerrinnt die Zeit langsam und ebenso die Meilen. Der Blick auf den Plotter frustriert, gefühlt tut sich nichts. Schnell ist auch keine Küste mehr zu sehen, nur Meer und Wellen und Wind - und wir. Um 18 Uhr können wir Segel setzen, Groß und Fock. Das geht eine Weile sehr gut, irgendwann wird der Wind stärker und wir beschließen um viertel vor acht das zweite Reff hinein zu machen. Bis 22 Uhr segeln wir - wenigstens etwas Ruhe im Schiff. Danach müssen wir aufgrund des Windes wieder motoren. Das geht so bis in die frühen Morgenstunden und es nervt uns schon ziemlich, dass es so gar keine Abwechslung gibt. Ab und zu liest einer von uns die AIS-Daten vor, die auf dem Plotter erscheinen und wiederverschwinden: Albatros, Frachter, 166 m lang, Ziel Riga, keine Kollisionsgefahr. Mein Schiff 6, Kreuzfahrtschiff, 296 Meter, Ziel Klaipeda, keine Kollisionsgefahr. Die dazugehörigen Schiffe fuhren in der Ferne hell erleuchtet an uns vorbei. Das war irgendwie beruhigend - wir sind doch nicht allein in dieser grauen Ödnis.
Sogar ein schwedisches Kriegsschiff hielt sich in unserer Umgebung auf, das fanden wir auch tröstlich. Russische Schiffe, auch keine Kriegsschiffe, sind uns dagegen nicht begegnet. Damit hatten wir eigentlich gerechnet, weil Kaliningrad der größte militärische Ostseehafen von Russland ist. Andererseits können wir nicht ausschließen, dass sie doch da waren und uns beobachtet haben, wir erhielten aber keine AIS-Signale und sahen auch keine beleuchteten Schiffe in der Nacht.
Wir beschlossen wieder 2-Stunden-Wachen durchzuführen. Um 22 Uhr hat sich Frank hingelegt. Da war die Sonne gerade untergegangen und der Himmel trotz Bewölkung noch recht hell. Der Regen hatte irgendwann am frühen Nachmittag aufgehört, die dicken Regelwolken zogen hinter uns durch. Mitternacht ging Steffi ins Bett, bis drei Uhr konnte sie schlafen. Dann wieder der Wechsel. In den Nachtstunden ist es noch kälter auf See, also über die Skiunterhose noch eine dicke Jogginghose und dann die Segelhose. Wie Michelinmännchen fühlt man sich, und trotzdem ist es kalt. Und einsam. Der Motor röhrt, die Wellen schlagen, es gibt nichts zu sehen, keine Schiffe mehr, aber bereits gegen halb vier lichtet sich der Himmel und die Sonne erzeugt einen roten Streifen im Osten. Man kann erstaunlich gut sehen, ich habe gelesen, dass diese Zeit, wenn die Sonne ca. 12° unter dem Horizont steht, die nautische Stunde genannt wird, weil man ein Schiff mit bloßem Auge am Horizont erkennen kann. Nur sind keine Schiffe da. Kurzfristig lasse ich mich von einer Wolkenformation täuschen, die aussieht wie riesige Kriegsschiffe, schnell löst sich aber diese Illusion auf und wir sind wieder mutterseelenallein. Hier draußen funktioniert kein Mobilfunk, aber das UKW-Funkgerät, das immer auf Kanal 16 empfangsbereit ist, lässt ab und zu mal undeutliche Stimmen durch den Äther hallen - sonst hören wir nur den Motor, Wellen und den heulenden Wind im Rigg. Leise ist es übrigens nicht.
Um fünf Uhr sind wir kurz vor der Kursänderung auf 60° - ganz oben an der Grenze, wo die Territorien von Russland, Polen, Schweden und Litauen aneinanderstoßen. Der Wind ist wieder günstig, so dass wir beschließen, erneut Segel zu setzen. Wir wollen wieder mit 2. Reff und gereffter Fock segeln, der Wind sollte noch zunehmen.
Gesagt, getan - das Segelmanöver lief gut und endlich konnten wir wieder auf den Motor verzichten. So gut er uns über die Strecke gebracht hat, er nervte ganz schön und schließlich haben wir ein Segelboot gechartert, und kein Motorboot. Herrlich, diese Ruhe, die Wellen werden auch besser abgefangen - uns geht es wieder gut. So frühstücken wir kurz, wobei in einem kurzen Moment, als Frank mir mein liebevoll belegtes Brötchen reichen wollte, die Salami vom Wind erfasst und ins Meer geweht wurde - oje, so schnell kann etwas über Bord gehen.
Da der Wind noch nicht optimal für unsere 60°-Strecke war, mussten wir zweimal kreuzen, bis wir auf Steuerbordbug die 60° in Richtung Liepaja anlegen konnten. Dabei fuhren wir für ca. 10 Minuten durch russisches Gebiet - wir hielten die Luft an, aber nichts passierte. Außer, dass auch Frachter hier abkürzten, wobei wir natürlich nicht wissen, ob sie dafür eine Gehmigung haben.
Wir waren jedenfalls sehr froh, als wir wieder jenseits der russischen Grenze waren und stellten uns auf einen längeren Törn ein. Allerdings waren wir deutlich schneller als wir dachten: Mit mehr als 6 kn rauschten wir Lettland entgegen. Das hat richtig Spaß gemacht, aber langwierig war es trotzdem. Meile für Meile, ohne dass man sieht, das man vorwärts kommt - alles sah gleich auch, außer den Wolkenformationen, die sich vielfältig neu bildeten. Dabei hatten wir einen sehr guten Tripp: Die dicken Regenwolken trieben auf Danzig und Klaipeda zu, der blaue Himmel lag über dem lettischen Festland. Wir segelten quasi an der Wolkengrenze entlang. Die Stimmung war insgesamt gut. Ab und zu las Steffi aus Sönke Röwers Buch "Auszeit unter Segeln" vor, er hatte mit einem Freund die Ostseerunde 2004 unternommen und war damals vier Monate unterwegs. Seine Webinare haben wir immer mit großem Interesse verfolgt, unter anderem kann man bei Blauwasser.de auch Berichte zu den Segelrevieren finden, die wir jetzt bereisen wollen. So lesen wir immer die passenden Kapitel zu den Orten vor, an denen wir uns gerade aufhalten. Es ist interessant, was sich in den Jahren zwischen dem Erscheinen des Buches und heute getan hat.

Ansonsten blieb nicht viel zu tun. Lesen, etwas essen (Kekse, Riegel, 5-Minuten-Terrine), auf das Meer gucken. Wellen beobachten macht Spaß, aber das konnten wir stundenlang - irgendwann ist das auch öde. Wir beschlossen, so lange Tripps in Zukunft zu vermeiden. Drei Wochen über den Atlantik schippern? Niemals. Das steht für uns jetzt fest. Uns reichen 36 Stunden dicke.
In Danzig war es uns deutlich zu rummelig, aber diese endlose Weite ist auch nichts für uns. Eine gute Mischung muss her. Vielleicht wird es ja in Lettland so etwas geben, wir sind sehr gespannt auf Land und Leute, hier waren wir ja noch nie.
Ihr fragt euch sicher, warum wir nichts von Klaipeda (Litauen) schreiben. Das liegt an der Route und daran, dass in Klaipeda vermutlich nicht besonders viel los ist. Bevor wir also quasi wieder zurückfahren, nach der Passage der russischen Grenze, haben wir uns weiter in den Norden gewagt. Damit fällt ein Land aus unserer Liste heraus, aber vielleicht machen wir Litauen nochmals zu einem anderen Zeitpunkt. Es gibt übrigens nur einen Hafen in Litauen, deswegen ist eine Seereise dorthin eher uninteressant.

Also auf nach Liepaja, wir sind sehr gespannt. Die Einfahrt zum Hafen kommt endlich am Dienstag Abend um 21 Uhr in Sicht. Noch steht die Sonne am Himmel, knapp über dem Horizont, sie geht in ca. einer Dreiviertelstunde unter, dann noch eine Stunde bis zur Dunkelheit - das sollten wir schaffen.
An der Ansteuerungstonne nehmen wir die Segel herunter - wir sind sage und schreibe 104 sm auf einem Bug gesegelt. Zwischendurch haben wir die Fock verkleinern müssen aufgrund des Windes, aber später wieder voll ausgerollt. Wir sind hierher gerauscht: Mit über 6 kn, dadurch haben wir locker 6 - 7 Stunden eingespart, sonst wären wir erst in den frühen Morgenstunden am Mittwoch hier angekommen.
Also den Jockel an, die Segel runter und rein in die lange Rinne bis zum Hafen. Endlose 5 sm zieht sich das betonnte Fahrwasser, die Hafeneinfahrt ist bei höhren Windstärken gefährlich (das kennen wir ja schon) und rechts und links der Einfahrt liegen Wracks, also hohe Aufmerksamkeit ist geboten. Kurz bevor wir in den Handelskanal einbiegen, legt eine Fähre ab und der AIS-Alarm schrillt los: Kollisionsgefahr. Die besteht allerdings nicht, wir kommen vor der Fähre in den Kanal, sie rauscht hinter uns her. Also den Alarm ausgeschaltet, damit er uns im Hafen nicht verrückt macht.
Der Kanal zieht sich und wir haben Zeit, Fender und Leinen anzubringen. Wir sind ganz steif und freuen uns, bald festzuliegen. Im Hafen ist nichts los. Außer uns nur ein freundlicher Däne, der den Festmacher an Land entgegennimmt und eine französische Yacht, von der wir niemanden von der Crew sehen.
Ansonsten vier Motorboote und Ausflugsdampfer. Das Manöver gelingt gut und um halb elf haben wir die Luna sicher vertäut. Aufatmen. Ruhe. Strom ans Schiff, Wasser bunkern - was essen? Großartig nach Kochen ist uns nicht. Also ein paar Brote und ein polnisches Bier und ab ins Bett. Wir sind hundekaputt.
Weiter geht es morgen mit den Berichten aus Lettland.

- Tagestripp: 188 sm (Danzig bis Lijepaja)
- davon unter Segeln: 104 sm
- Fahrtzeit: 1 Tag und 12,5 h (36,5 h gesamt)
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 5,2 kn/h
- max. Geschwindigkeit: 7,1 kn/h mit 2. Reff und gereffter Fock
- Erkenntnis des 2-Tages-Tripps: Immer nur einen Kurs fahren über Stunden ist langweilig.
Sonntag, 19. Juni 2022
15. Törntag - ein weiterer Hafentag in Danzig
Wir haben uns heute eine Stadtführung gegönnt und sind pünktlich um viertel vor elf am "Goldenen Tor" gewesen, wo Magda schon auf uns wartete. Sie ist von Walkative, die kostenlose Touren gegen "Tipp" (= Trinkgeld) veranstalten. Beeindruckend, was Magda uns in 2,5 h über Danzigs Geschichte in Deutsch erzählt und gezeigt hat.
Gleichzeitig war es schon erschreckend festzustellen, dass historisch aussehende Gebäude Wiederaufbauten sind, die nur aus Fassaden bestehen und dahinter "normale" Häuser entstanden sind. Die Zerstörung durch die Rote Armee im März 1945 betrug fast 90% der historischen Bauten. Erstaunlich, dass viele Häuser der so genannten Rechtstadt im Kommunismus dann wieder möglichst originalgetreu wiederhergestellt wurden. Wenn man das weiß und aktuell die Bilder aus der Ukraine im Kopf hat, erschüttert einen, welche Werte und welche Kultur im Krieg wissentlich und willentlich vernichtet werden (zusätzlich zum unermesslichen menschlichen Leid, welches Kriege mit sich bringen).
Nach der Stadtführung benötigten wir erst mal Kaffee und Kuchen, wir beschlossen dann, noch einen Tag in Danzig zu bleiben, weil uns das Wetterfenster für die lange Überfahrt nach Litauen bzw. Lettland aktuell nicht zu passen erscheint. Da wir für 170 sm etwa 36 Stunden einplanen müssen, möchten wir dies möglichst mit gutem Wind aus der richtigen Richtung und ohne Gewitter o.ä. Wetterkapriolen absolvieren.
Während wir noch hin- und herüberlegten, wann wir den Absprung in das nächste Land wagen könnten, gab es in der Marina "Hafenkino". Man muss dazu sagen, dass den ganzen Tag schon erhebliche Bewegungen im Hafen waren - Schiffe verließen die Marina, sofort war der Platz mit einem neuen Motorboot oder Segelschiff wieder belegt. Dieses ständige Rein und Raus ist nett zu beobachten, meistens funktioniert das auch reibungslos.
So verließ ein Stegnachbar nach dem anderen den Hafen und wir lagen bald nur noch mit wenigen Schiffen fest.
Plötzlich hörten wir nebenan einen Motorbootfahrer noch in der Box ziemlich aufdrehen. Der Motor heulte laut auf, obwohl noch gar nicht viel zu sehen war. Dann schob sich die dicke Motoryacht aus der Box und fuhr ein Stück die Motlawa aufwärts. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens ist eine große Spundwand - in diese rauschte das Motorboot mit Karacho beim Vorwärtsfahren und stieß mit dem Anker dort an. Wir wunderten uns sehr, es gab zwar erheblichen Wind in der Marina, aber die Motoren des Motorbootes sollten eigentlich stark genug sein, dagegen anzukommen.
Der Steuermann erschrak bei der Kollision mit der Spundwand dermaßen, dass er mit Macht in den Rückwärtsgang ging und trotz der lauten Schreie seiner Frau, die an der Reling stand, den Bug von einem niederländischen Segelschiff, welches am nächsten Steg längsseits gegangen war, rammte. Es knallte ganz ordentlich, daraufhin wurde wieder Gas gegeben, das Motorboot schoss wieder aus der Bootsgasse - mittlerweile gab es viele Zuschauer für das Spektakel: Sowohl auf den beiden Kaimauern rechts und links der Motlawa als auch die Anwesenden der Schiffe in der Marina - alle konnten mit ansehen, wie man mit einem solchen PS-starken Gefährt besser nicht umgeht.
Die Motoren heulten zum wiederholten Male auf und eigentlich hätte der Steuermann vorwärts die Motlawa hinunterfahren können, aber er schaffte es, das Segelboot aus Rotterdam auch noch seitlich zu rammen - im Hafen schrien viele Menschen vor Schreck auf, als es heftig knallte. So etwas haben wir noch nie gesehen, ob der Steuermann unfähig oder betrunken wahr? Wir waren fassungslos.
Dann gab der Steuermann Gas und fuhr mit gemächlichem Tempo Richtung Hafenausfahrt und verschwand. Steffi hatte ein Foto vom Schadensverursacher und ist damit zum Hafenmeister gegangen. Er meinte, er würde den Fahrer kennen und der Skipper der niederländischen Jacht würde später wiederkommen, er würde ihn dann über den Unfall informieren. Ein Einschalten der Polizei wäre nicht nötig - das fanden wir ziemlich seltsam, wir hätten auf einer polizeiliche Aufnahme des Schadens bestanden.
Nach diesem Theater kehrte dann schnell wieder Ruhe ein, wir waren nur froh, nicht in der Angriffslinie des Motorbootfahrers gewesen zu sein.

Danzig ist nicht der schlechteste Ort, um abzuwettern. So beschlossen wir noch am späten Nachmittag mit der Straßenbahn den Ortsteil Oliwa zu besuchen und uns einen sehr schönen Park anzusehen. Ganz in der Nähe gibt es eine Filiale des Mandu, ein Piroggen-Restaurant, das wir in Danzigs Mitte schon gestern aufgesucht haben, wo wir aber zu lange hätten draußen anstehen müssen.
Also noch einen Versuch gestartet: Und siehe da, wir bekamen nach sehr kurzer Wartezeit einen Tisch zugewiesen. Die Wartezeit auf die Piroggen betrug etwa eine halbe Stunde, aber in der Zeit konnten wir den vier flinken Frauen zusehen, die unablässig in einer offenen Küche die Piroggen aus Teig ausrollten und mit diversen Füllungen belegten. In der Küche wurden diese dann gebacken oder in heißem Wasser gar gezogen. Unglaublich, was für eine Auswahl es hier gab. Salz oder Süß - alle erdenklichen Varianten, auch viele in der asiatischen Richtung, vegan, vegetarisch - hier gibt es für jeden Geschmack etwas. Die Preise waren sehr moderat, für ungefähr 6 - 8 Euro gab es eine sättigende Portion mit 8 - 10 Piroggen und abwechslungsreichen Saucen.
Frank bestellte traditionelle Piroggen mit Schweinfleisch, Zwiebeln, Speck und einer Knoblauchsauce, Steffi nahm frittierte Piroggen mit Schwein, Karotten, Pilzen und Sauerkraut mit einer Art "Sojasauce". Hm, das war ein Genuss.
Da wir auch die süße Variante probieren wollten, nahmen wir zusammen vier Hefepiroggen, die im Ofen gebacken wurden und mit Erdnussbutter, Himbeeren und weißer Schokolade gefüllt waren. Als Sauce gab es Sour cream - uih, das war ganz schön viel für uns. Tapfer verdrückten wir die Piroggen bis auf den letzten Bissen, aber wir waren ganz schön satt.
Raus aus dem Restaurant und ab zur Straßenbahn. Leider hatte es in der Zwischenzeit angefangen zu regnen, wir waren natürlich ohne Schirm unterwegs und es sollte dauern, bis unsere Linie kam. Außerdem hätten wir vom Bahnhof noch ca. 20 Minuten bis zur Marina laufen müssen - im Regen war das keine gute Vorstellung.


Also musste ein Taxi her. Mit Hilfe einer App, Free now, konnten wir unter diversen Anbieter auswählen und die Fahrt buchen. Es ging sehr schnell und einfach, nach wenigen Minuten sind wir dann abgeholt worden. Da die App den Standort von uns gespeichert hatte und ich nur noch angeben musste, wohin wir wollten, ging das ohne sprachliche Probleme.
Der Taxifahrer fuhr zwar ziemlich schnell (80 km/h statt der erlaubten 40 km/h), aber wir kamen sicher und trocken in der Marina an - und das auf regennasser Fahrbahn.
Da sich die Wettervorhersage in den letzten 48 Stunden permanent geändert hat, hat Frank nochmals genau die Vorhersage für die nächste Woche überprüft. Es sieht so aus, als wenn wir nicht nach Kleipeda (Litauen) übersetzen, sondern nach der Umfahrung des russischen Hoheitsgebietes (Kaliningrad) direkt Lettland anlaufen werden. Dann wäre unser erster Hafen in Lettland nach 170 sm Ljepaja.
Abhängig ist es davon wie sich das Wetter morgen früh darstellt. Wir müssen noch Wasser bunkern und eine Rolle am ersten Reff wieder "einbauen", da hatte sich auf der letzten Fahrt ein Splint gelockert und die Rolle ist aus dem Segel gefallen. Wir haben alle Einzelteile wiedergefunden, müssen aber nun einen günstigen Moment abwarten, das Großsegel hochziehen zu können und die Rolle wieder anzubringen. Bei dem heutigen Wind, der im Hafen stand, war das nicht möglich. Das 1. Reff ist wichtig, damit wir bei zu viel Wind die Möglichkeit haben, die Segelfläche zu verkleinern.
Außerdem müssen wir uns an den Brückenöffnungszeiten orientieren - sie öffnen zu jeder vollen Stunde für 20 Minuten und nach der Hebebrücke über die Motlawa müssen wir noch an der Tankstelle Diesel bunkern. Dann steht uns noch eine Fahrt von ca. 1 Stunde unter Motor bevor, bis wir auf der offenen Ostsee sind.
Falls wir Morgen den großen Schlag machen, sind wir über weite Strecken nicht über Mobilphone erreichbar. Das heißt auch der nächste Bericht kommt gegebenenfalls erst am Mittwoch Abend, wenn wir wieder in einem Hafen liegen.

- Hafentag 3
- Wetter: Morgens sonnig, ca. 14°C, später bewölkt und nicht viel wärmer. Abends, ab ca. 20 Uhr Regen - um 23 Uhr war es dann wieder trocken. Aber irgendwie frieren wir immer noch. Den ganzen Tag über gab es auch in der Stadt viel Wind, heute Abend ist er dann eingeschlafen.
- Erkenntnis des Tages: Piroggen sind köstlich - egal ob süß oder salzig.
Samstag, 18. Juni 2022
14. Törntag - 2 Wochen unterwegs - Hafentag in Danzig
Heute Morgen konnten wir dann richtig schön duschen und zum Hafenmeister, um uns anzumelden. Für eine Stadtmarina sind die Einrichtungen hier in der Marina Gdansk wirklich hervorragend. Mit PIN-Nummern ist alles gegen Nicht-Gäste geschützt und in einem sehr guten Zustand.
Der Hafenmeister war auch sehr freundlich und sprach hervorragend englisch, aber leider mussten wir das Schiff verlegen, weil unsere Box - direkt gegenüber dem Krantor - bereits für die nächste Nacht vergeben sei (ich schreibe diese Zeilen um 21:40 Uhr und bis jetzt liegt kein anderes Schiff dort :-( ). Egal, wir bekommen einen neuen Platz zugewiesen und beschließen, das Schiff gegen Mittag zu verlegen.
Nach dem Frühstück sind wir allerdings zuerst zur Tankstelle gelaufen, um uns zu erkundigen, ob sie auch am Sonntag geöffnet ist. Ja, ist sie und man kann auch mit Kreditkarte zahlen. Mittlerweile war die Luft sehr drückend und wir kehrten in einer Art Strandbar ein. Die Brücke zur Altstadt öffnete auch erst um halb elf, so dass wir noch etwas Zeit hatten, das Treiben auf Weichsel und Motlawa zu beobachten. Unglaublich wie viele Wasserfahrzeuge es hier mitten in der Stadt gibt. Von großen Traditionsseglern, Segel- und Motorbooten über das unvermeidliche Piratenschiff, Fähren, Tretbooten (mit Motor), Paddlern usw. sind die Wasserflächen mit Fahrzeugen übersät. Das haben wir so noch nie gesehen.
Zurück zum Boot ging es an das Verlegen, ein paar Plätze weiter in den Fluss hinein. Gestern hatten wir einer polnischen Crew, deren Stromkabel nicht bis zum Stromkasten reichte, unsere Kabeltrommel inklusive Adaptern geliehen - heute haben sie uns dankbar die Sachen zurückgegeben und dazu eine Flasche Prosecco. Danke, liebe Crew von der Susanna, darüber haben wir uns wirklich gefreut.

Danach wollten wir dann Piroggen essen, aber die Empfehlung von Silvia Jochim (vielen Dank an dieser Stelle nochmals) war so überlaufen, dass wir die Wartezeit von ca. 1 h nicht in Kauf nehmen wollten. Wir sind uns aber sicher, dass das Mandu eine sehr gute Adresse ist - bei dem Andrang, der dort herrschte.
Wir beschlossen dann, Torte zu essen und fanden schnell eine Piekarnia (=Bäckerei), in der wir lecker genießen konnten.

Auf unserem morgentlichen Rundgang hatten wir schon sehr viele Sehenswürdigkeiten gesehen, aber wir waren erschlagen und etwas überfordert von den vielen historischen und gut sanierten Gebäuden. Danzig ist 1945 zu 80% zerstört worden, aber man hat sehr schnell einen Wiederaufbau durchgeführt und somit die Altstadt in großen Teilen wiederhergestellt. Das ist schon beeindruckend anzusehen. Und das zieht enorme Menschenmassen an, die uns stellenweise überforderten. Wir sind uns nicht sicher, ob das nach der Einsamkeit der letzten Tage so schwierig geworden ist oder ob es an den zwei Coronajahren lag, die hinter uns liegen. Jedenfalls waren wir häufiger ziemlich genervt von den Menschenaufläufen, die sich in den engen Gassen und vor jeder Sehenswürdigkeit tummelten. Dabei ist noch nicht einmal Hauptsaison.

Wir beschlossen, an einer Stadtführung teilzunehmen und erhielten in der Tourist-Information die Auskunft, dass wir morgen um 10:45 Uhr an einer Führung auf deutsch teilnehmen können. Perfekt - dann werden wir pünktlich am "Goldenen Tor" sein.
Zunächst ging es dann für uns durch die Altstadt zurück zum Boot. Die Lage ist wirklich wunderbar, man sieht viel - und wird viel gesehen, das ist in Stadthäfen so. Aber unser Boot fällt hier auch nicht so sehr auf, zwischen den vielen Motoryachten, die sicher ein Vielfaches von unserem Schiff wert sind. Direkt gegenüber steht eine Hanse 575 (ein Segelschiff), die schon den ganzen Tag von jemandem aufgehübscht wird. Wir nehmen an, dass der Eigner heute kommen und das Schiff schon mal segelklar gemacht wird. Da sollten wir uns aber etwas täuschen.

Wir machten uns dann gegen 19 Uhr auf, Essen zu gehen. Direkt an der Marina sind mehrere Lokale, die nicht ganz so stark frequentiert werden wie die Restaurants in der Altstadt. Gegenüber auf der Hanse und auf dem Steg tat sich richtig was: Hostessen erschienen, ein Caterer baute sein Buffet auf, Champagner wurde gekühlt und immer mehr Personal tauchte auf. Oha, da bahnt sich eine Party an, ca. 5 Meter von uns entfernt - das kann ja heiter werden.
Derweil gehen wir an Land und ins erste Lokal - ups, auf der Speisekarte steht gar nichts passendes. Also ein Haus weiter ins Bazar. Sehr freundliche Bedienung, sehr leckeres Essen - es gab Pieroggi und Burger - einfach klasse. Und anschließend polnischen Wodka - sehr empfehlenswert.
Bei uns am Steg war mittlerweile die Hölle los: Die Hanse 575 wurde getauft, unter großem Jubel und Musik gab sich hier die Prominenz ein Stelldichein und wir quetschten uns durch zu unserem Schiff. Gegenüber liegen zwei alte Kutter mit (historischen) Seeleuten an Bord, die lauthals Seemannslieder grölen - eine Geräuschkulisse, wie man sie wohl selten hat.
Wir mittendrin und schreiben am Notebook - das hat schon was. Egal, die Stimmung ist auch bei uns gut und wir können uns morgen (fast) ausschlafen, Hauptsache, wir sind um viertel vor elf am Golden Tor zur Stadtführung.

- Hafentag 2
- Wetter: Morgens hat es geregnet, ca. 15°, dann riss der Himmel auf, ca. 27°. Der Wind frischte auch ziemlich auf, das machte die Luft gegen Abend wieder besser (24°C).
- Erkenntnis des Tages: Danzig ist eine sehr beliebte Stadt, auch außerhalb der Sommersaison.
Freitag, 17. Juni 2022
13. Törntag - Von Leba nach Danzig
Auch heute sind wir früh aufgestanden und bereits um 6:00 Uhr aus dem Hafen ausgelaufen. Leider waren noch alle Einrichtungen zu (Müllbox, Toilettenanlage und Steg), aber das hat uns nicht aufgehalten. Die Ausfahrt aus dem Hafen ging sehr gut, das Wetter hatte sich beruhigt.
Auf der freien See haben wir dann sehr zügig die Fock herausgeholt und sind mit achterlichem Wind und ca. 2 - 3 bft. gut vorwärts gekommen. Das Groß haben wir nicht herausgeholt, da es noch erhebliche Wellen gab und uns die Segel beim Schmetterling geschlagen hätten - leider macht sich auf Vorwind-Kursen der fehlende Ausbäumer bemerkbar.
Im Laufe des Tages frischte der Wind immer mehr auf, so dass wir schließlich mit über 6 kn/h unterwegs waren. Immer entlang an der Sandküste von Polen - unglaublich wie viele Sandstrände es hier gibt.
Insgesamt war die Fahrt sehr ereignislos, da sich kaum andere Boote mit uns auf der Route befanden. Ab und zu sahen wir am Horizont einen Frachter und auf der Strandseite Motorboote.
Wir hatten gestern Abend beschlossen, wenn es gut laufen würde, bis nach Danzig durchzufahren. 71 sm standen dann schließlich bei uns auf der Logge.

Bei der Einfahrt in die Danziger Bucht wurde es dann nochmal rummelig. Es kamen uns Schiffe entgegen oder kreutzen unseren Weg - plötzlich waren wir nicht mehr allein.
Vor Danzig sind zwei Verkehrstrennungsgebiete, hier gelten besondere Regeln für Segelschiffe. Verkehrs-trennungsgebiete sind quasi Straßen für Frachter, es gibt eine "Hin-" und eine "Rückspur". Für uns gilt, entweder in der entsprechenden Richtung am Rand mitzufahren oder, wenn man es queren muss, dies genau rechtwinklig zu tun. Sonst gibt es schnell Ärger mit der Küstenwache oder der Wasserschutzpolizei - es werden sogar Bußgelder verhängt, wenn man sich nicht an die Regeln hält.
Wir hatten eine gute Zeit erwischt und konnten ohne Schwierigkeiten das Verkehrstrennungsgebiet queren. Kurze Zeit später waren dort mehrere Containerschiffe, Fähren und Kreuzfahrer unterwegs - nochmal Glück gehabt.

Die Einfahrt in den Danziger Yachthafen ist nur unter Motor erlaubt und zieht sich ziemlich. Wir benötigten fast eine Stunde, bis wir gegenüber vom historischen Krantor in den Hafen einfahren konnten. Vorbei ging es an beeindruckenden Krananlagen und Werften. Es wurde Getreide, Kohle und Holz verladen und etliche Schiffe lagen in den Docks zweck Instandhaltung.
Leider war die Tankstelle schon geschlossen - wir müssen vor unserem nächsten Auslaufen aber unbedingt tanken, also heißt es morgen zu fragen, ob sie auch am Sonntag geöffnet hat. Sonst müssen wir morgen schon Diesel bunkern.
Besonders beeindruckt waren wir von der Einfahrt in die eigentliche Stadt. Es wurde links und rechts des Kanals gefeiert und viele Menschen waren auf dem Wassser unterwegs - wir sahen SUPs, jede Menge Paddler, einen VW-Käfer als Motorboot, das unvermeindliche Piratenschiff und unzählige weitere Wasserfahrzeuge. Es war aber trotzdem sehr entspannt, alle gingen nett miteinander um. So schoben wir uns immer weiter in die Stadt hinein und waren ganz glücklich, direkt am Anfang des Hafens einen guten Platz ergattern zu können. Wir gucken vom Schiff aus direkt auf die Altstadt und das Krantor. Das haben wir uns so gar nicht vorgestellt.
Hier in der Stadt ist es relativ warm und viele Menschen flanieren am Yachthafen entlang. Die Stimmung ist entspannt und wir genießen es, mitten im Rummel zu liegen und trotzdem etwas davon getrennt zu sein. Die Steganlage ist nur für Segler zugänglich und wird mit Wachleuten geschützt.
Wir werden zwei Nächte hier in Danzig verbringen, bevor es nach einem kurzen Zwischenstop in Hel (Polen) auf nach Litauen geht. Das wird nochmal ein richtig langer Schlag.

- Tagestripp: 71 sm
- Davon unter Segeln: 59 sm
- Wetter: Erst 2 bft, dann 3, später 4 - 5 bft., Welle bis 1,5 m, sonnig
- Fahrtzeit: 15 h
- Erkenntnis des Tages: Wir gewöhnen uns an die langen Tripps - früher sind wir maximal 30 sm am Tag gesegelt, in den letzten Tagen war es deutlich mehr und es hat uns Spaß gemacht.
Mittwoch, 15. Juni 2022 und Donnerstag 16. Juni 2022
11. und 12. Törntag - Ein langer Schlag von Kolobrzeg nach Leba
Endlich gab es ein gutes Wetterfenster, um weiter an der polnischen Ostseeküste entlang zu fahren. D.h. das Segeln war bei den vorherrschenden Windstärken an sich gar kein Problem, und auch die Windrichtung nicht. Aber die Häfen sind hier alle nicht sehr gut gegen den Schwell geschützt und da die Flüsse mit dem aufgewühlten Flachwasser eine teils gefährliche Verbindung eingehen, wollten wir nichts riskieren. Am Mittwoch, 15. Juni, brachen wir dann endlich gen Osten auf und waren um 9:00 Uhr in der Hafenausfahrt. Der Himmel war noch stark bedeckt, aber es gab keine Schaumkronen mehr auf dem Wasser und die Ausfahrt war sehr gut möglich.
Wir konnten unmittelbar danach auf Kurs (60°) gehen und segelten mit raumen Wind aus Nordwest/West bei 3 Beaufort in den Vormittag. Das machte richtig Spaß bis Nachmittags der Wind weniger wurde und wir doch noch den Motor angeworfen haben.
Gegen 18 Uhr konnten wir dann wieder beide Segel setzen und mit 3,2 - 3,5 kn kamen wir zwar langsam, aber stetig vorran. Da wir es nicht wirklich eilig hatten, war das niedrige Tempo für uns völlig in Ordnung.
Wir segelten über weite Strecken allein, manchmal sah man am Horizont einen Fischer oder einen Frachter. Weitere Segelboote machten wir nicht aus.
Der 15. Juni ist unser Hochzeitstag, aber ein großartiges Menü war auf der Fahrt nicht zuzubereiten. Also gab es für jeden von uns eine 5-Minuten-Terrine ("Hm, lecker hast du gekocht, mein Schatz!" - O-Ton des Ehegatten) und später noch Brote mit Rührei zum Abendessen. Auf See funktioniert zwar der Gasherd, aber es ist ein ziemlich wackeliges Unterfangen bei der Wellenbewegung am Herd zu stehen - das ist nicht wirklich lange zumutbar. Für die Nachtfahrt setzten wir aber Wasser auf, um Tee und Kaffee zubereiten zu können.

Zu diesem langen Törn (am Ende hatten wir ein Etmal = Tagestripp von 88 sm auf der Logge) hatten wir uns entschieden, weil wir um ein sehr großes Schießgebiet herum mussten, um in den nächsten Hafen in vertretbarer Entfernung zu kommen. Also überlegten wir nicht lange und verlängerten den Törn weiter bis zum nächsten Hafen, die 15 Seemeilen mehr machten den Kohl auch nicht fett. Außerdem war ein Nachttörn für unsere große Umfahrung Russlands, die nach Danzig auf dem Plan steht, eine gute Übung.
Wir beschlossen, im Zwei-Stunden-Rhytmus in den Nachtstunden Wache zu halten. D.h. Frank ging um 22 Uhr in die Koje und hatte zwei Stunden Zeit zu schlafen, in der Zeit hat Steffi an Deck gesteuert. Das ging mit dem Plotter hervorragend, der eine Nachteinstellung hat und den Monitor dann in roten Farben taucht. Das ist Augenschonend, so kann man die Umgebung gut beobachten, ohne dass die Augen sich daran gewöhnen müssen. Da wir AIS empfangen können, konnten wir frühzeitig sehen, ob sich ein anderes Schiff, wenn es AIS an Bord hat, auf Kollisionskurs mit uns befindet. Das war sehr hilfreich. Leider sendet die LUNA aber nicht aktiv unsere AIS-Daten, so dass wir nur über Radar für die Schifffahrt erkennbar sind. Nachts hat das Schiff aber Navigationslichter an, um mit dem bloßen Auge erkannt werden zu können.

Den ganzen Nachmittag, bis in die späten Abendstunden hinein, wurden wir über Funk auf Kanal 16 gewarnt, dass man sich den Kriegsschiffen, die im Manöver waren, nicht nähern sollte. Schnell konnten wir auch diese Schiffe ausmachen. In sicherer Entfernung zu uns standen sie im Schießgebiet und jenseits des Verkehrstrennungsgebietes und wurden von Helikoptern umkreist. Das war irgendwie unheimlich, aber wir wussten ja, dass diese Manöver aktuell verstärkt in der Ostsee ablaufen.
Das Sperrgebiet, welches wir umfahren mussten, war bis Mitternacht am Donnerstag gesperrt. Leider wurde auch am Feiertag (auch in Polen gibt es Fronleichnahm) geschossen, so dass es für uns keine Alternative gab.

Die Nachtfahrt an sich war ereignislos, wir rauschten mit Fock und Groß durch die Nacht und wurden auch, weil der Wind zunahm und der Kurs auf 90° geändert wurde, etwas schneller. Der erste Wechsel kam um Mitternacht und Frank übernahm das Steuer, Steffi legte sich aufs Ohr. Sie hatte etwas Bammel davor, im fahrenden Schiff zu schlafen und mit Übelkeit kämpfen zu müssen, aber das Schiff bewegte sich relativ gleichmäßig und es war gar kein Problem, einzuschlafen.
Um 2 Uhr dann der nächste Wechsel, als Steffi das Steuer wieder übernahm (gleiche Segelstellung, gleicher Kurs, ein Segelboot kam entgegen, sonst keine Ereignisse), konnte Frank sich erneut aufs Ohr hauen. Die Morgendämmerung begann schon sehr früh, gegen viertel nach drei war es bereits so hell, dass Steffi wieder ihren Roman weiterlesen konnte - natürlich mit wachen Sinnen, was um sie herum geschah.
Um vier Uhr der nächste Wechsel, dieses Mal ging das Einschlafen noch schneller. Um sechs Uhr wurde Steffi dann von Frank geweckt - noch eine Stunde und wir laufen in den Hafen ein.
Insgesamt war der Tripp wirklich gut zu bewältigen. Die Generalprobe hat also geklappt. Wir waren zwar ordentlich kaputt als wir um 8:00 Uhr dann endlich im Hafen von Leba festlagen, aber auch sehr glücklich, das so gut gemeistert zu haben. Und wir sind tatsächlich über weite Strecken gesegelt, das hat wirklich sehr gut geklappt.

Da uns beiden Schlaf fehlte, sind wir nochmal in die Koje und haben uns richtig ausgeschlafen. Wir beschlossen, im Ort etwas zu essen und sind gegen 12 Uhr dorthin gelaufen. Der Weg zog sich ziemlich und war gesäumt mit Tourifallen (Kebab, Pizza, Fisch etc.) und Souvenierläden. Die Stadt war voller Menschen, weil Feiertag war - uns war es teilweise viel zu viel Rummel.
Wir fanden aber ein sehr gutes Lokal, allerdings gab es kein Frühstück mehr (es war ja auch deutlich nach12 Uhr), so beschlossen wir, eine warme Kleinigkeit zu essen. Es gab Piroggen mit Ente, Apfel und Graupen (Steffi) und saftigen Zander auf Kartoffelpüree mit scharfem, roten Weißkohlsalat. Sehr lecker, die Zatoka Aniolow ist eine ehemalige Bäckerei, die sehr schön eingerichtet ist und eine hervorragende Küche hat.
Danach schlenderten wir noch ein wenig über sehr belebte Straßen und kamen auch an den unvermeidlichen Piratenschiffen vorbei. Irgendwie gibt es diese wie auch die Souvenierhändler in jeder Stadt an der Ostseeküste Polen.

Wieder im Hafen angekommen, beschlossen wir, uns Fahrräder auszuleihen. Der Hafenmeister lieh uns zwei Ein-Gang-Räder mit Rücktritt (so etwas sind wir seit Jahrzehnten nicht gefahren), aber ohne Klingel. Wir fragten wie weit es bis zur Wydma Laka ist, er meinte, ca. 8 km. Ok, dann auf zu einer der größten Wanderdünen Europas. Der Weg zog sich ganz schön, aber schließlich konnten wir unsere Fahrräder abstellen (gegen Gebühren) und die Düne erklimmen.
Unglaublich, was für ein großer Sandkasten sich vor uns auftat. Es waren einige Leute dort unterwegs, aber wir denken, in der Hauptsaison wird es noch viel schlimmer sein.
Der Weg zurück zog sich wieder ziemlich, aber schließlich kamen wir durstig und erschöpft wieder am Hafen an. Dort gönnten wir uns ein leckeres Bier in der Hafengastronomie und aßen Abendbrot auf dem Schiff. Zur Feier des Tages gab es Knoblauchmajonaise - ein altes Familienrezept, das auf keiner Feier bei den Sibbis fehlen darf. Dazu gab es im Backofen aufgebackene Mozzarella-Kräuter-Brötchen ... ein Festmal. Steffi hat nämlich vorgestern in einem Supermarkt Öl ergattert, das musste doch gefeiert werden ;-)
Aufgrund der guten Erfahrungen mit der Nachtfahrt werden wir nun morgen früh wieder sehr früh aufbrechen, um 55 sm bis zum Hafen Hel zu segeln. Das Wetter sieht gut dafür aus.
- 2-Tagestripp: 88 sm
- Davon unter Segeln: 67 sm
- Wetter: Zunächst dicht bewölkt, kein Regen, später aufgelockert, in der Nacht wieder leichte Wolken, 2 - 3, später 3 - 4 Beaufort, Wellen 0,5 m, Temperatur: tagsüber max. 16 ° C, Nachts kalte 9° C, morgens wieder 15° C. Ach ja: Den Supermond konnten wir auch kurze Zeit beobachten, bevor er wieder hinter Wolken verschwand.
- Fahrtzeit: 22,5 h
- Erkenntnis des Tages: Für 20 Zloty (= 4,38 Euro) bekommt man zwei Fahrräder für drei Stunden, eine Stunde Fahrradparkplatz oder 2 Piwa (= zwei große Bier)
Dienstag, 14. Juni 2022
10. Törntag - Hafentag in Kolobrzeg
Heute sind wir - wie gestern schon angekündigt - in Kolobrzeg im Hafen geblieben. Die heutige Windrichtung und -stärke waren für den nächsten Hafen zu viel. Also haben wir uns richtig ausgeschlafen und sind gegen halb eins mit Wanderschuhen und Regensachen in das Städtchen gelaufen. Der Himmel riss später aber noch auf und uns wurde wieder etwas wärmer. Im Schiff war es nämlich relativ kühl, bei 16 Grad Außentemperatur und 15 Grad Wassertemperatur war uns nach dicken Pullovern und Socken.
Als wir aber endlich unterwegs waren, war uns das Wetter besser gesonnen. So konnten wir durch einen herrlichen Buchen- und Kastanienwald etliche Kilometer entlang der Küste laufen. Ab und zu hörten wir das tosende Meer und einige hundert Meter sind wir auf dem festen Sand direkt an der Wasserkante gelaufen.
Die Wellen zu beobachten machte viel Spaß.
Zurück ging es dann über die Promenade mit sehr viel Publikumsverkehr und über weite Strecken wieder durch den Wald, in dem wir fast alleine waren.
Im Kurort Café stärkten wir uns bei Kuchen und Kaffee und waren, nach einem kurzen Stopp im Supermarkt, gegen 17 Uhr wieder am Schiff.

Steffi zog los, um Wäsche in der Marina zu waschen und zu trocknen, Frank machte derweil die Vorbereitungen fürs Abendbrot. Es sollte Gulasch geben. Bekanntermaßen ist das ein Schmorgericht, welches wir über fast zwei Stunden bei kleiner Flamme weich kochten. Es war sehr lecker, aber der Gasverbrauch war sicher nicht unerheblich - dabei müssen wir damit etwas sparsam sein. Egal, das Fleisch musste ja endlich verarbeitet werden. Beim nächsten Mal kaufe ich nur noch etwas zum Kurzbraten ein.
Nach dem Essen konnte Steffi dann die trockene Wäsche aus der Marina holen. Plötzlich klopfte es am Schiff. Unsere Nachbarn aus Lubmin, mit denen wir gestern schon kurz gequatscht hatten, standen am Schiff. Sie wollten uns eine Strommarke geben für die sie keine Verwendung mehr haben, weil sie morgen nach Bornholm segeln.
Kurzerhand luden wir die Drei aufs Schiff ein und bei ein paar Dosen Bier unterhielten wir uns nett über das Segeln in aller Welt. Es ist immer wieder schön, Gleichgesinnte zu treffen, die das Segeln genauso lieben wie wir. Sie fanden es beeindruckend, dass wir uns die Zeit nehmen, drei Monate die Ostsee zu erkunden. Wir dagegen finden es genial, an der Küste zu wohnen und die Segelreviere auf eigenem Bug zu ersegeln. Für uns kommt ein eigenes Schiff nicht in Frage, weil wir einfach zu weit weg von einem Gewässer wohnen, auf dem es sich zu segeln lohnt. Deswegen haben wir uns schon vor viele Jahren entschieden, diverse Reviere per Charterboot zu erkunden.
Gestern haben mich meine Eltern wieder einmal daran erinnert, warum ich dieses Nomadentum so liebe: Sie schrieben von einem Urlaub, in dem wir sechs Wochen mit dem Wohnwagen in Skandinavien unterwegs waren. Diese Freiheit, zu fahren wann und wohin man will - das habe ich bereits in meiner Kindheit sehr genossen. Mit dem Wohnwagen fremde Gegenden zu erkunden und immer seine "Heimat" dabei zu haben, auch das fand ich schon als Kind aufregend. Dieses Entdeckergen habe ich also von meinen Eltern und ich bin ihnen sehr dankbar für die vielfältigen Erfahrungen, die ich damit machen durfte. Auch Frank ist in seiner Kindheit und Jugend viel gereist. Uns gemeinsam ist, dass wir äußerst ungern mehrfach an einen Ort fahren - das ist z.B. auch beim Skilaufen so. Wir lieben es, Unbekanntes auf uns zukommen zu lassen und in unserer Welt immer wieder Neues zu entdecken. Deswegen ist auch diese Reise für uns so bedeutsam: Wir erleben hier jeden Tag neue Eindrücke und müssen uns auf die Gegebenheiten immer wieder neu einstellen - das ist einfach unser Ding.
Da ist so ein Hafentag natürlich nicht unbedingt in unserem Sinne, wir wären viel lieber weiter gesegelt. Aber manchmal siegt eben die Vernunft, und dann bleiben wir lieber im Hafen.
Gerade haben wir die Heizung angeworfen, es ist doch ziemlich schruppig heute. In den letzten Tagen sind wir sehr verwöhnt worden, vermutlich sind die jetzigen Temperaturen im Juni jedoch normal.
Montag, 13. Juni 2022
9. Segeltag Kolobrzeg - Kolobrzeg
Gestern Abend haben wir noch ausgiebig die Wetterkarten und die Seekarten sowie das Hafenhandbuch studiert. Wir wollten nach Darlowo (früher Rügenwalde - ja, da kommt ursprünglich der Wursthersteller her), eine Strecke von 34 sm - also gut zu schaffen. Was uns Sorgen machte, war der Eintrag im Hafenhandbuch, der besagte, dass die Hafeneinfahrt bei mehr als 5 bft. sehr gefährlich ist und man nicht einfahren sollte. Die Warnung liegt in der Flussmündung begründet. Hier fließt die Wipper in die Ostsee und es baut sich bei westlichen und nördlichen Winden eine gefährliche Welle auf, die so tückisch sein kann, dass Boot und Mannschaft in Gefahr geraten können.
Also wurde der Wetterbericht per Windy akribisch gecheckt. Die Vorhersage war eigentlich prima: 3 - 4 Beaufort, mit Böen bis 5 bft aus West. Das wäre eine gute Windrichtung für uns, nur die Wellenhöhe konnten wir nicht erkennen.
Der Plan war, möglichst früh raus zu fahren und am frühen Nachmittag in Darlowo einzulaufen, da der Wind zunehmen sollte. Nachts dann schon die erste Überraschung, es regnete - entgegen der Vorhersage. Aber gegen 8 Uhr sollte das Regengebiet durchgezogen sein.
Planmäßig standen wir um sieben Uhr auf, kurzes Frühstück unter Deck, weil es noch recht frisch war. Und dann los. Gegen halb neun fuhren wir aus der Hafeneinfahrt.
Da war noch nichts los bezüglich Ausflugsbooten, aber es stand bereits eine beachtliche Welle in den Hafen. Auch hier kann sich ordentlich was aufbauen, allerdings ist der Hafen (als einziger an der Ostseeküste Polens) gefahrlos bis Windstärke 9 anlaufbar.
Wir kämpften uns also durch den Gegenstrom - es hatte was von Whirlpool als Wellen der Ostsee auf den Flussstrom trafen. Die Luna hat einen guten Motor und ließ sich nicht vom Kurs abbringen, unsere Hoffnung war, dass es draußen nicht mehr so kabbelig sei.
Allerdings hat es mit Petrus irgendwie nicht ganz so funktioniert wie Windy vorhergesagt hat: Es regnete und die Wellen waren auch vor der Küste beachtlich, obwohl der Wind sich mit 4 bft deutlich in Grenzen hielt. Wir holten die Fock raus und ließen uns mit halbem Wind Richtung Osten mit über 5 kn/h treiben. Es war ein richtig schöner Tripp, nur ab und zu kamen sehr große Wellen von achtern, die uns heftig durchschüttelten.
Nach ca. 1 Stunde hatten sich die Regenwolken verzogen und die Sonne kam raus. Es war aber deutlich kühler als in den vergangenen Tagen, nur noch ca. 15 Grad (zuvor hatten wir schon 25 Grad).
Die Wellen passten leider so gar nicht zum Wind und nach etwa 2 Stunden Rauschefahrt kamen uns Bedenken ob der vor uns liegenden Hafeneinfahrt. Wir konnten uns ausmalen, wie es vor der Küste bei dem auflandigen Wind und insbesondere vor der Hafeneinfahrt in Darlowo aussehen würde - uns wurde bei dem Gedanken ziemlich mulmig.

Aber es hatte zunächst keiner von uns Beiden ausgesprochen. Da der Wind auch noch deutlich zunahm und die Wellenhöhe auch, hielten wir kurz Kriegsrat und beschlossen, umzukehren. Das wurde dann aber ein hartes Stück Arbeit, weil wir nun strikt nach Westen zurück mussten und Wind und Wellen gegenan hatten. Das war manchmal wie Achterbahnfahren - irgendwie konnten wir es immer noch nicht fassen, dass sich hier die Wellen dermaßen aufbauten. Der Wind war nämlich immer noch eher moderat zwischen 4 und 5 bft.
Zunächst versuchten wir hoch am Wind zu segeln, aber die Wellenbewegung bremste uns so extrem aus, dass wir den Jockel wieder anwerfen mussten.
Nach etwa zwei Stunden hatten wir die Einfahrt von Kolobrzeg wieder erreicht. Kurz zuvor waren zwei Piratenboote und ein altes Kriegsschiff, dass als Touriboot genutzt wird, herausgefahren und kamen quasi gleichzeitig mit uns vor der Einfahrt wieder an. Wir ließen einen Piraten vorfahren und das Kriegsschiff auch und schlossen uns dann an.
Die Fahrt in den Fluß hinein zwischen die beiden langestreckten Molen war ein irrer Ritt auf der Welle, mit 8 kn schossen wir in den Hafen hinein. Es ging alles gut und wir beglückwünschten uns nochmals zur Entscheidung, nicht in den Hafen von Darlowo einzulaufen, sondern umzukehren. Wenn es hier schon so extrem war, wie wäre es dann in der viel kleineren Zufahrt von Darlowo geworden.

So lagen wir schließlich um halb zwei wieder fest im Hafen - auf demselben Platz wie in der Nacht zuvor. Da das Wetter morgen nochmals heftiger werden soll, bleiben wir bis Mittwochmorgen hier.
Als wir alles klargemacht hatten und nach unten gingen, traf uns fast der Schlag: Im Schiff sah es ziemlich heftig aus: Alle Polster lagen im Salon auf dem Boden, die Klinke der Kabinentür war herausgefallen, alle Karten und Kissen lagen ebenfalls unten. In unserer Vorratskammer hatten sich etliche Teile selbstständig gemacht - aber es ist nichts kaputtgegangen. Die Tür war schnell wieder instand gesetzt und wir beschlossen, sorgfältiger bei der Abfahrt zu sein und wirklich alles, was nicht unmittelbar benötigt wird, zu verstauen, damit solche Wellen nicht zur Unordnung oder gar zu Schäden führen können.
Steffi konnte übrigens die ganz Zeit nicht nach unten gehen, das macht ihr Magen nicht mit. Am besten war es zu steuern - das hat auch zeitweilig richtig Spaß gemacht. Der Kurs nach Osten war eigentlich bei dem Wind optimal, nur die Rückfahrt war sehr anstrengend.

Nach dem Festmachen am Schwimmsteg sagte unser Nachbar uns, dass der Hafenmeister bis 14 Uhr erreichbar sei. Leider nahm es dieser sehr genau mit seiner Pause und verließ schon um zehn vor zwei das Kontor - ok, dann bezahlen wir halt heute Abend.
Wir sind dann ins Städtchen und haben uns auf der Strandpromenade einen leckeren Kuchen gegönnt und den Wellen am Strand zugesehen - ein herrlicher Anblick vor blauem Himmel. Im Gegensatz zu gestern war aber kein Schwimmer mehr im Wasser bis auf einen Tapferen.

Am Abend haben wir noch eine Videokonferenz mit unseren Kindern gemacht. Unser Sohn hatte heute Geburtstag, so kamen die Familie und die Freundin virtuell zusammen, um zu gratulieren. Erstaunlich, was alles per Smartphone möglich ist.
Im Anschluss mussten wir uns dann sputen, noch etwas zu essen zu bekommen. Wir landeten aus Zufall in einem sehr guten Restaurant mit leckerem Essen und einem tollen Kellner, der uns noch ein paar Brocken Polnisch beibrachte. Das "Domek Kata" ("Henkerhaus") ist wirklich eine Empfehlung - auch wenn die Einrichtung sehr plüschisch ist. Uns hat es jedenfalls hervorragend dort geschmeckt und wir haben uns sehr wohl gefühlt.

- Tagestripp: 22 sm
- Davon unter Segeln: 10 sm
- Wetter: Dicht bewölkt, leichter Regen, später aufgelockert, 3 - 4 Beaufort (in Böen 5), Wellen 0,5 - 1,5 m, Temperatur: max. 16 ° C
- Fahrtzeit: 5,5 h
- Erkenntnis des Tages: Man sollte seine Bedenken lieber frühzeitig äußern, sonst wird der Rückweg hart.
Sonntag, 12. Juni 2022
8. Segeltag Dziwnow - Kolobrzeg (Kolberg)

Heute wollten wir früh auslaufen, aber wir haben so gut geschlafen, dass wir erst um halb zehn abfahrtbereit waren. Das Frühstück haben wir zunächst ausfallen lassen, wir holten es später auf See nach - Zeit dafür hatten wir mehr als genug.
Die Ausfahrt aus der Dzine war sehr ruhig, wir wussten schon, dass wir heute sehr wenig Wind haben würden.
Nach der Hafenausfahrt wurde der Kurs 65° angelegt und wir motorten bis Mittag unter einer dichten Wolkendecke. Dann riss der Himmel auf und der Wind erwachte allmählich. Schließlich konnten wir mit Groß und Fock einen Amwind-Kurs segeln und brachten es auf immerhin 2,1 - 2,5 kn/Stunde. Das ist nicht wirklich schnell, so ließen wir die polnischen, endlosen Sandstrände an uns langsam vorbeiziehen und vertrieben uns die Zeit mit Nichtstun.
Ab und zu sah man hinter dem Strand sehr große Hotelkomplexe, viele noch im Bau, manche sahen aus wie riesige Kreuzfahrtschiffe.
Ansonsten gab es fast keine Abwechslung. Außer uns segelte bzw. motorte kein anderes Segelschiff auf unserer Route. Einmal kam ein Motorboot vom Strand auf uns zugerast und umkreiste uns - auch für die Strandbesucher gab es wohl wenig Abwechslung, außer uns.

Doch, eine Abwechslung gab es alle paar Seemeilen: Wir sichteten Fischerfähnchen. Wenn das passiert, wird es anstrengend und rätselhaft - die Crew starrt dann angestrengt aufs Wasser: Wo steht noch ein Fähnchen? Hängt zwischen den beiden Fähnchen ein Stellnetz oder sind dort nur Reusen befestigt (= keine Gefahr für uns). Gelten hier dieselben Regeln wie in Deutschland? Kann man um die Fähnchen herumfahren oder kostet das zuviel Zeit? Übrigens tauchen die Fähnchen immer aus dem Nichts auf und man denkt, ach, das ist nur eins, und dann kommt noch eins und noch eins und noch eins ...
Wir hatten Glück: Alle Fahnen konnten wir passieren, ohne uns in einem Netz zu verfangen. Aber das wird uns noch häufiger begegnen.

Exkurs: Was hat Segeln eigentlich mit überreifen Bananen zu tun? Nun, nach einiger Zeit ist man mit blauen Flecken übersät, man glaubt nicht, woran man sich Kopf, Arme und Beine stoßen kann und wie häufig man vor dieselben Stellen läuft. Ich frage mich, ob das irgendwann aufhört. Im Moment jedenfalls sehen wir beide ziemlich "bananenmäßig" aus.
Das Schiff ist für zwei Personen wirklich komfortabel, wir freuen uns sehr, die Luna gechartert zu haben. Das Cockpit ist sehr groß und auch im Salon gibt es ausreichend Platz. Was uns fehlt, ist Stauraum - das ist aber für Schiffe dieses Alters (die Luna ist Baujahr 2019) nicht unüblich. In älteren Schiffen gibt es insbesondere im Salon und in den Kabinen kleine Schränkchen (Schapps), hier hat man stattdessen Fenster eingebaut - was das Schiff im Inneren schön hell macht, aber eben wenig Stauraum bietet. Dieses Schiff hat aber eine Besonderheit: Anstelle von zwei Kabinen achtern gibt es eine (sehr große) Liegefläche in der Kabine hinten auf der Backbordseite (links, wenn man Richtung Bug sieht) und auf der anderen Seite des Motors eine kleine Abstellkammer. Das ist sehr praktisch, dort haben wir unsere Segelsachen und weitere Kisten gestapelt. In der Achterkabine, die wir zurzeit nicht nutzen, stehen ebenfalls Taschen und Kisten, u.a. die Bücherkiste und unsere Schuhsammlung in einer weiteren Kiste. Außerdem Decken, die wir nicht brauchen, Kissen, die Angel von Frank, wenn sie nicht in Aktion ist usw.
Wir schlafen im Bug. Dort ist zwar nicht so viel Platz für die Füße, aber wir fühlen uns dort sehr wohl.

Nach fast neun Stunden konnten wir dann in Kolobrzeg einlaufen. Wir meldeten uns ordnungsgemäß über Kanal 12 beim Kapitanat an und erhielten eine Einfahrtgenehmigung. Das Bedienen des Funkgeräts ist für mich (Steffi) immer wieder ungewohnt und in Englisch mit jemandem sich zu verständigen, ist auch erst mal etwas holperig. Aber erfahrungsgemäß gewöhne ich mich schnell daran.
Beim Einfahren hatten wir zwei Piratenschiffe (Ausflugsboote in Form von alten Koggen) Vorfahrt gelassen, so kamen wir uns nicht in die Quere. Die Einfahrt vorbei am alten Leuchtturm war beeindruckend. Ganz am Ende des Kanals standen lauter Wegweiser "Guests" - so fandenwir sehr gut die Marina Solna. Die Anlage ist sehr groß und bietet tolle Sanitäranlagen, alles noch sehr neu.
Beim Hafenmeister wurde es dann etwas schwieriger wegen meiner Sprachkenntnisse (Polnisch kann ich leider so gar nicht), aber mit Händen und Füßen konnte ich alles bekommen, was wir brauchten: Strom, WLAN-Passwort und den Code für den Steg und die Sanitäranlagen.


Noch einen Anleger und dann ging es schnell ins Städtchen, der lange Tripp hatte uns hungrig gemacht. Wir landeten im Siedem Swiatow, einem Wildrestaurant, und konnten leckeren Wildschwein- und Rehbraten genießen.
Im Anschluss haben wir uns noch Kolberg angesehen. Auf der wundervollen Seepromenade mit Seebrücke konnten wir einen tollen Sonnenuntergang bewundern. In Kolberg gibt es darüber hinaus sehr schöne Parks mit einem uralten Baumbestand und tollen Wasserspielen zu sehen.

- Tagestripp: 34 sm
- Davon unter Segeln: 14 sm
- Wetter: Dicht bewölkt, später wolkenlos, 1 - 2 bft., erst aus West, später auf Nordwest drehend, Wellen 0,2 m, Temperatur: 16 - 19 ° C
- Fahrtzeit: 9 h
- Erkenntnis des Tages: Miodowa (Honigschnaps) ist leckerer als Limoncello.
Samstag, 11. Juni 2022
7. Segeltag Swinemünde/Swinoujscie - Dziwnow
Wir hatten heute nur einen kürzeren Schlag von etwa 20 Seemeilen geplant, deswegen konnten wir ausschlafen und sind erst gegen halb elf ausgelaufen. Dabei erwischten wir ein gutes Zeitfenster und kamen ohne Fähren oder Kreuzfahrer aus der Swine heraus.

Kurz hinter der Hafenausfahrt konnten wir den Kurs 70° (grobe Richtung: Osten) anlegen und holten Groß und Fock heraus. Da der Wind aus Südwest/West kam, konnten wir mit halben bzw. raumen Wind sehr schön segeln. Gegen Mittag zog auch die dichte Wolkendecke auf und wir genoßen die ruhige Fahrt bei strahlendem Sonnenschein entlang endloser Strände. Es gab keine nennenswerten Wellen, keine Fischernetze, die man sonst umfahren müsste, und keine anderen Segler auf unserem Weg.
So konnten wir in Ruhe lesen (Steffi :-)) und uns mit der Angel beschäftigten (Frank :-)). Leider war uns das Angelglück weiterhin nicht hold, so dass wir planten in Dziwnow essen zu gehen.
Um 16:00 Uhr kam die Hafeneinfahrt in Sicht, jetzt frischte auch der Wind etwas auf und wir konnten die letzten Seemeilen mit 6 Knoten Fahrtgeschwindigkeit zurücklegen - das ist schon ganz beachtlich.

Erst kurz vor der Einfahrt in die Dzine, die dem Ort den Namen gibt, machten wir den Motor an um die Segel zu bergen. Die Einfahrt in den Fluss war einfach möglich, da wir ablandigen Wind hatten. Ab Windstärken mit 5 Beaufort aus West oder nördlichen Richtungen sollte man hier nicht mehr einlaufen.
So konnten wir bei besten Verhältnissen den Fluss aufwärts fahren. Der kleine, aber sehr moderne Hafen befindet sich kurz vor einer Hebebrücke, die stündlich öffnet.
Das Anlegemanöver klappte sehr gut - Steffi hat es auch geschafft, den Schwimmsteg zu betreten (und nicht zu springen), ohne direkt wieder herunter zu fallen.
So lagen wir um halb fünf fest und genoßen noch eine Weile das gute Wetter an Deck.

Die Anmeldung beim Hafenmeister funktionierte reibungslos aufgrund seiner sehr guten Deutschkenntnisse. Um 18 Uhr meldeten wir bei ihm an, duschen gehen zu wollen - wir bekamen daraufhin einen Schlüssel ausgehändigt und konnten die sehr modernen, sauberen Sanitäranlagen nutzen.
Dieser Hafen ist wirklich empfehlenswert und kostete mit Strom und Duschen etwa 18 € für die Nacht.

Langsam meldeten sich unsere Mägen und wir machten uns zu Fuß auf in die Stadt. Es stellte sich schnell heraus, dass es allerorten Pizza oder Kebab gab, wir suchten aber eher nach etwas bodenständiger, polnischer Küche.
Nachdem wir ein paar Runden durch den Ort gedreht hatten, setzten wir uns beim ersten Restaurant in der Nähe des Hafens auf die Terrasse - da waren wir schon eine Stunde zuvor vorbeigekommen ...
Die Spezialiät hier war Fisch und so bestellten wir beide Dorsch, auf unterschiedliche Art zubereitet. Es war sehr lecker und die Portionen waren üppig. Zurück zum Hafen und aufs Schiff. Im Marina-Cafè wird gefeiert, die Musik sorgt für eine nette Stimmung im Hafen.

- Tagestripp: 19 sm
- Davon unter Segeln: 16 sm
- Wetter: Dicht bewölkt, später wolkenlos, 2 - 3 bft., erst aus West, später auf Nordwest drehend, Wellen 0,2 m, Temperatur: 18-24 ° C
- Fahrtzeit: 6 h
- Erkenntnis des Tages: Mit Restaurants ist es wie mit Parklücken: Wenn man die erste Gelegenheit nicht nutzt, kann es länger dauern, bis man was findet und dann doch die erste Möglichkeit nimmt.

Auf der Karte sieht man unseren bisherigen Tripp: In einer Woche von Lübeck bis Dziwnow - insgesamt sind wir 219 sm unterwegs, davon 97 sm unter Segeln.
Freitag, 10. Juni 2022
6. Segeltag Thiessow (Rügen) - Swinemünde (Usedom)
Heute haben wir unser erstes Etappenziel erreicht: Die polnische Ostseeküste :-)
Wir sind heute um halb zehn aus dem Hafen von Thiessow ausgelaufen. Eigentlich sollte Steffi ablegen, aber es hatte sich ein Tampen an Land verklempt und das Ablegemanöver war etwas holperig. Letzendlich sind wir gut aus dem Hafen herausgekommen und in den den engen Tonnenstrich eingelaufen.
Im Hafenbüro wurde vor der Versandung der Rinne gewarnt und insgesondere davor, neben den Tonnen herzufahren. Wir waren also vorgewarnt und hielten uns strikt an die Weisung.
Vor uns war noch ein anderer Segler ausgelaufen und ein kleines Segelschiff - so dachten wir - ankerte neben dem Tonnenstrich. Beim Näherkommen sahen wir, das dieses aber nicht ankerte, sondern festsaß. Der Segler vor uns übernahm die Leine vom Havaristen und versuchte diesen freizuziehen.
Frank musste sehr gut aufpassen, nicht aufzulaufen und in der Rinne zu bleiben, die an dieser Stelle nur wenige Meter breit war. Unser Tiefenmesser schlug wiederholt an, irgendwann konnten wir aber vorbeifahren und den Havaristen und den Abschlepper passieren. Leider schaffte es das Segelboot aber nicht, den anderen freizuschleppen. Wir boten an, den Hafen zu kontaktieren, aber man wollte einen weiteren Versuch wagen.

Nach diesem Erlebnis sehnten wir uns nach tieferem Wasser, dies ist aber im Greifswalder Bodden nicht verbreitet. Also hieß es einige Stunden den Tonnenstrich genau einzuhalten, wollten wir nicht auch aufsitzen.
Das Wetter verwöhnte uns weiterhin, auch wenn der Wind etwas stärker sein könnte. Aber heute konnten wir endlich mal wieder über weite Strecken segeln.


Kurz vor unserem Ziel überfuhren wir unsere erste Landesgrenze: Wir haben unser erstes Etappenziel erreicht und sind in Polen - natürlich wurde extra die polnische Gastflagge gehißt.

Die Einfahrt nach Swinemünde im strahlenden Sonnenschein war ein Erlebnis. Wir waren vor einigen Jahren schon einmal hier, aber der Gästehafen ist deutlich ausgebaut worden.
Hier gibt es Schwimmstege, die leider etwas tückisch sein können, wie wir schnell feststellten. Frank fuhr einen Schwimmsteg an, Steffi vorne am Bug, die abwartete, wann sie an Land bzw. auf den Schwimmsteg springen konnte. Dazu muss man den richtigen Abstand einschätzen. Hinzu kommt, dass Schwimmstege eine seltsame Dynamik entwickeln - die Steffi schnell kennen lernte. Ein Sprung, der Schwimmsteg ist viel tiefer als gedacht, die Landung hart und das Gleichgewicht halten unmöglich, ab in den Bach ...
Mit einem großen Platscher fiel Steffi in das Hafenbecken, die Leine von der Luna aber noch in der Hand. Frank ist ebenfalls auf den Schwimmsteg geklettert, aber er war deutlich geschickter und ist auf den Beinen geblieben, so konnte er die Luna zunächst hilfsmäßig vertäuen und dann Steffi aus dem Hafenbecken helfen.
Alles grün :-( (voller Algen) und das Bein etwas verschrammt - tropfnass wurde dann die Luna richtig verholt und festgemacht. Nach dem "Trockenlegen" erstmal einen Anleger, den hatten wir uns verdient. Und Manöverkritik, damit wir beim nächsten Mal besser anlanden.
Auf den Stadtgang verzichteten wir, in Swinemünde waren wir schon zweimal zuvor - außerdem sind wir hundekaputt von so viel Sonne und Wind. Also noch ein Abendessen an Bord und die Route für die nächsten Tage festlegen.

- Tagestripp: 39 sm
- Davon unter Segeln: 21 sm
- Wetter: Mix aus Sonne und Wolken, später wolkenlos, 2 - 3 bft., erst aus West, später auf Nordost drehend, Wellen 0,3 m
- Fahrtzeit: 10 h
- Erkenntnis des Tages: Das erste Bad war unfreiwillig, aber kalt war das Wasser nicht.
Ein Blog von Steffi & Frank Siebelhoff
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