Teil 5 - Schärensegeln in Finnland

Mittwoch, 20. Juli 2022

46. Törntag Mariehamn - Gräddö (Schweden)

Heute soll es also nach Schweden gehen: Die Wettervorhersage stimmt uns optimistisch, dass wir dorthin segeln können und wir werden direkt morgens mit strahlendem Sonnenschein begrüßt. Allerdings war die Nacht sehr kalt, das Minimum lag bei 6 Grad. Wenn der Unterschied zwischen Innentemperatur und Außentemperatur zu groß ist (das fängt bei einer Außentemperatur von etwa 10 Grad oder weniger an), verwandelt sich unsere Koje in eine Tropfsteinhöhle. So wird man morgens schon mal von einem Tropfen ins Gesicht geweckt - weniger schön, aber leider nicht zu ändern. Es wird Zeit, dass die Nächte wieder wärmer werden. Tagsüber sind heute tatsächlich 28 Grad in Gräddö angesagt, mal sehen, ob das passt.

Doch zunächst heißt es ablegen, bereits um 20 vor neun machen wir uns auf den Weg Richtung Südwesten. Zunächst müssen wir motoren und haben Glück: Keine Fähre kreuzt unseren Weg, nur Paddler sind bereits unterwegs, auf die wir genauso achten müssen wie auf die Riesen, wenn sie denn vorhanden sind. Da wir ein sehr befahrenes Fahrwasser kreuzen, rechnen wir jederzeit mit Fähren - die aber erstaunlicherweise ausbleiben. Das bleibt tatsächlich bis Schweden so.

Die Außenschären vor den Toren Mariehamns sind sehr karg und kaum noch bewaldet. Aber es sieht trotzdem magisch aus, wenn man langsam an ihnen vorbei zieht. An der "Ausfahrt" sind auf der Insel mehrere Gebäude und ein großes Seezeichen zu sehen - von weitem könnte man meinen, eine Fähre würde dort liegen. 

Nachdem wir den Tonnenstrich hinter uns gelassen haben, können wir Segel setzen. Wir hissen das Groß und holen die Fock heraus - ab geht die Post. Mit über sechs Knoten hoch am Wind nähern wir uns der Schärenküste Schwedens. Das macht viel Spaß, weil auch die Welle ziemlich klein ist und wir gurgelnd über die See gleiten. Wir freuen uns, dass auch die Sonne scheint - wir haben gar nicht damit gerechnet, mit solchen Bilderbuchbedingungen über die Alandsee zu segeln.

Gästehamn Gräddö - leider etwas unruhig wegen des Schwells durch vorbeirasende Motorboote, sonst aber idyllisch gelegen

Unser Ziel liegt am nördlichen Ende des Stockholmer Schärengartens und wir sind schon gespannt, wie sich die Schären von denen in Finnland unterscheiden. Tatsächlich sind sie noch mehr bewaldet und der Fels ist weniger rötlich, sondern mehr grau. Und hier ist viel mehr "Leben" auf den Inseln, alle Sommerhäuser scheinen bewohnt zu sein, unglaublich viele Motorboote sausen hin und her, Jetskis hüpfen in den Motorboot-Wellen und ab und zu kommt ein Segelboot entgegen. Nachdem wir so lange in sehr einsamen Gegenden unterwegs waren, ist es ganz komisch, so ein Gewimmel um sich zu haben. Die Schweden machen offensichtlich Ferien in ihrem Land wie ein Finne meinte. Er wunderte sich vor ein paar Tagen, dass so wenige Schweden in Finnland Urlaub machen. Hier sind andererseits auch nicht viele Finnen.

Der Hafen Gräddö soll ca. 30 Gästeliegeplätze haben. Da es erst 14 Uhr ist als wir uns dem Hafen nähern, gehen wir davon aus, noch eine freie Boje zu bekommen. Tatsächlich sind noch drei Boje frei und wir legten einwandfrei mit dem Heck an die Pier an. Das führte zu etwas seltsamen Blicken bei den Schweden, die grundsätzlich mit dem Bug zum Steg anlegen. Über den Bug klettern ist bei der LUNA aber eine äußerst halsbrecherische Aktion, insbesondere für uns Frauen. Also bevorzugen wir, mit dem Heck anzulegen. Dieses Mal hat es gut geklappt und  wir sind erleichtert, den Steg ohne Verrenkungen erreichen zu können. Es steht allerdings erheblicher Schwell im Hafen, weil die vielen Motorboote mit hoher Geschwindigkeit ein- und ausfahren und alle zur Tankstelle wollen. Jedes Mal werden wir und der gesamte Steg ordentlich durchgeschüttelt - hoffentlich ändert sich das heute Nacht.

Nach und nach leerte sich der Steg, offensichtlich haben viele Segler angelegt, um hier etwas einzukaufen oder einen Kaffee trinken zu gehen. Die Fika (gesprochen mit langem i) ist die Kaffeepause der Schweden und eine sehr beliebte Mahlzeit. Also sind wir nach dem Anlegen auch los und haben eine Fika genommen: Im Brygg Café. Dazu gab es ein Stück Möhrenkuchen und einen unbezahlbaren Ausblick auf die Schären. Plötzlich sprach uns eine ältere Frau an, die ein sehr gutes Deutsch sprach. Es stellte sich heraus, dass sie Anfang der 60er Jahre an der Sporthochschule in Köln zur Sportlehrerin ausgebildet wurde, als eine von 27 schwedischen Studierenden. Außerdem war sie mit einem Deutschen viele Jahre verheiratet, bis dieser vor einem Jahr verstorben ist. Sie berichtete von zwei harten Coronajahren, in denen ihr Mann und sie nicht das Haus verlassen hätten aus Angst vor Ansteckung. Ja, der schwedische Weg hat viele Opfer gefordert, vor allem bei der älteren Bevölkerung.

Am Abend haben wir uns dann den Grillplatz gesichert und lecker Würstchen und Koteletts gegrillt. Dazu gab es Kartoffeln und eine schmackhafte Gemüsepfanne - der kleine Hafen und der Ausblick auf das Wasser waren eine tolle Ergänzung zum guten Essen.

Wir haben übrigens nicht nur Finnland hinter uns gelassen, sondern auch die Zeitzone erneut gewechselt. Jetzt ist es wieder genauso spät wie in Deutschland. Wir sind aber noch auf "finnische Zeiten" eingestellt, das wird wohl noch ein wenig dauern, bis wir wieder in der richtigen Zeit angekommen sind.

Morgen wollen wir erneut zeitig herausfahren, es liegen etwa 35 Seemeilen vor uns, die wir gern wieder segelnd überwinden möchten. Es soll erneut warm, ach was: heiß werden. Es sind sogar 32 Grad angesagt. Heute war schon ein Rekord-Hitzetag mit 28 Grad. Mal sehen, wie es morgen wird. Allerdings ist es auch heute beim Fahren relativ frisch gewesen, so dass wir mit langen Hosen und langärmeligen Pullovern bzw. Jacken an Bord saßen, das änderte sich erst nach dem Anlegen.

  • Tagestripp: 39 sm 
  • Davon unter Segeln: 28 sm
  • Wetter:  Sonne, Sonne, Sonne :-), morgens noch recht kalt mit 12 Grad, später 28 Grad in Gräddö, 3 - 4 bft. aus Südosten - perfektes Segelwetter für die Überfahrt von Finnland nach Schweden
  • Fahrtzeit: 8 h
  • Erkenntnis des Tages: Steffi fragt sich, ob in der gemischten Sauna Badekleidung erwünscht ist - eine Schwedin, die sie befragt, meinte: Das würde jeder selbst entscheiden. Bernd war besser informiert: Da stehen doch Piktogramme an der Tür: Nur Bikini und Badehose erlaubt  ... Also: Piktogramme (richtig) lesen, ist hilfreich.

Dienstag, 19. Juli 2022

45. Törntag Kökar - Mariehamn (Hauptstadt der Aland-Inseln)

Die Nacht vor Anker war sehr ruhig, kein Schwell störte und das Schiff bewegte sich kaum. Wir genoßen die Aussichten in der Bucht, überall Land, so schien es, da die Einfahrt sehr verwinkelt ist.

Eigentlich hatten wir geplant, früh auszulaufen, aber die Wetterverhältnisse haben sich erneut über Nacht geändert, so dass wir erst gegen halb acht den Hafen verlassen haben. Die ersten Seemeilen gingen über enge Passagen durch Felsen und Inselchen hindurch, bis das Wasser etwas offener wurde. Der Himmel war klar und es sollte gegen Mittag etwas mehr Wind geben.

Zunächst waren wir ganz allein unterwegs, das änderte sich aber im Laufe des Tages stark. Als wir zurück blickten auf Kökar, sahen wir, dass sich Nebel rund um die Insel gebildet hatte, wir fuhren aber mit klarer Sicht weiter. Nebelbänke entstehen hier schnell, davor hatten wir etwas Respekt. Aber die Sommersonne hat diese dann auch recht schnell wieder aufgelöst wie wir später feststellten.

Heute hatten wir nicht nur Wetterglück, sondern wir haben auch zweimal Seehunde gesehen. Einer sonnte sich ausgiebig in unserer Nähe ohne sofort abzutauchen, was bei den anderen Sichtungen stets der Fall war.

Zunächst mussten wir also motoren, dann kam Wind auf. Er war moderat und wir konnten mit Groß und Fock gen Westen gleiten. Auf dem Halbwind-Kurs erzielten wir sagenhafte 7,7 kn - und das bei sehr wenig Welle. Herrlich, dass endlich mal wieder das Wasser vom Segeln gurgelte und nicht der Motor röhrte.

Leider habe ich nicht die Höchstgeschwindigkeit mit dem Fotoapparat "erwischt"

Also wir uns dem Hauptfahrwasser näherten wurde es dann voll: Etliche Segelyachten kamen uns entgegen oder fuhren mit uns. Fähren kamen eine nach der anderen und mussten sich teilweise durch lautes Hupen die Vorfahrt erkämpfen. Fähren haben immer, unter allen Umständen und zu jeder Tageszeit Vorfahrt - nur ärgerlich, wenn man gerade so gut ins Segeln gekommen ist und dann seinen Kurs wegen eines trötenden Riesen ändern muss. Wir hatten bis zum Hafen Glück - uns ist keine Fähre zu nahe gekommen.

In Mariehamn gibt es zwei Häfen, wir haben für heute den Westhafen, direkt neben der Viermastbaak "Pommern" ausgesucht. Die Pommern ist ein ehemaliger P-Liner, der als Getreidefrachter auf den Weltmeeren gefahren ist und jetzt als Museumsschiff dient. Die Schwesterschiffe der Pommern, die Passat in Travemünde und seit 2021 die Peking in Hamburg, werden ebenfalls als Museumsschiffe genutzt.

Wir haben uns nach dem Anlegen Mariehamn angesehen und sind lecker essen gegangen. Die sanitären Anlagen hier im Hafen sind sehr gut, so dass die Crew sich dort gut frisch machen konnte. Das Hafengeld ist für Finnland im mittleren Bereich mit 37 Euro, darin sind Strom und Sauna enthalten. Alles in allem war der Hafen eine gute Wahl für Mariehamn.

Morgen geht es weiter nach Westen: Unser Ziel liegt nördlich des Stockholmer Schärengartens. Wir sind schon sehr gespannt darauf, ob sich die schwedischen von den finnischen Schären unterscheiden.

  • Tagestripp: 38 sm 
  • Davon unter Segeln: 16 sm
  • Wetter:  Sonne, Sonne, Sonne :-), in Mariehamn 20 Grad, erst wenig Wind, dann 3 - 4 bf. - super Segelwetter
  • Fahrtzeit: 8 h
  • Erkenntnis des Tages: Manchen Crewmitgliedern ist schnelles Am-Wind-Segeln lieber als in einer ruhigen Bucht zu ankern.

Montag, 18. Juli 2022

44. Törntag Kasnäs - Kökar (südöstlichste Aland Insel)

Die Nacht war heute sehr kurz, bereits um 6 Uhr wollten wir den Hafen verlassen. Das hat wunderbar geklappt und wir sind mit sehr wenig Wind gestartet. Also den Motor an. 54 sm lagen vor unserem Bug, wir hofften, dass der Wind wenigstens etwas stärker werden würde. Aber zunächst hieß es stundenlang zu motoren. Bis auf den Steuermann legten sich alle wieder hin und holten den verpassten Schlaf nach. Das ging mit Motorgebrumm und ohne Welle ziemlich gut, auch der Steuermann nahm sich eine Auszeit. So dass irgendwann alle gut erholt wieder an Deck saßen.

Die Schären hier im Süden sind deutlich flacher und karger als auf der bisherigen Route, die Fahrwasser waren aber weiterhin eng, so dass wir erneut streng nach Karte gefahren sind.

Teilweise waren die Inseln, aber auch die Bojen so nah, dass man sie hätte anfassen können. Es gab keine Welle zwischen den zahlreichen Schären, fast wie auf einem Binnensee glitten wir dahin. Nachmittags konnten wir dann auch endlich Segel hochziehen und mit fast 6 Knoten uns unserem Ziel nähern: Kökar, das ist die südöstlichste Insel der Aland-Inseln.

Beim Überfahren des 21° 10 E-Längengrades waren wir in den Aland-Inseln, die zwar finnisch sind, aber einem besonderen Selbstbestimmungsrecht unterliegen. Weil sie auch eine eigene Flagge haben, mussten wir die finnische blau-weiße Flagge gegen die aländische tauschen, die ein gelb-rotes Kreuz auf blauem Grund zeigt. Unsere fünfte Flagge haben wir damit in unseren Wanten flattern :-)

Das Segeln war richtig schön, wir rauschten durch die Fahrwasser und erzielten eine gute Durchschnittsgeschwindigkeit. Windrichtung und -stärke passten und wir hatten alle Spaß zunächt mit halbem Wind, dann mit Am-Wind-Kurs durch die Schärenwelt zu segeln.

Als der Hafen Sandvik in Kökar in den Blick kam, ahnten wir es schon: Der Hafen war sehr voll. Beim Nähern konnten wir keine freien Bojen erkennen. Also haben wir den Hafenmeister angerufen, der dann zum Steg kommen wollten - wir konnten aber nichts sehen. Die Lösung, einen anderen Hafen aufzusuchen, haben wir wieder verworfen, weil bei uns im Hafenbuch stand, dass in der Saison dieser Hafen sehr voll sein würde. Wir wählten dann einen Ankerplatz für die Übernachtung - das erste Mal für Frank und Steffi in der Ostsee. Im Mittelmeer haben wir schon vielfach geankert, aber hier noch nie. Es hat gut geklappt, der Anker hält und jetzt genießen wir die Ruhe vor Anker.

Smutje Bernd in Aktion - es gibt Nudelpfanne Bologneser Art

Wenn man vor Anker liegt, hat man keinen Strom und kein WLAN (was in Finnland aber noch in keinem Hafen gut verfügbar war). Also wurde Essen auf Gas gekocht - Dank an Smutje Bernd - und ansonsten können wir uns auch gut ohne Landanschluss versorgen. Aber es ist schon ein wenig abenteuerlicher als im Hafen zu liegen. Hier gibt es viele Vögelgeräusche und auch Schafe haben wir schon gehört, aber nicht gesehen. Immer wieder kommt eine Fähre vorbei. Uns gefällt es hier gut, zwei weitere Segler haben sich dazu gesellt und ankern ebenfalls in der Bucht vor dem Hafen.

Frank hat seinen ersten Fisch gefangen - allerdings war er so klein, dass er wieder schwimmen gehen durfte. Vielleicht kommt ja doch noch ein größerer Fisch auf die Idee, an die Angel zu gehen ...

Unser Ausblick aus dem Cockpit beim Ankern

  • Tagestripp: 53 sm 
  • Davon unter Segeln: 20 sm
  • Wetter:  zunächst sonnig, später bewölkt, ca. 20 Grad, Wind erst sehr zurückhaltend, danach eine gute 3 ... damit konnten wir gut segeln
  • Fahrtzeit: 11 h
  • Erkenntnis des Tages: Es gibt immer eine Chance, zu bleiben. Und wenn es vor Anker ist.

Sonntag, 17. Juli 2022

43. Törntag Hanko - Kasnäs

Heute sollte es endlich wieder losgehen. Also sind wir früh aufgestanden und haben Hanko verlassen. Leider stand der Wind wieder deutlich gegen uns, so dass wir die gesamte Strecke motoren mussten. Auch war es weiterhin ziemlich kalt - dick eingemummelt haben wir dann die Seezeichen gesucht und sind schön im Tonnenstrich gefahren. Das machen die Finnen nicht unbedingt, aber die kennen ja ihr Revier. Heute sind uns auch sehr sehr viele Finnen entgegengekommen, so dass wir gedacht haben, unser angepeiltes Ziel ist sicherlich nicht überlaufen. Damit haben wir uns aber ziemlich getäuscht.

Die Fahrt an sich war ereignislos und wir hatten zwar heftigen Gegenwind, aber fast keine Welle. Jedenfalls wären die Wellen auf der freien Ostsee deutlich höher gewesen, als hier zwischen den Schären. So waren auch die Böen gut auszuhalten und wir sind schnell vorangekommen.

Die Schären hier sind deutlich karger als wenn man weiter in die Schären hineinfährt, da wir uns im Außengürtel befinden. Es gibt insgesamt über 50.000 Inseln und Inselchen in den finnischen Schären und in den Åland-Inseln und viele davon tragen (schwedische) Namen. Hier lebt die schwedische Minderheit und viele Bezeichnungen sind deswegen auf schwedisch. Wenn man wissen möchte, ob mehr finnische Finnen oder mehr schwedische Finnen irgendwo hier leben, muss man auf die Straßenschilder sehen: Wenn das schwedische Wort oben steht, auf dem zweisprachigen Schild, dann leben mehr Schweden im Dorf oder in der Stadt, wenn das finnische oben steht, sind die Finnen in der Mehrheit - und man wechselt die Schilder aus, wenn die Mehrheiten wechseln - sehr demokratisches System.

Morgen werden wir die "Grenze" zwischen Finnland und Åland überschreiten, diese liegt etwa auf dem Breitengrad 21°10' E, dann müssen wir auch die Flagge wechseln.

Beim Einlaufen in den Hafen "Kasnäs" haben wir dann ziemlich gestaunt  - alle Plätze belegt oder reserviert. Ein Mann hat uns dann gewunken und erklärt, dass der Platz eigentlich nicht für Gäste sei, wir könnten aber eine Nacht dort bleiben. Uff, nochmal Glück gehabt.

Das Bojenmanöver funktionierte trotz einem ziemlichen Gegenwind im Hafen sehr gut. Hier in Kasnäs treffen viele Linien, die durch die Aland-Inseln führen, zusammen und viele Crews wechseln hier - das war auch heute an vielen Schiffen der Fall. Hier gibt es eine gute Infrastruktur mit ganz neuen sanitären Anlagen (natürlich mit Sauna), einem Geschäft und einem Restaurant, das wir Abends getestet haben. Allerdings waren wir vom Essen etwas enttäuscht: Sehr übersichtliche Portionen und leider kalt - das geht besser.

Morgen laufen wir sehr früh aus, wir haben eine Menge Seemeilen vor der Brust.

  • Tagestripp: 22,5 sm 
  • Davon unter Segeln: 0 sm :-(((
  • Wetter:  Wolken, Wolken und Wolken, aber keine Regenschauer, viel Wind aus Nordwest mit 5 bf. in Böen 6, aber relativ wenig Welle, bibberkalte 15 Grad
  • Fahrtzeit: 5 h
  • Erkenntnis des Tages: Jetzt sind wir in den Sommerferien in Finnland angekommen: Die Häfen werden voll. Wir versuchen jetzt, vorzureservieren, das ist aber nicht ganz so einfach, da viele Häfen keine Reservierungen annehmen.

Samstag, 16. Juli 2022

42. Törntag Hanko - Hafentag 14 - Bergfest

Nach einer relativ ruhigen Nacht, in der der Wind in den Wanten tobte, aber kaum Schwell im Hafen stand, beschlossen wir, erneut einen Hafentag einzulegen. Die Wettervorhersage sah Windstärke 5 mit Böen 7 voraus und das war uns zum Segeln etwas zu viel. Zudem der Wind nach wie vor aus der Richtung kam, in die wir wollten: Strikt aus Nordwest. Der Himmel war dunkelgrau und es sollte den ganzen Tag regnen. Das hat es aber gar nicht, es war erstaunlich häufig sogar sonnig. Allerdings lagen die Temperaturen deutlich unter 15 Grad, wir fanden es insbesondere im windigen Hafen sehr kalt. Nacheinander gingen wir alle in die Sauna bzw. Duschen, um uns aufzuwärmen - hier sind wirklich sehr schöne sanitäre Anlagen. Wie häufig in Finnland üblich, wieder getrennt: Ein Häuschen für Männer, ein Häuschen für Frauen.

Also war ein weiterer Landgang angesagt. Wir ließen uns mit der Fähre übersetzen und suchten ein Café. Schnell wurden wir fündig: Im Garten einer alten Villa konnten wir sogar im Windschatten draußen sitzen. Wie in Finnland  häufig üblich, musste man drinnen bestellen und Kaffee und Kuchen nach draußen holen.

Als wir in das Gebäude traten, waren wir überrascht: Nicht nur gab es hier leckeren, selbstgebackenen Kuchen und guten  Kaffee, sondern auch einen Laden mit ausgefallenen Kunsthandwerkersachen und ein Antiquariat. Alles war sehr geschmackvoll eingerichtet, junge Leute schmissen den Laden und wir ließen uns Schokoladentorte, Blaubeerkuchen und Kirschkuchen schmecken.

Allerdings musste man auf seinen Kuchen aufpassen: Ein junger Mann, der sein Stück Kuchen unbeaufsichtigt auf dem Tisch neben uns stehen ließ, um seinen Kaffee zu holen, staunte nicht schlecht, als er wiederkam: Eine Horde von Raben und Möven zangte sich um das Kuchenstück. Wir hatten schon versucht, mit lautem Rufen und Klatschen die Tiere zu vertreiben, aber keine Chance. Daraufhin bekam er vom Café ein neues Stück Kuchen.

Im Anschluss sind wir noch auf eine große Schäre geklettert, die mitten in Hanko liegt. Darauf steht eine Kirche und ein Wasserturm, von dem man eine tolle Aussicht über die Stadt und die Bucht sowie die vorgelagerten Schären hat.

Nach einem Spaziergang durch die Stadt sind wir noch über einen Food Markt geschlendert, der direkt am Hafen seine Zelte aufgeschlagen hatte. Der Stand mit dem Schweizer Käse hat es uns dann angetan: Wir haben uns eingedeckt, um an Bord den leckeren Sbrinzer genießen zu können. Ein kleines Stück Luxus muss auch mal sein. Rita hat noch die Gelegenheit genutzt, um süße Leckereien einzukaufen, die unser Abendessen abrundeten.

Heute ist Bergfest: Frank und Steffi sind seit sechs Wochen unterweg und weitere sechs Wochen liegen vor ihnen. Uns kommt es nicht so vor, als wenn es schon so lange ist, unterwegs zu sein. Wir haben uns gut an das Bordleben gewöhnt und freuen uns auf die nächsten 42 Tage hier an Bord. Natürlich mussten wir das Bergfest auch begehen: Wir stießen mit Sekt und Wodka an und aßen dazu die Leckereien vom Markt.

An Bord hat Bernd erneut den Kochlöffel geschwungen, es gab gebratenen Lachs mit Brokkoli, Kartoffeln und Dill-Zitronen-Creme-Fraiche. Sehr lecker - so geht es uns doch trotz des ungeplanten Hafentages ganz gut.

Wir sehen uns nochmals das Wetter und die Route für morgen an: Wir sollten morgen früh auslaufen, damit wir vor 15 Uhr in einem Hafen sind, weil danach die Böen wieder auf 7 auffrischen sollten. Wir suchten also einen Hafen, der gegen nordwestliche Winde geschützt lag und der es dennoch ermöglicht, von dort aus weiter in den Westen zu gelangen - schließlich wollen wir am Ende der Woche in Stockholm sein.

Freitag, 15. Juli 2022

41. Törntag Ekenas - Hanko

Mit dem Blick aufs Wetter sind wir früh aufgestanden und um 8:40 Uhr bereits unterwegs gewesen. Im Hafen war noch alles ruhig, auch die Nacht war ungetrübt, kein Schwell, kein Krach - alles super. Das Ablegen klappte auch prima, so konnten wir gut in den Tag starten.

Wir hatten leider zunächst gar keinen Wind und dann nur gegenan. D.h. wir fuhren ununterbrochen unter Motor. Einmal haben wir versucht, die Segel hochzuziehen, aber der Wind war zu gering. Das änderte sich kurz vor dem Ziel, da blies es dann ordentlich über das Wasser. Aber es gab so gut wie keine Welle, das ist der Vorteil, wenn man zwischen Schären segelt.

Hanko ist ein Hafen, der von vielen genutzt wird, um Crewwechsel vorzunehmen oder um nach Estland zu segeln - die kürzeste Strecke nach Estland sind 35 sm, das nutzen einige Crews. Außerdem kommt man hier nach Hanko gut von Turkus Flughafen hin. Deswegen ist hier einer der größten Häfen der Ostsee beheimatet. Etwa 400 Segel- und Motorschiffe finden hier Platz. Die Promenade ist gesäumt mit Restaurants und Buden, in denen Wassersportbedarf verkauft wird. Außerdem ist heute ein Foodmarkt aufgebaut, der viele Menschen anzieht.

Saunahaus im Hafen Itämeren (Hanko)

Die Stadt hat schöne Parks und viele Villen aus der Zarenzeit, damals fanden es die russischen Fürsten schick, hier ihren Sommerurlaub zu verbringen. Weiterhin ist Hanko für eine Regatta bekannt (sie fand am letzten Wochende statt) und für gute Tennisspieler. An jeder Ecke befindet sich hier auch ein Tenniscourt.

Wir haben zunächst im Hafen getankt, allerdings mussten wir einige Kreise im Hafen ziehen, weil vor uns ein paar Motorboote ebenfalls tanken wollten - die Tankstelle war wirklich gut besucht. Außerdem nehmen wir an, dass die Chartercrews, die morgen ihre Schiffe abgeben müssen, auch noch volltanken werden. Deswegen nutzten wir die Gelegenheit direkt bei der Ankunft im Hafen. Der Liter Diesel kostet hier 2,53 €, da wir fast 80 Liter benötigten, kam unsere Rechnung auf 199 €. Die Öl- und Gaskrise ist offensichtlich auch in Finnland angekommen.

Im Anschluss haben wir im Hafen auf einer Insel angelegt. Da auch hier im Hafen ein deutlicher Winddruck zu spüren war, legten wir mit der Steuerbordseite an einem Schwimmsteg an und liegen hier vergleichsweise ruhig. Der Wind heult in den Wanten, aber es gibt so gut wie keinen Schwell. Mal sehen, was die Nacht noch so bringt, da der Wind noch deutlich auffrischen soll. Außerdem soll es wieder regnen und zwar die ganze Nacht über. Es ist wirklich schade, dass wir aktuell so ein Schlechtwettergebiet durchfahren müssen. Insbesondere für unsere Gäste. Aber das Wetter haben wir eben nicht im Griff.

Denkmal für Auswanderer, die zwischen 1880 und 1930 Finnland verlassen haben, um in Kanada und den USA ein neues Leben anzufangen. Ca. 370.000 Personen haben in dieser Zeit das Land über Hanko verlassen.

Der Hafen verfügt über tolle Saunen (wie häufig hier üblich Männlein und Weiblein getrennt) und hat einen Shuttledienst per Boot zum Festland. Leider funktioniert das WLAN gar nicht. Irgendwie scheinen die Finnen da nicht so viel Wert drauf zu legen. Die Preise hier im Hafen sollen die höchsten in ganz Finnland sein: Wir zahlen 60 € - das war auch für uns der Höchstpreis bislang. Und das Waschen und Trocknen kostete extra 9,50 €. Dafür bekommt man aber ordentlich was zu sehen, hier im Hafen ist mächtig was los. Und wir sehen auch alte "Bekannte" wieder, Finnen und einen Iren, den wir schon in Jurrasö getroffen haben. Wir fallen natürlich auf mit der deutschen Flagge und der gelben Fahne in der Saling. Darauf wurden wir auch schon häufiger angesprochen. Für uns hat die Fahne den Vorteil, dass wir unser Schiff im Stangenmeer immer wiedererkennen.

Zum Abend hin beschlossen wir, Essen zu gehen. Auswahl gibt es hier reichlich und wir entschieden uns für das Makana Restaurang, welches sehr gute Bewertungen im Internet aufweisen konnte. Die Bedienung war sehr aufmerksam, sprach deutsch (das ist wirklich extrem selten auf unserem Törn) und das Essen kam sehr schnell. Es schmeckte allen ausgezeichnet, die Preise waren finnisch-hoch. Aber alle waren sich einig, dass das eine sehr gute Wahl war. Das dachten auch viele andere - der Laden war zum Schluss richtig voll.

Leider ist für die nächsten Tage keine Wetterbesserung in Sicht: Der Wind soll zunehmen und die Regenschauer auch. Wir haben für morgen die Route weiter Richtung Westen geplant und mehrere alternative Häfen eingeplant, falls uns das Wetter zu nervig werden sollte.

  • Tagestripp: 22 sm 
  • Davon unter Segeln: 0 sm :-(((
  • Wetter:  Wolken, Wolken und Wolken, Regenschauer, erst kein Wind, dann 4 - 5 bf., keine Welle, 17 Grad max.
  • Fahrtzeit: 4 h
  • Erkenntnis des Tages: Beim Segeln gibt es zwei Zustände, die man nicht gebrauchen kann - zu wenig Wind oder zu viel Wind. Heute hatten wir beides, bzw. die Windrichtung muss auch noch stimmen.

Donnerstag, 14. Juli 2022

40. Törntag - Jussarö - Tammissaari/Ekenas

Heute Morgen sind wir bereits um 8:00 Uhr zum Frühstücken ins Café Ön gegangen. Wir bekamen für 8 €/Person eine leckere Auswahl: Porrigde, Tomaten, Gurken, Salami, Käse, Brot und Brötchen, Butter, Eier, Joghurt und Säfte, dazu Kaffee, Tee oder Kakao. Es hat uns gut geschmeckt und gegen neun Uhr ging es wieder aufs Boot, wir wollten heute nur etwa 17 sm bis zum nächsten Hafen segeln. Da aber starke Winde mit Böen von 6 bft. vorhergesagt waren, sind wir nicht zu den Außenschären, sondern in das Innere der Schärenwelt, zur Stadt Tammisaari oder auf schwedisch: Ekenas, gefahren. Mit uns waren eine ganze Reihe von Segelbooten unterwegs  - wie an einer langen Schnur gezogen folgten alle den Fahrrinnen. Dafür haben wir den ganzen Tag keine Frachter oder Fähren gesehen, nur Freizeitboote sind hier unterwegs. Übrigens haben nur sehr wenige Finnen AIS, im Gegenteil zu den Esten oder Letten, wo wir häufig das einzige Boot, ohne AIS waren. Was uns auch auffällt: Hier sind die Schiffe in der Regel größer als im Baltikum. Aber in den Häfen ist trotzdem häufig nur sehr geringer Tiefgang möglich, z. B. kann in dem von uns angepeilten Hafen nicht getankt werden, vor der Tankstelle ist es lediglich 1,20 m tief - wir benötigen mindestens 1,80 m, wenn man noch etwas Sicherheit einrechnet (unser Tiefgang ist 1,56 m). Also müssen wir wohl morgen tanken fahren.

Da wir Westwind hatten und zunächst einen Kurs strikt nach Westen fahren mussten, war der Motor wieder gefragt. Später konnten wir aber schön mit halbem Wind und auf Vorwindkursen die engen Fahrwasser besegeln. Das machte schon Spaß, ordentlich Wind zu haben (4 - 5 bft.), aber keine Welle. Ab und zu war der Wind ganz weg, wenn Inseln in abdeckten, kurz danach kam er in voller Stärke wieder in das Segel. Es war spannend, immer wieder die nächsten Seezeichen zu suchen und trotz Wind und engen Rinnen segeln zu können. Das ging tatsächlich bis kurz vor den Hafen.

Es blieb auch - im Gegensatz zu gestern und zu heute Nacht - trocken. Aber der Wind nahm zügig zu. So waren wir erleichtert, bereits gegen 13 Uhr den Hafen von Ekenas zu sehen. Als wir näher kamen, stellten wir fest, dass der Hafen bereits gut belegt war. Oje, was machen wir denn nun. Also den Hafenmeister angerufen, der meinte nur, am Gästesteg wäre noch was mit Heckbojen frei.

Wir sahen noch genau zwei freie Bojen. Frank ist dann an eine herangefahren und beim ersten Versuch haben wir sie leider nicht einfangen können. Beim zweiten Mal hatte Bernd mehr Glück und konnte den Tampen durchziehen.

Wir mussten mit dem Bug nach vorne anlegen, was für den Landgang sehr unbequem ist. Aber anders wären wir nicht in die enge Lücke gekommen. Es passte so gerade. Gut, dass am Steg ein hilfsbereiter Segler stand, der die Leinen angenommen hat. Das Herabklettern über den Anker ist allerdings eine Sache für sich.

Alle waren froh, dass trotz der nun heftigeren Böen das Manöver so gut funktioniert hat. Der Wind drehte den ganzen Tag über immer mehr auf, jetzt wäre es bestimmt nicht mehr so schön, unterwegs zu sein. Es ist jetzt auch vergleichsweise kühl mit ca. 17 Grad (um halb sechs).

Ab zum Hafenmeister und das Hafengeld bezahlen. Hier wurden mit Strom nur 25 € fällig, das hat uns etwas erstaunt. Es gibt auch eine Sauna, Toiletten und Duschen. Insgesamt macht der Hafen einen guten Eindruck. Nach dem Anleger sind wir dann in die Stadt gegangen, wir wollten Kaffee trinken und Kuchen essen.

Im Anschluss daran sind wir noch durch die Gamle Stan gebummelt, die Altstadt von Ekenas. Dieser Teil des Festlandes, in dem wir uns nun befinden, hat als Hauptsprache schwedisch. Die Straßenschilder sind alle zweisprachig in finnisch und schwedisch gehalten, aber die meisten Einwohner sprechen schwedisch, sind aber Finnen. Uns erleichtert das etwas die Verständigung, da uns das Schwedische geläufiger ist als das Finnische.

Heute Abend wollen wir in Hafennähe Essen gehen, für morgen haben wir im Supermarkt lecker eingekauft. Wenn die Einkäufe verstaut sind und die Mannschaft geduscht ist, geht es los ins Städtchen. Da die Finnen immer sehr früh Essen gehen, werden wir auch spätestens um halb sieben losziehen.

  • Tagestripp: 16 sm 
  • Davon unter Segeln: 7 sm
  • Wetter:  Weiß-blau getupfter Himmel, Wind von 3 - 5 bft. mit Böen aus West, keine Welle, ca. 17 Grad
  • Fahrtzeit: 4 h
  • Erkenntnis des Tages: Schärensegeln benötigt viel Zeit, wegen der vielen engen Fahrwasser - aber es ist unbeschreiblich schön.

Mittwoch, 13. Juli 2022

39. Törntag - Porkkula - Jussarö

Es trommelte heute Nacht schon heftig aufs Kajütdach: Eine sehr große Regenfront zog über die finnische Schärenwelt. Das würde heute ein nasser Segeltag werden. Wir frühstückten früh und fuhren um kurz nach neun aus dem Hafen. Alles war noch ruhig, kein Wind, keine Welle und kein Regen.

Die Regensachen hatten wir alle parat und, was in Finnland üblich ist, die Schwimmwesten angelegt. Gut eine Stunde blieb es noch trocken, dann kamen Regenhosen, Regenjacken, Gummistiefel und Südwester zum Einsatz. Die Inselwelt um uns herum versank im grau-in-grauen Regen, Himmel und Meer waren kaum zu unterscheiden. Glücklicherweise zog aber kein Nebel auf, der hier häufig, auch in den Sommermonaten, die Sichtweite erheblich verringert.

Wir fuhren strikt nach Tonnenstrich, die Inselwelt hier ist sehr vielfältig. Auf fast jeder Schäre stehen Ferienhäuser und Saunen. Manchmal sehr futuristisch mit viel Glas und LED-Beleuchtung, meistens aber eher traditionell mit Holzhäusern. Überall private Anlegestellen und Ankerbojen, vielfach waren die Häuser auch belegt, das sieht man an den beflaggten Fahnenmasten. Dann sollte man diese Insel nicht anlaufen.

Das Fahrwasser war stellenweise beeindruckend eng. Es ging dann zwischen hohen Felsen her, es öffneten sich Buchten, u.a. mit Häfen (sehr schön: Älgsjölandet) und Seilfähren, dann wurde es wieder ganz eng. Eine Vielzahl von Segel- und Motorbooten war wie wie unterwegs, ausgerechnet an den engsten Stellen traf man sich dann. Aber es hat immer gut gepasst, alle sind hier sehr aufmerksam und grüßen freundlich die seltenen Deutschen hier oben am 60. Breitengrad.

Unser Ziel heute ist Jussarö, eine Insel, die durch ein riesiges Eisenerzvorkommen bekannt geworden ist. Der Hafen wurde schon vor 700 Jahren urkundlich erwähnt. Die Eisenerzförderung ist mittlerweile Geschichte, an Land zerfallen die Gebäude der Fördergesellschaft und werden von Pflanzen überwuchert - der Mensch greift hier nicht mehr ein. Wir haben uns allerdings diese Geistergebäude nicht angesehen, die Mine wurde bereits 1967 stillgelegt. Allerdings können wir im Hafen noch die Verladerampe der Erze erkennen, heute ist eine Fähranlegestelle.

Die Insel ist dafür bekannt, dass die Kompasse der Schiffe durch die großen Eisenerzvorkommen stark abgelenkt werden. Das ist für uns heute uninteressant geworden, weil wir überwiegend mit GPS navigieren. Aber wenn man mal den Kompass benutzen sollte, muss man diese Missweisung mit berücksichtigen.

In einer Regenpause auf dem Weg nach Jussarö haben wir ein kleineres Segelboot gesehen, das mittels Paddeln angetrieben wurde. Es war ja kein Wind und offentlich war der Außenborder nicht intakt. An Bord saßen zwei Personen mit jeweils einem Paddel und einer stand am Steuer. Wir fragten, ob wir helfen könnten. Das wurde verneint und man versuchte, den Motor nochmals anzuwerfen: Stotternd kam er in Gang und die Crew bedankte sich für unser Hilfsangebot. Wir hoffen, das Segelboot ist mit Motorunterstützung noch bis zum Bestimmungsort gekommen.

Kurz danach fing es sehr heftig an zu Regnen. Wir verzogen uns teilweise unter Deck - bis auf den Steuermann, weil es im Cockpit trotz Bimini sehr nass wurde. Leider mussten wir die gesamte Zeit motoren, einmal haben wir Groß und Fock herausgeholt, aber bei 3 Knoten Wind war einfach nichts zu wollen.

Aufgrund der hohen Geschwindigkeit von mehr als 6 Knoten unter Motor haben wir unser Ziel schon am frühen Nachmittag erreicht. Wir liegen in einer Bucht, die  nach Nordwesten geöffnet ist, längsseits am Kai. Das kostet einen Aufschlag von 10 €, die Alternativen an Heckbojen oder Schwimmstegen haben uns aber nicht so behagt. Dafür gibt es Strom. Der restliche Komfort ist allerdings eher spartanisch: Kein Wasser, keine Abfallentsorgung, keine Duschen. Aber 2 Trockentoiletten und eine Sauna (in die wir heute nicht gegangen sind). Im Café Ön kann man frühstücken: Das wollen wir morgen machen, da unser Brotvorrat sehr klein geworden ist.

Nach unserem kurzen Inselbesuch haben wir an Bord Kaffee getrunken und dazu Gebäck aus dem Café Ön genossen. Plötzlich fing es wie aus Kübeln an zu schütten - das wurde im Cockpit zu kalt und nass. Wir verzogen uns nach unten. Der Regen hörte erst gegen 21 Uhr wieder auf - das war ziemlich frustierend. Außerdem schwankt unser Boot am Kai immer wieder heftig. Hier läuft eine gute Welle herein. Alle Boote im Hafen schwanken im Schwell hin und her - die Nacht wird sicher unruhig, zudem weitere Regenfälle und auch Gewitter angesagt sind.

Wir haben erstmal lecker an Bord gegessen und dann die Route für Morgen gemacht. Aufgrund der Wetterverhältnisse werden wir in das Innere des finnischen Schärenarchipels Tammisaari "abtauchen" und bis zur Stadt Tammissaari (auf schwedisch: Ekenas) segeln - die Windrichtung sollte morgen jedenfalls stimmen und auch die Windstärke.

  • Tagestripp: 33 sm 
  • Davon unter Segeln: 0,85 sm - :-(((
  • Wetter:  Dicke Regenwolken, teilweise heftige Schauer, teilweise trocken, keine Welle, kein Wind
  • Fahrtzeit: 6 h
  • Erkenntnis des Tages: So ein Regentag gehört auch dazu. Es ist natürlich schade, dass das mit Gästen an Bord so ist, aber das Wetter lässt sich nunmal nicht beeinflussen.

Dienstag, 12. Juli 2022

38. Törntag - Hafentag 13 in Porkkula

Wir haben heute ausgiebig gefrühstückt und es uns den ganzen Tag gut gehen lassen. Gegen Mittag gab es einen heftigen Regenschauer,  danach verzogen sich die Wolken und es wurde etwas wärmer. 

Heute sind wir nochmals über die Halbinsel gewandert und haben einen tollen Ausblick genossen.  

Im Anschluss haben wir dann im Hafenrestaurant doch noch Pizza gegessen. Sie schmeckte überraschend gut. 

Zum Abschluss des Tages haben wir dann noch ein Kartenspiel gespielt und sind zeitig ins Bett: Morgen möchten wir früh aufbrechen. 

Montag, 11. Juli 2022

37. Törntag - Helsinki - Porkkula

Wir frühstückten heute in Ruhe, da wir nur 24 sm vor der Brust hatten. Das Wetter versprach sonnig zu werden, mit 21 Grad angenehm warm und (hoffentlich) ohne Schauer. Das Ablegen im Hafen war schon etwas tricky, da mit uns mehrere Fähren den Hafen und das Fahrwasser nutzen wollten. Da die Berufsschifffahrt Vorrang hat, haben wir etwas im Becken gekreiselt, bevor es raus in die Schären ging.

Die Fahrt war wunderschön: Rechts und links zogen bewaldete Inseln an uns vorbei, manche waren ganz klein, andere so groß, dass eine Vielzahl von Sommerhäuschen darauf zu sehen waren. Viele Inseln hatten Anlegestege und Saunahäuschen, es war wirklich sehr romantisch, an ihnen vorbei zu gleiten.

Wir hatten keine Wellen und konnten einige Strecken segeln, allerdings kam später der Wind gegenan, so dass der Motor wieder in Aktion trat. Aber es war ein Genuß durch die Inselwelt zu gleiten. Stets mussten enge Fahrrinen berücksichtigt werden und überall standen Kardinalzeichen sowie rote und grüne Tonnen, die die Fahrwasser kennzeichneten.

Überall sahen wir kleine Häfen in den Buchten, unser Ziel heute ist ein kleiner Hafen auf der Halbinsel Porkkula. Hier gibt es für Gäste ca. 25 Plätze, ein Restaurant, sanitäre Anlagen und einen kleinen Selbstbedienungsladen mit dem Nötigsten. Eine Sauna kann für 40 €/Stunde gemietet werden - Ok, darauf verzichten wir heute mal. Auch das Restaurant wurde von uns nicht besucht, die Pizzen kosteten zwischen 17 und 22 Euro und trafen auch nicht den Geschmack vom Skipper. Also kochten wir an Bord und genoßen beim Abendessen einen wundervollen Blick auf die Bucht. Wir haben uns wirklich einen friedlichen Platz ausgesucht.

Sehr ärgerlich war, dass wir erneut fast einen Schäkel verloren hätten: An der Rollfock hatte sich der Splint schon komplett aus dem Gewinde gedreht, ein heftiger Windstoß und unsere Rollfock wäre unbrauchbar geworden. Gut, dass Bernd "das Adlerauge" mit technischem Verständnis auf den Schäkel aufmerksam gemacht hat. Also wurde das Vorsegel ausgerollt, um das Stag zu entlasten und der Splint wieder in den Schäkel gedreht und gesichert. Wir müssen wirklich alle Schäkel überprüfen, nicht dass wir uns einen Schaden dadurch zuziehen ...

Nach dem Abendessen sind Rita und Steffi noch eine Runde durch den Inselwald gelaufen und haben dabei neben tollen Aussichten ein Reh gesehen, dass sehr zahm war und sich nicht durch menschliche Stimmen beim Äsen stören ließ. Die Stimmung in dem Wald, der von Felsen, Moosen und Blaubeeren durchzogen ist, war schon fast mystisch. Wir haben es sehr genossen, über Stock und Stein zu laufen. Und bald sind sogar die Blaubeeren reif.

  • Tagestripp: 24 sm 
  • Davon unter Segeln: 9 sm
  • Wetter:  Über uns weitgehend klar, an Land mit dramatischen Wolken und Gewitter, 21 Grad, keine Welle, schöner Wind mit ca. 2 - 3 bft aus Süd/Südost
  • Fahrtzeit: 6,5 h
  • Erkenntnis des Tages: Schärensegeln ist wunderschön, aber anstrengend wegen der vielen abknickenden Fahrwasser.

Sonntag, 10. Juli 2022

36. Törntag - Hafentag 12 in Helsinki

Nachdem wir gestern Abend endlich unsere Freunde begrüßen konnten, haben wir Abendessen an Bord gemacht und anschließend wurden die Sachen unserer Gäste im Schiff untergebracht. Außerdem gab eine kurze Einweisung in das Boot ("Vorsichtig mit Kopf, Händen und Füßen sein, das Bordleben ist manchmal schmerzhaft.").

Weil es uns Abends etwas kühl an Deck wurde und auch noch ein Gewitter aufzog, haben wir uns unter Deck verzogen.

Die Nacht war sehr ruhig, obwohl nebenan die Musik der Hochzeitsfeier lief, konnten wir gut im Boot schlafen, auch unseren Gästen hat es gefallen.

Das Frühstück haben wir dann in aller Ruhe wieder an Deck einnehmen können. Das Wetter hatte sich beruhigt und der Tag versprach sonnig zu werden. Gegen 10 Uhr machten wir uns dann auf zum Landgang.

Unsere Gäste für 14 Tage: Bernd und Rita aus Hattingen sind endlich da

Wir schlenderten durch die Markthalle, in der allerdings deutlich weniger Geschäfte als am Vortag geöffnet hatten. Überhaupt hatten wir den Eindruck einer Sonntagsruhe. Es lagen z.B. viel weniger Fähren im Hafen uns gegenüber als gestern. Wir sind im Anschluss direkt zur Touristeninformation im Hafen gelaufen, um eine Stadtführung auf deutsch zu buchen. Leider gab es am Sonntag keine Führungen auf deutsch, so dass Plan B gezogen wurde: Eine virtuelle Schnitzeljagd durch Helsinki. Unglücklicherweise war es etwas kompliziert die App zu laden und in Gang zu bringen, so dass wir letzlich nur wenige "Schnitzel" gejagt haben. Überhaupt: Schnitzel gibt es hier gar nicht ;-)

Steffi hatte ein paar "Wunschziele", die sie in Helsinki sich ansehen wollte: Die russisch-orthodoxe Kirche in der Nähe des Hafens und den Felsendom in der "nördlichen" Stadt. Zunächst mussten wir aber unseren Kaffeedurst stillen und sind auf der Esplanade in einem Jugendstil-Café eingekehrt. Faszinierend wie in der damaligen Zeit Gebäude gestaltet wurden. Überhaupt hat Helsinki mit einem unglaublichen Gebäudebestand überzeugt. So viele tolle Fassaden - das war wirklich beeindruckend.

Dann ging es wirklich zum Felsendom. Dieses außergewöhnliche Bauwerk ist in den 60-iger Jahren entstanden und ist aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen. Die Atmosphäre in der Kirche ist einmalig. Dort haben wir noch kurz mit einer Theologiestudentin aus Heidelberg gesprochen, die uns erläutert hat, warum es sich lohnt, in Finnland zu studieren. Allerdings muss man sich auch dort mit Altgriechisch, Hebräisch und Latein "herumärgern" - aber es gibt eine lange Semesterpause im Sommer von Mai bis September. Um 17 Uhr wurden wir dann aus der Kirche gebeten, weil dort eine weitere Hochzeit stattfand.

Felsendom - beeindruckend in Kupfer mit blau-violetten Bänken

Danach wollte wir nochmal in die Markthalle, um für das Abendessen einzukaufen. Leider war sie um halb sechs schon geschlossen, obwohl bis 18 Uhr die Geschäfte geöffnet sein sollten. Schade, dann benötigen wir erneut einen Plan B. In der Nähe der Anlegestelle unserer Minifähre ist ein Supermarkt und wir beschlossen, dort einzukaufen. Bernd und Steffi zogen los, der Supermarkt war auch erstaunlich gut sortiert. Eigentlich wollten wir Fisch zubereiten, das Angebot war aber nicht so unser Fall. Also haben wir umdisponiert und etwas zum Grillen eingekauft.

Dann ging es ab zur Fähre, wo Frank und Rita noch warteten - das Boot kam schnell (es fährt am Sonntag zweimal in der Stunde) und nach dem Übersetzen haben wir den Hafenmeister gefragt, ob wir die Grillhütte im Hafen benutzen dürfen: "Yeah, it is for your use." - Ok, Thank you very much :-) Wir waren sehr glücklich, weil dort ein Gasgrill stand und eine Grillhütte sowie Tische und Stühle. Herrliche Lage direkt am Wasser - Herz, was willst du mehr.

Also schnell an Bord, das Gemüse geschníbbelt, die Kartoffeln gegart - oups, Bernd wollte, dass Steffi sie 5 Minuten vorkocht, aber sie hat sie weichkochen lassen :-/ - und ab zum Grill.

Dort hat dann Bernd die Rolle des Smutje übernommen und uns ein wunderbares Abendessen gezaubert: Grillgemüse, Bratkartoffeln und Würstchen - wir haben es sehr genossen.

Frank hat die Drohne nochmal aktiviert und einen schönen "Rundumfilm" vom Hafen produziert. Nach der Bearbeitung wird der Film hier zu sehen sein.

Im Hafen gibt es auch eine Küche, dort wurde das Geschirr gespült und wir sind zurück an Bord. Ein wirklich gelungener Tag in Helsinki geht jetzt zu Ende.

Erkenntnis des Tages: Zuschläger haben nichts mit Beischlägen zu tun :-) Erstere braucht man beim Schmieden, das zweite sind "Terrassen" in Riga.

Samstag, 9. Juli 2022

35. Törntag - Hafentag 11 in Helsinki

Heute ist ein besonderer Tag: Unsere Freunde Bernd und Rita werden für 14 Tage an Bord kommen. Aber erst mal muss ihre Kabine geräumt werden, die wir als Lager benutzen. Außerdem wollen wir noch etwas Helsinki erkundigen, bevor die Beiden am Nachmittag landen. 

Fertig: Unsere Gäste können an Bord kommen. 

Wir liegen hier in einem Hafen auf der Insel Blekholmen oder Valkosaari, genau gegenüber der Altstadt und in einem sehr belebten Hafenbecken. Eine kleine Personenfähre fährt dreimal stündlich die kurze Strecke bis zum Festland. Hier ist sehr viel zu sehen, weil sich in derselben Bucht die Fährterminals befinden. Ein ständiges Rein- und Rausfahren macht viel Schwell im Hafen, aber wir liegen etwas geschützter an der Innenseite des Steges. Die Einrichtungen des NJK sind wirklich sehr gut, auch gibt es hier Waschmaschinen und Trockner sowie eine sehr gepflegte Saunaanlage.  

Für unsere Gäste haben wir schon eine ganz besondere Fahne gehisst :-) - VfL-Fans erkennen sie bestimmt. 

Der Fährverkehr fasziniert uns ziemlich, so viel ist hier zu sehen. Es sind wohl auch Kreuzfahrer in der Stadt, aber das Kreuzfahrtterminal ist woanders, hier legen nicht die ganz Großen an. 

Wir lassen uns übersetzen und laufen die Promenade entlang. Unglaublich, wie viele Paare heute geheiratet haben, in einem Park sind gleich drei Bräute gleichzeitig zu sehen. Auch auf unserer Hafeninsel wird heute geheiratet. Wieder einmal spazieren wir durch einen wunderschönen Park. Die Aussicht auf die mit Schären gespickten Buchten ist unglaublich. 

Zwischenzeitlich kam die Info, dass der Flug unserer Gäste um drei Stunden verschoben wurde. Wir gingen daraufhin in die Markthalle am Hafen und freuten uns über ein sehr schönes Ambiente. Ein Krabbenbrot und ein Lachssandwich sorgten für noch mehr gute Laune - so lässt es sich leben. 

Leider ist es hier sehr kalt und windig. Zurück an Bord haben wir uns erstmal dick eingemummelt, aber auch die nächsten Tage werden eher kalt und regnerisch werden. Gut, dass wir sowohl eine Heizung an Bord haben als auch noch dicke Decken. Und wir sind ja in Finnland, wo wir (fast) überall eine Sauna nutzen können. 

Morgen werden wir uns noch genauer Helsinki ansehen, bevor es Richtung Westen geht - die finnische Küste entlang. Uns erwartet eine anspruchsvolle Navigation - aber wir freuen uns darauf, zwischen den Schären zu segeln und in einsamen Buchten zu ankern. Dafür haben wir heute das Dinghi aufgeblasen und sicher an Bord vertäut. 

Unser 2-Mann-Dinghi :-)

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