Teil 4 - Estlands Inselwelt

Freitag, 8. Juli 2022

34. Törntag Tallin - Helsinki (Finnland)

In den Morgenstunden fing es heftig an zu regnen. Es tropfte in den unterschiedlichsten Tönen und Geschwindigkeiten auf das Kajütdach. Es hatte was meditatives und zugleich frustrierendes - eine Stadtbesichtigung im Regen? Och nö, das brauchen wir jetzt nicht. Wenn es nur genieselt hätte, aber es goss in Strömen und sollte sich bis Spätnachmittag nicht ändern. 

Nach dem späten Frühstück beschlossen wir, mit dem Taxi zu einem Baumarkt zu fahren, der unsere Campingaz-Flasche gegen eine volle tauschen kann. Gemäß Webseite gab es in Tallin zwei Möglichkeiten, in  Finnland oder Schweden ist unser Bedarf nicht zu befriedigen, dort hat das Gas ein anderes Mischungsverhältnis. 

Also riefen wir über "Bolt" ein Auto, das sehr schnell am Hafen war. Wir bezahlten für die viertelstündige Fahrt 5 Euro und hatten einen unterhaltsamen Fahrer, der uns noch die Stadt erklärte. 

Der Baumarkt, Espak, war riesig und es dauerte eine Weile, bis wir uns zu den Gasflaschen durchgefragt hatten. Eine volle Flasche stand auf dem Boden und hielt die Türe zu einem Büro auf. Sonst sahen wir nur leere Flaschen ohne rote Sicherungskappe. Kurzerhand tauschte der Mitarbeiter unsere Flasche gegen die volle und setzte unsere leere Flasche als Türstopper ein. Was waren wir froh, dass es noch eine volle Flasche für uns gab. Sie kostete 36 Euro... bezahlt und das nächste Auto über Bolt bestellt. Toll, wie das geht. Man macht alles per Handy: Standort wird übermittelt,  die Adresse des Ziel angeben, Preis wird genannt und am Ende der Fahrt von der Kreditkarte abgebucht. Fertig. Zurück waren wir etwas schneller und zahlten 5,20 Euro. Das hat ja prima funktioniert.  

Zurück im Hafen haben wir uns noch mit Lebensmitteln eingedeckt, Frank hat nochmals geduscht und dann sind wir Burger essen gegangen. Das Restaurant war direkt am Hafen und hat uns ausgesprochen gut gefallen. Alles in Bioqualität und sehr lecker. Das Lokal ist in einem alten Hafengebäude untergebracht und hat richtig Charme. Hier waren wir beide jetzt mal mehr als zufrieden und pappsatt. Also gestärkt für die Überfahrt nach Helsinki (Finnland). 

Um halb sieben Abends waren wir dann so weit und Steffi  hat "Radio 5" angefunkt, der Hafenkapitän muss die Ausfahrt aus dem Hafen erst genehmigen und die Fußgängerbrücke öffnen. Wir hatten Glück und konnten ziemlich zügig die Old City Marina verlassen - wieder vorbei an riesigen Fährschiffen, von denen aber nur zwei am Pier lagen. Eines hat unmittelbar vor uns abgelegt und muss erst noch vor der Hafeneinfahrt auf der Stelle wenden. Das ist ziemlich beeindruckend, wenn sich so ein großes Schiff auf der Stelle umdrehen kann. 

Die eigentliche Überfahrt war dann leider segeltechnisch gar nichts. Von den angesagten 1 - 3 bft. ist nicht mehr viel übrig geblieben, so dass wir - bis auf einen kurzfristigen Windtest mit Segeln - nur gemotort sind. Das war natürlich nicht ganz so toll. Es war aber faszinierend, in den Sonnenuntergang zu fahren und dann den 60. Breitengrad zu überqueren. Der Himmel blieb die gesamte Zeit über rot-golden am Horizont und die Sonne verschwand nur kurz hinter dem Horizont. Leider war es stark bewölkt, so dass wir die kurze Dämmerungsphase nicht so gut mitgenommen haben. Aber immerhin wurden wir von größeren Schauern verschont, ab und zu nieselte es mal. 

Spannend war es auch, die großen Schifffahrtswege zu kreuzen. Es waren viele Frachter unterwegs, sehr viele Fähren zwischen Estland und Finnland und auch Kreuzfahrer. Die Schiffe wurden uns zuverlässig per AIS angezeigt, so dass wir immer wussten, wer von wo mit welcher Geschwindigkeit sich uns näherte. Segler waren anfangs so gut wie keine unterwegs, später waren wir ganz allein.

Gegen Mitternacht überfuhren wir die finnische Seegrenze. Jetzt war wieder ein Flaggenwechsel angesagt. Die finnische Flagge ist weiß mit einem blauen Kreuz, also wurde sie jetzt ausgetauscht. Die estnische Flagge mit ihren weißen, schwarzen und blauen Balken hatte ausgedient. 

Da wir mit dem Motor ziemlich viel Tempo machten, hatten wir die Drehzahl gedrosselt und näherten uns langsam Helsinki in der Hoffnung, durch die aufgehende Sonne mehr Tageslicht zu bekommen. Die Einfahrt in den Hafen ist nämlich mit Schären (also großen Felsen) gespickt, die teilweise nur ganz knapp unter Wasser liegen. Man muss sich sehr strikt an die Fahrwassermarkierungen halten, die zu alledem noch im sogenannten Kardinaltonnensystem verwendet werden. D.h. man muss identifizieren, was die Tonne bedeutet: 

Eine Tonne, die oben und unten schwarz ist und in der Mitte gelb, ist eine Osttonne. Sie steht im Osten der Untiefe, man muss sie östlich umfahren, damit man nicht ins Flachwasser bzw. auf Felsen gerät. Eine Westtonne ist oben und unten gelb und in der Mitte schwarz. Diese muss man westlich umfahren, da sie im Westen der Untiefe steht. Eigentlich ganz einfach, oder? Es gibt auch Südtonnen (unten schwarz und oben gelb) und Nordtonnen (oben schwarz und unten gelb). Nachts sind manche Tonnen beleuchtet. Aber a) nur manche und b) blinken sie alle. Allerdings unterschiedlich: Die Nordtonne ununterbrochen, die Osttonne dreimal, dann kommt eine Pause. Die Südtonne 6 x, dann Pause und die Westtonne 9x und Pause. Wir mussten also bei unserer Fahrt nach Norden, die 3x blinkenden Osttonnen auf der Backbordseite des Schiffes "liegenlassen", die Westtonnen (die mit der 9x-Blinkerei) auf der Steuerbordseite. Wenn man den Kurs wechselt, überlegt man wieder. Das ist uns dann auch kurz vor Schluss passiert: Obwohl wir uns sicher waren, wo wir waren und wo wir hinwollten, haben wir bei gaaaanz langsamer Fahrt versucht herauszufinden, wo wir denn nun hinmüssen - wir haben sozusagen vor lauter blinkenden und nicht blinkenden Tonnen den Überblick verloren. Ok, es war auch schon drei Uhr morgens - aber wir mussten es ja schaffen, ohne Grundberührung in den Hafen zu kommen. Also nochmal richtig konzentrieren: Ja, jetzt hatten wir es. 

Dann endlich der Hafen auf der Insel Blekholmen oder Valkosaari. Wir wollten wieder an einem Schwimmsteg anlegen und fuhren auf die Rückseite des Stegs. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn die Außenplätze sind a) mit Heckbojen und b) ohne Schutz dem Schwell der vielen Boote ausgesetzt, die hier im Hafen unterwegs sind. 

Wir legten uns dann gegen vier Uhr ins Bett und schliefen erstmal richtig aus. 

  • Tagestripp: 46 sm 
  • Davon unter Segeln: 1 sm :-(
  • Wetter:  Stark bewölkt, 16 Grad, in Tallin noch Regen, später Niesel. Keine Welle, kein Wind. 
  • Fahrtzeit: 9 h
  • Erkenntnis des Tages: Frank hat die dritte Robbe im Segelurlaub entdeckt, für Steffi war es die erste - irgendwo auf dem Weg zwischen Tallin und Helsinki

Donnerstag, 7. Juli 2022

33. Törntag Hafentag 10 in Tallin

Tallin - Hauptstadt Estlands und mit einer mittelalterlichen Stadt unglaublichen Ausmaßes gesegnet. Die Stadtmauer und viele Türme der Stadtbefestigung sind noch erhalten bzw. wurden saniert, die Atmosphäre in der Stadt ist einfach unbeschreiblich.

Zunächst haben wir aber gefrühstückt und die Waschmaschinenladung in den Trockner gepackt. Ja, endlich konnten wir wieder waschen und haben das kostenlose Angebot der Marina schamlos ausgenutzt. Drei Maschinen voll sind es geworden und zwei Trocknerladungen. Aber jetzt sind wir wieder "sauber", bevor unsere Gäste an  Bord kommen. Auch das Boot müssen wir noch aufhübschen, sowohl innen als auch außen ist eine dringende, gründliche Reinigung erforderlich. Das ist ebenfalls anders als wenn man nur zwei Wochen chartert: Dann zahlt man eine Endreinigung und gibt das Schiff ungereinigt ab. Jetzt sind wir aber schon fünf Wochen auf der Yacht und bis auf kurzzeitige Reinigungsaktionen haben wir noch keine großartige Säuberung vorgenommen. Das wird aber spätestens übermorgen passieren. Allerdings ist es nicht so, dass die Yacht vor Dreck starrt, wir sind ja nur zu zweit, das geht soweit ganz gut.

Während wir frühstücken, können wir Fähr-Tetris beobachten: Direkt vor uns liegt der Fährhafen, den man auch durchfährt, wenn man hier in den Hafen gelangen will. Da stehen so viele Fähren, das ist unglaublich. Die meisten kommen von Finnland, aber auch von Stockholm oder aus Polen und Deutschland. Die finnischen Fähren fahren so häufig, weil es für Finnen sehr lukrativ ist, in Estland Bier, Schnaps und Wein zu kaufen, d.h. die meisten Gäste hier sind Tagestouristen, die in die Outlets rechts und links vom Fährhafen ausschwärmen.

Aber es gibt hier auch ein großes Kreuzfahrtterminal und durchschnittlich lagen jetzt, während unseres Aufenthaltes in Tallin, zwei Schiffe dort. Platz ist aber für vier. Das merkt man natürlich, wenn man in der Stadt unterwegs ist. Heute wurde viel deutsch gesprochen, aber auch viele andere Sprachen.

Der Yachthafen selbst ist von der Stadtseite her mit Gebäuden umrahmt, die noch in Fertigstellung sind. Hier in Tallin, wie auch in den anderen besuchten baltischen Staaten, gibt es eine enorme Bautätigkeit. Bestimmt sieht es hier in 1 - 2 Jahren so aus wie in Kopenhagen oder Oslo - Viel Glas, Beton und Stahl. Kurz dahinter ist schon die alte Speicherstadt saniert worden, es ist ein Vergnügungsviertel mit Luxus-Geschäften, Hotels und Bars sowie hochpreisigen Restaurants entstanden. Alte Gebäude wurden geschickt mit neuen Materialien kombiniert, das Ganze erinnert an Hamburgs Speicherstadt. Uns zieht es in die Altstadt und so laufen wir etwa 20 Minuten bis zur Stadtmauer, bevor wir dann ins Mittelalter eintauchen. Auf dem Marktplatz und auf anderen Plätzen sind mittelalterliche Märkte aufgebaut, es gibt u.a. artistische Vorführungen. Eine davon bewundern wir ein paar Minuten später vom Domberg: Ein Artist balancierte  auf einem Tau, das zwischen zwei Kirchen gespannt war - viele Meter über dem Marktplatz ... Oje, da konnte Steffi kaum hingucken.

Hier klettert der Artist gerade in den Kirchturm 8-)

Tallin hat uns sehr gut gefallen, die Stadt ist sehr stimmig, es gibt kaum Bauten aus der Sowjetzeit (zumindest nicht im Altstadtbereich) und viele Cafés, Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein. Steffi findet sogar eine internationale Buchhandlung, eher ein Antiquariat, und ersteht zwei gebrauchte Romane. Wenigstens etwas buchfreie Zeit gerettet. :-)

Im ältesten Café Tallins haben wir uns dann Kuchen (Passion Chocolate) und ein Lachs-Croissant gegönnt - ach nein, eigentlich haben wir nur den Schauer abgewettert. Den ganzen Tag über regnet es immer wieder, aber gegen Abend beruhigt sich das Wetter.

Dann hatten wir in einer Seitengasse noch ein besonderes Erlebnis: Wir standen etwas unentschlossen an einer ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche (es war ein etwas unscheinbares Haus an der Stadtmauer), als uns jemand aus deutsch ansprach: Wir sollten doch hineinkommen.  Wir staunten nicht schlecht, die Kirche war richtig schön, in ein Gebäude mit einer vielfältigen Vergangenheit "eingebaut" worden. Von einer ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche hatten wir noch nie gehört. Es ist die kleinste Einheit, die zum Vatikan gehört. Etwa 500 - 600 Gemeindemitglieder gab es vor dem Ukraine-Krieg, jetzt sind es 12.000 - Estland hat viele Flüchtlinge aufgenommen. Die Pfarrer dieser Kirche dürfen heiraten, ansonsten sind sie schon recht traditionell ausgerichtet.

Mit dem Mann, der schon weit über 80 Jahre alt war, kamen wir gut ins Gespräch, auch der Ukrainekrieg war ein Thema. Er war persönlich sehr betroffen, da seine Frau als Ukrainerin noch Verwandtschaft dort hat und er unzählige Male dort war. Es war sehr interessant, mit ihm zu sprechen. Ursprünglich kam er aus Stuttgart, lebte aber schon 26 Jahre in Tallin. Außerdem kam er aus dem Flugzeugbau und konnte eine Vielzahl von Sprachen (deutsch, englisch, französisch, ukrainisch, estnisch - unglaublich). Das war wirklich eine ausgesprochen interessante Begegnung.

Als wir etwas fußfaul wurden, ging es zurück zum Hafen. Dort angekommen, nochmal ein Gang zur Laundery (Wäscherei), die nächste Maschine in den Trockner gesteckt. Außerdem wollte Steffi die erste Sauna des Urlaubs testen und hat die luxeriöse Anlage im Hafengebäude genutzt. Es tat richtig gut, einen Gang dort mitzunehmen. Witzigerweise sieht man genau auf den Fährterminal-Parkplatz, aber von außen kann man nicht in die Sauna im ersten Stock gucken. Die Fenster sind mit einer Werbefolie verklebt, die nur Blicke nach außen zulässt.

Jetzt noch schnell vor 19 Uhr in den Hafenoutlet, um Bier zu bunkern. Schließlich wollen wir auch in Finnland oder Schweden auf gelungene Anleger anstoßen. Während in ganz Estland die Geschäfte erst gegen 21 Uhr schließen, ist hier schon deutlich früher Schluss.

Nachdem wir genug gebunkert haben, geht es zum Essen los in die Stadt. Steffi ist sehr traurig, dass St. Petersburg aus dem Törnplan gestrichen wurde. Aufgrund der aktuellen Situation ist es Touristen nicht möglich, dorthin zu fahren - und wir hätten auch keinen Despoten unterstützt. Also war schon vor unserer Abreise klar, dass wir die 100 Seemeilen nach St. Petersburg nicht segeln werden. Sehr schade, das war ein großer Traum von Steffi. Also ein kleiner Ersatz: Wir wollten heute russisch essen gehen. Also schnell Google befragt, das uns ein russisches Restaurant mit moderner Küche empfahl. Die Einrichtung war schon sehr interessant, eine Mischung zwischen russischer Tradition und skandinavischer Nüchternheit. Die Bedienung war sehr nett, aber unsere Bilanz fiel sehr unterschiedlich aus: Steffi war begeistert von der leichten, leckeren mit Kräutern und Salaten angereicherten russischen Küche, Frank war es etwas zu "grünlastig". Der abschließende Wodka versöhnte etwas, aber Frank war nicht so recht zufrieden. Ok, das kann eben auch mal passieren.

Noch ein kleiner Spaziergang entlang des Wassers und ab zum Schiff.

Steffis Rettung: Eine Buchhandlung mit einer (kleinen) Auswahl deutschsprachiger Bücher

Was uns übrigens seit Polen völlig verblüfft: In Polen, Lettland und Estland sind Zebrastreifen für Autofahrer ein unbedingtes Stoppzeichen. Wir haben schon Vollbremsungen erlebt, wo wir dachten, die Autos würden durchfahren. Aber nein. Sobald man an einem Zebrastreifen steht, halten alle Autofahrer an. Wir sind jedesmal total verblüfft, wenn z.B. an einer dreispurigen Straße keine Fußgängerampel ist und wirklich alle, auch LKW, anhalten, sobald man am Straßenrand steht. Wenn wir wieder zuhause sind, werden wir bestimmt überfahren, weil wir damit rechnen, das jeder anhält ...

Mittwoch, 6. Juli 2022

32. Törntag Haapsula - Tallin

Weil wir heute knapp 70 Seemeilen vor der Brust hatten, sind wir mit der Sonne aufgestanden: Um halb drei klingelte der Wecker, letzendlich haben wir um kurz vor fünf abgelegt. Der Wind hatte sich etwas gelegt und wir konnten ganz leise unseren Liegeplatz verlassen. Dann hieß es, einen sehr langen Tonnenstrich durch den Muhu Väin zu fahren - diese Etappe ist sehr berüchtigt, weil links und rechts der Fahrtstrecke große Flachgebiete mit zahllosen Findlingen liegen. Also heißt es, sehr genau aufpassen, wo man herfährt.

Aufgrund des achterlichen Windes konnten wir aber mit gerefftem Groß und Fock gut den Tonnenstrich bewältigen und haben über viele Stunden ein spannendes Wechselspiel von Sonne, Wolken und Regenschauern beobachten können.

Über weite Strecken waren wir wieder die einzigen Segler, erst kurz vor Tallin sahen wir dann auch Segelboote, Frachter und jede Menge Kreuzfahrtschiffe sowie Fähren. Wir konnten bis kurz vor den Hafen in Tallin segeln, das war wirklich ein gelungener Segeltörn. Allerdings waren wir dann schwer genervt, als wir zum x-ten Mal kurz vor der Hafeneinfahrt nochmal so richtig "geduscht" wurden - den ganzen Tagen hatten uns schon Schauer in diversen Stärken begleitet. So sind wir heute wieder nach langer Zeit in Vollzeug gefahren, Frank sogar mit Gummistiefeln. Insgesamt betrachtet, können wir uns aber über das Wetter bei unserem Tripp nicht beschweren. Der Juni, z.B. war viel wärmer und trockener, als wir es uns vorgestellt haben.

Und noch einen Schauer abwettern - heute ist Aprilwetter im Juli angesagt.

Blick auf Tallin bei der Anfahrt auf den Hafen - zu sehen sind die Aidavita (auf Reede), die MeinSchiff 6 und ein MSC-Kreuzfahrtschiff links im Bild

Erschreckend war, dass wir bei einer Etappe minutenlang durch Algen gefahren sind. Ob die Gewächse, die kurz unter der Wasseroberfläche wucherten und von weitem gelb aussahen, die gefürchteten Blaualgen waren, wissen wir nicht. Wir hofften nur, dass unser Ansaugfilter des Motors keine Probleme mit der Verunreinigung hat.

Leider wieder kein Fisch, sondern Seetang :-(

Wir sind dann sogar kurz vor sieben Uhr Abends in Tallin angekommen. Allerdings konnten wir nicht sofort in den Altstadthafen einlaufen, da sehr reger Fährverkehr dort herrscht. Man muss an einer Ampel warten, bis die Einfahrt möglich ist. Nach der Durchfahrt des ziemlich engen Fährhafens gibt es erneut eine Ampelanlage, dieses Mal für eine Fußgängerbrücke. Die Brücke wird aber, sobald sich ein Motorboot oder ein Segelschiff ankündigt, geöffnet. Im Hafen wurden wir von einem sehr engagierten Mitarbeiter der Marina empfangen. Die sanitären Einrichtungen samt Sauna sind sehr schön, haben aber auch ihren Preis: Hier zahlt man pro Nacht 45 Euro - uff, das ist der teuerste Hafen bislang und so gar kein Preis für die Ostsee. Dafür liegen wir noch nichtmals besonders ruhig: Durch Schwell bewegen wir uns am Steg heftig hin und her. Wir sind völlig kaputt und gehen nach dem Abendessen umgehend ins Bett - gute Nacht zusammen.

In Tallin bleiben wir zwei Tage und dann geht es über die Finnische Bucht hinüber nach Helsinki. Dort wollen wir am Samstag unsere Freunde Bernd und Rita mit an Bord nehmen.

  • Tagestripp: 69 sm 
  • Davon unter Segeln: 44 sm
  • Wetter: Wechselhaft mit Schauern, ca. 19 Grad, angesagt waren 3 bft. mit Böen 5 bft., allerdings aus Südosten, so dass wir achterlichte Winde hatten. Höchstgeschwindigkeit unter Segeln: 7,2 kn - und das mit Groß (2. Reff) und Fock - Anfangs fast keine Welle, später fiese Wellen von achtern
  • Fahrtzeit: 15 h
  • Erkenntnis des Tages: Je östlicher, desto teurer die Häfen. Der günstigste bislang war in Deutschland mit 18 €, der teuerste Tallin/Estland (45 €).

Dienstag, 5. Juli 2022

31. Törntag Haapsula (Hafentag 9)

Heute wurde mal so richtig gut ausgeschlafen, der gestrige Tag mit viel Wind und Sonne war wohl anstrengender als wir dachten.

Frank checkte die Wetterverhältnisse, für die nächsten drei Tage lagen Windwarnungen vor. Heute soll es mit Böen bis 7 bft. am heftigsten wehen, so dass wir uns vornehmen, erst in den frühen Morgenstunden am Dienstag auszulaufen. Dann sollte der Wind etwas zurückgegangen sein. Also legen wir heute einen Hafentag in Haapsula ein.

Nach dem Frühstück haben wir etwas Klarschiff gemacht und Steffi wollte mal wieder waschen. Schließlich stand in unserem Hafenhandbuch, dass es hier eine Waschgelegenheit gibt. Also den Wäschesack gepackt, das Waschmittel eingesteckt und ab zur Rezeption.

Der Hafenmeister verstand kein Wort, aber sein Sohn sprach Englisch: "Nein, einen Waschraum gibt es hier nicht." - "Ähm, unser Hafenhandbuch meint aber, es gäbe hier eine Waschgelegenheit." - "Nein, das gibt es hier nicht." ... OK, ich war mir sogar sicher, den Hauswirtschaftsraum gesehen zu haben, er war aber abgeschlossen. Also mit dem Wäschesack zurück zum Schiff. Da wir nach Tallin möchten, setzen wir darauf, dass wir dort waschen können. Das ist wirklich der erste Hafen im Baltikum, der keine Waschmaschine hat.

Wir setzten uns an Bord und machten etwas Schriftkram. Dabei konnten wir beobachten, wie reichlich Schiffe in den Hafen kamen und nach Platz suchten. Der Hafenmeister und sein Sohn tauchten immer sehr spät auf, teilweise wurden dann die Leute angemosert, wenn sie irgendwo festgemacht haben, was ihnen nicht passte. Aber - anders als in vielen anderen Häfen - signalisierten sie auch nicht den Neuankömmlingen, wo denn noch ein Platz frei war. Irritierend das Verhalten, sonst hatten wir sehr engagierte und freundliche Hafenmeister erlebt. Der Hafen war im Hafenbuch als "sehr gut" beschrieben, dem können wir uns leider nicht anschließen. Und der Preis von 30 €/Nacht ist auch nicht von Pappe. Aber es gibt hier keine andere Möglichkeit, festzumachen und Ankern ist aufgrund der flachen Bucht auch nicht möglich.

Gegen drei Uhr haben wir uns dann aufgemacht, ins Städtchen zu gehen. Wir haben uns eine imposante Burgruine angesehen und schließlich im Café Dietrich sehr leckeren Kuchen mit Blick auf die Burgruine  genoßen. In der Burg spukt angeblich die Weiße Dame - im August gibt es dazu sogar ein Schauspielstück im Burghof, dann sind wir aber leider nicht mehr da.

Haapsula ist wirklich sehr nett. An jeder Ecke wird saniert und die Hauptstraße ist frisch gepflastert. Die vielen schwedisch anmutenden Holzhäuser sind in Pastelltönen gestrichen und vielfach wunderschön Instand gesetzt worden. Die Stadt ist unglaublich sauber (keine Hundehaufen auf dem Bürgersteig und sehr selten Graffitis) und man hat den Eindruck, die Einwohner und Gäste sind vergleichsweise wohlhabend. Da haben wir in vielen anderen Städten noch den Sowjetcharme und viel Zerfall erlebt, hier scheint viel Geld für die Sanierung und der Wille, das durchzuführen, vorhanden zu sein. Haapsalu ist seit 200 Jahren als Kurort bekannt und u.a. bekommt man hier heilende Schlammbäder. Das scheint auch heute noch ein Erfolgrezept für die Stadt zu sein.

Wir kauften noch im Coop ein und machten uns auf den Weg zum Schiff. Den ganzen Tag konnten wir bizarre Wolkenbilder am Himmel beobachten, die vom heftigen Südwest-Wind in Richtung Nordosten getrieben wurden. In Haapsula hat es kaum geregnet, aber wir sahen immer wieder in der Ferne wie der Regen aus den Wolken fiel.

Wieder am Schiff angekommen hieß es, die Einkäufe zu verstauen. Wir haben hier nicht so einen Kühlschrank wie zu Hause, sondern müssen alles in einer Box unterbringen. Man bedient ihn von oben, die Klappe lässt sich feststellen - das ist prima,  wir hatten im letzten Jahr in Italien eine Kühlbox, die etliche blaue Flecken verursacht hat, weil der Deckel plötzlich auf einen herunterschoß. Hier ist aber alles wunderbar. Nur das Kühlbox-Tetris spielen wir jeden Tag aufs Neue. Ausgerechnet das Produkt, welches man dringend benötigt (Butter, Wurst, Bier ...), ist immer ganz unten. Und wenn man alles ausgepackt hat, passt der Rest irgendwie nicht mehr so gut wie zuvor. Hier mal ein Foto, damit man sich vorstellen kann, wie Kühlbox-Tetris funktioniert:

Tatsächlich leistet die Kühlbox uns aber prima Dienste. Sie hat sogar ein Gefrierfach und funktioniert sowohl mit Landstrom als auch mit dem Batteriestrom, wenn wir unter Motor fahren. Das bedeutet auch, wenn wir den Motor ausmachen, weil wir segeln, oder wenn wir keinen Landstrom haben, muss die Kühleinheit ausgestellt werden. Dann hält sie noch etwas kalt, aber man sollte möglichst nichts schnell Verderbliches darin aufbewahren. Hier in der Ostsee ist das nicht ganz so entscheidend, im Mittelmeer macht das eher mal Probleme, wenn der Käse läuft und die Wurst zu warm wird.

Hafenimpression (wenn man den Ton anmacht, hört man, wie es pfeift)

Da der Kuchen so gehaltvoll war, gab es zum Abendessen nur ein paar Spiegeleier auf Toast. Ja, einen Toaster haben wir auch an Bord, genauso wie einen Wasserkocher (der ist Gold wert), eine Kapsel-Kaffeemaschine, die wir nur sehr selten benutzen, und einen Milchaufschäumer, den wir noch nie benutzt haben. Die LUNA ist wirklich toll ausgestattet. Gekocht wird übrigens mit Gas. Aktuell haben wir noch die erste Gasflasche am Start, eigentlich haben wir damit gerechnet, dass sie nach 14 Tagen ausgewechselt werden muss. Eine Ersatzflasche haben wir noch, gegebenenfalls müssen wir in Tallin die leere Flasche tauschen, damit wir gut über die Zeit mit dem Gas hinkommen. Dort ist die letzte Möglichkeit, Campingaz zu bekommen. In Finnland und Schweden gibt es ein anderes Gassystem, das wir nicht nutzen können.

Kinderspielplatz im Wallgraben der Burgruine Haapsula - Gute Idee, oder?

Heute Nacht werden wir sehr früh starten, damit wir die 67 Seemeilen nach Tallin gut bewältigen können. Mit dem ersten Tageslicht wollen wir uns auf die Fahrt machen. Es geht wieder eine ganze Zeitlang durch den Tonnenstrich, bis wir wieder auf die offene Ostsee gelangen werden. Morgen soll der Wind etwas nachlassen und er kommt achterlich - also ganz gute Bedingungen für uns.

Nachtrag: Hier ist endlich unser Drohnen-Film von Kuressaare. Heute hatten wir mal genügend WLAN-Leistung im Hafen. Die LUNA ist an der gelben wehenden Fahne zu erkennen.

Montag, 4. Juli 2022

30. Törntag Kuivastu - Haapsula (estnisches Festland)

Nach dem Duschen in den wirklich sehr guten Sanitäranlagen und nach einem ausgiebigen Frühstück an Bord legten wir gegen halb elf ab - heute wollten wir einen relativ kurzen Tripp nach Haapsula am estnischen Festland unternehmen. Da die Fahrt zum größten Teil über Tonnenstriche ging, freuten wir uns sehr über den achterlichen Wind, der uns ordentlich vorantrieb.

Zwischen den Inseln hier ist kaum Welle und das Segeln kommt sehr dem Segeln in Boddengewässern oder in Friesland nahe. Wir genossen es, immer wieder neue Inseln zu entdecken. Die Inseln hier sind niedrig und bewaldet und es herrscht zwischen den Inseln ein reger Fährverkehr.

Das Wetter meinte es wieder gut mit uns: Fast die ganze Zeit hatten wir strahlenden Sonnenschein, nur ab und zu kam mal eine Wolke vorbei, ca. 20 Grad werden wir auf dem Wasser gehabt haben.

Die Anfahrt auf Haapsula war etwas tricky, weil hier ein sehr enges, kurvenreiches Fahrwasser hinführt. Wieder hatten wir auf Fährverkehr zu achten, aber es hat alles gut geklappt. Neben den Fahrwassertonnen war es teilweise nur 0,5 m tief - da hatten wir ziemlichen Respekt vor und achteten peinlich genau darauf, nicht den Tonnenstrich zu verlassen.

Um ca. halb sieben machten wir dann das erste Mal in einem der drei Häfen Haapsulas fest. Am Steg lag ein Festmacher, aber es gab kein Schild o.ä., welches darauf hinwies, ob die Box frei war. Also zum Hafenmeister, der nicht anwesend war. Die angegebene Telefonnummer angerufen, kein Erfolg - was nun? Wir fragen ein Paar, das gerade sein Boot klarmachte. Sie riefen auch noch den Hafenmeister an, ebenfalls ohne Erfolg. Während uns der Mann erläuterte, dass der Gästehafen nebenan sei, kam ein Boot auf unsere Box zugefahren - offentlich hatten sie die Box gepachtet. Also ausgeparkt und in den nächsten Hafen. Dort standen dann Schilder: Guest Harbour - ok, alles klar. Wir haben längsseits festgemacht und liegen jetzt ganz gut hier. Die Bucht ist ziemlich groß, aber direkt hinter unserem Schiff wird es ganz schnell flach. In wenigen Metern Entfernung stehen die Markierungen, bis wohin man fahren kann.

Wir machten das Boot fertig und sind zum Hafenmeister. 30 Euro - oups, das ist ja schon ziemlich teuer für Estland. Die sanitären Einrichtungen sind in einem Container und Sauna wäre auch im Preis enthalten - nur dass es uns viel zu heiß ist, um zusätzlich zu schwitzen. Vor 14 Tagen wäre das eine gute Idee gewesen.

Im Anschluss liefen wir in die Stadt und fanden an einem Binnensee ein kleines Restaurant, das sehr gute Bewertungen hatte. Die Bedienung war nett, das Essen kam schnell und war lecker und die Aussicht auf den See - unbezahlbar. Wir haben uns im Wiigi kohvik sehr wohl gefühlt.

Wir genießen es hier in Estland, Essen zu gehen - in Finnland werden wir das wesentlich weniger häufig machen. Das Preisgefüge ist hier noch deutlich angenehmer als in den skandinavischen Ländern. Estland hat uns auch kulinarisch wirklich überrascht. Es gibt hier viel Ente und Huhn sowie Fisch in allen Varianten. Man liebt Mayonaise und Dill, Senfkörner und andere Kräuter. Gern gegessen werden Rohkostsalate und dunkles Brot mit Knoblauch gegrillt.

Wir gingen noch eine Runde durch den Ort, der Anfangs des 19. Jahrhunderts in der Zarenzeit seine Hochzeit als Kurstadt hatte. Zahlreiche Hotels bieten heute noch Schlammbäder an und man sieht vielerorts die goldenen Zeiten, es stehen noch sehr viele alte Holzvillen im Ort. Eine schöne Promenade rundet das Stadtbild ab - hier hat es uns wirklich gut gefallen.

Zurück an Bord hat Frank erstmal die Wassertanks aufgefüllt, unsere Vorräte gingen langsam zu Neige.  Wasser und Strom haben wir in (fast) jedem Hafen bislang gehabt. Das versprochene WLAN gibt es manchmal aber nur im Hafenbüro oder das Signal ist so schwach, dass es nicht für das Hochladen von Bildern oder Filmen reicht. Hier scheint es aber ganz gut zu funktionieren.

Wir wurden wieder mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt.

  • Tagestripp: 27 sm 
  • Davon unter Segeln: 25 sm :-)
  • Wetter: sonnig, sonnig, sonnig, mit ein paar Schäfchenwolken. Hauptsächlich Wind von Südost, 2 - 4 bf., ca. 20 Grad
  • Fahrtzeit: 8 h
  • Erkenntnis des Tages: Estlands Inselwelt ist wirklich schön.

Sonntag, 3. Juli 2022

29. Törntag Kuressaare - Kuivastu (Muhu)

Um halb sieben schellte der Wecker, bis wir aber aus dem Hafen auslaufen konnten, verging noch eine Weile. Wir mussten noch tanken und legten deswegen nur kurz für das Manöver an der Tankstelle ab. Die Anfahrt war etwas kniffelig, weil der Hafen nicht überall so ausgebaggert war, dass es für Luna reichte. Also vorsichtig an den Tanksteg herangefahren und festgemacht.

Der Hafenmeister war gleichzeitig Tankwart. Wir staunten nicht schlecht, als 111 Liter Diesel im Tank verschwanden - wir hatten mit 60 - 80 Litern gerechnet. Da der Literpreis bei 2,11 € liegt, belief sich die Tankrechnung auf 213 €. Damit haben wir über 600 € für dreimal Tanken ausgegeben, das war noch nie so teuer.

Dann aber konnten wir endlich die endlos lange Rinne vom Hafen bis ins freie Gewässer nehmen. Es war unglaublich, wie viele Vögel uns mit ihrem Geschrei gefolgt sind. Vor uns fuhr noch ein Finne aus dem Hafen heraus - er zog sein rotes Gummiboot hinter sich her und segelte später noch eine Weile in unserer Nähe, bevor sich unsere Wege trennten. Wir hatten uns schon in Ruhnu gesehen. Häufig treffen wir Segler in den Häfen wieder, die wir besuchen, da die Auswahl nicht so groß ist.

Leider war der Wind nicht wie vorhergesagt, sondern wir wechselten den gesamten Tag über zwischen Segeln und Motoren. Leider gab es in den Flautephasen unglaublich viele Tiere an Bord, die uns richtig auf den Wecker gingen: Unzählige, winzige Fliegen, größere Brummer, wespenähnliche Tiere, Schmetterlinge (erst waren sie schön, dann nervten sie auch), Libellen ... unglaublich, was auf unserer LUNA los war. Wie eine Arche Noah für Insekten. Leider setzten sich die Tiere ständig auf unsere Arme, Beine und ins Gesicht. Das war unangenehm, weil es krabbelte und juckte. Wir versuchten, die ungebetenen  Besucher zu verjagen, aber in den Flautephasen war das unmöglich. Erst als der Wind endlich wieder auffrischte, wurde wir einige von ihnen los. Viele andere haben wir erschlagen, weil es nicht auszuhalten war.

Wieder gingen Frank keine Fische an die Angel, obwohl er sie mit einer ganzen Reihe von Ködern ausgestattet hatte   - irgendwie hat er den Geschmack der Fische noch nicht getroffen, er versucht es aber weiterhin.

Gegen Mittag wollten wir eine Kleinigkeit essen. Also den Kühlschrank geöffnet und den Kartoffelsalat, den wir im Coop in Kuressaare eingekauft hatten, herausgeholt - oups, was war das denn? Das war gar kein Kartoffelsalat, sondern ein sehr majonaiselastiger Käsesalat. Uff, der war mächtig. Als Nachtisch gab es dann Puddingteilchen, die wir ebenfalls aus dem Coop hatten. So gestärkt ging es eine Weile weiter.

Das Wetter und die Sicht waren heute wunderbar: Blitzblauer Himmel mit vereinzelten Wolken, Temperatur etwa 24 Grad und eine gute Weitsicht. So sahen wir uns häufig von Inselchen umgeben und hatten bei der geringen Welle fast den Eindruck, auf einem Binnensee unterwegs zu sein. Die Segelphasen haben auch immer wieder viel Spaß gemacht, aber es war ein ziemliches Hin- und Her. Außerdem drehte der Wind ununterbrochen, was zu zahlreichen Segelmanövern führte.

Um die Zeit etwas abwechslungsreicher zu gestalten, hat Steffi aus dem Buch von Boris Herrmann, dem ersten Deutschen, der an der Vendée Globe 2020 teilgenommen hat, vorgelesen: "Allein zwischen Himmel und Meer. Meine 80 Tage beim härtesten Segelrennen der Welt." Danke an meine Eltern, die mir das Buch zum Geburtstag geschenkt haben :-) Die Vendée Globe ist eine Einhandregatta, die einmal um die Welt führt. Boris Herrmann lag auf der Zielgeraden auf den Medallienrängen, aber er hat kurz vor dem Ziel einen Fischerkutter gerammt und konnte aufgrund der Schäden nur noch ins Ziel "schleichen". Trotzdem wurde er Fünfter - das ist ein wirklich beachtliches Rennen gewesen. Die Beschreibungen von Herrmann über diesen Tripp sind sehr gut geschrieben, man fiebert richtig mit und kann sich gut vorstellen, wie das Leben an Bord für so einen Sportler ist - überhaupt nicht mit unserem Luxusleben hier an Bord zu vergleichen. Er schafft es tatsächlich, in 80 Tagen um die Welt zu segeln, wir möchten in 84 Tagen, einen Teil der Ostsee umrunden.

Zwischen den Inseln haben wir auf dem Plotter die ersten 1.000 Seemeilen geloggt. Dafür haben wir genau vier Wochen gebraucht. 🍾😎

Kurz vor dem Hafen Kuivastu, in dem wir heute übernachten wollten, konnten wir dann noch richtig gut auf Am-Wind-Kursen kreuzen. Da passte einfach alles. Zwischen der Insel Muhu und dem Festland fahren ständig Fähren hin und her, es gab viel zu beobachten. So legten wir dann um kurz nach 20 Uhr im kleinen Hafen neben dem Fähranleger auf der Insel Muhu an. Die sanitären Einrichtungen haben uns sehr überrascht: Tolle Fliesen an der Wand, eine sehr gepflegte Anlage. Und sogar eine beheizte Sauna gab es, bzw. zwei: Eine für Frauen, eine für Männer. Da uns nicht nach getrenntem Saunieren war, haben wir darauf verzichtet. Außerdem war uns gerade recht warm, so dass wir die Sauna nicht wirklich nötig hatten. Zudem gibt es hier ein gutes WLAN-Netz. Der Hafen ist also eine Empfehlung.

  • Tagestripp: 49 sm 
  • Davon unter Segeln: 26 sm
  • Wetter: sonnig, sonnig, sonnig, mit ein paar Schäfchenwolken. Alles von 0 bf. bis 4 bf., in jeder Windrichtung, ca. 24 Grad
  • Fahrtzeit: 12 h
  • Erkenntnis des Tages: Auch wenn man sich von Untiefentonne zu Untiefentonne hangeln muss (aufgrund der flachen, steinigen Gewässer), kann man prima Segeln, vorausgesetzt, der Wind ist vorhanden.

Samstag, 2. Juli 2022

28. Törntag Kuressaare (Hafentag)

Nachts fing es an zu regnen und es wurde windig. Wir hörten wie etliche Boote bereits frühmorgens den Hafen verließen, nach und nach leerte sich das Hafenbecken und es blieben nur noch ein paar Gäste sowie wenige Regattaboote liegen. Ein paar Boote hatten auch einen Crewwechsel, wie uns ein weiterer Hafengast erzählte, würde ab Samstag in der nächsten Woche die nächste Estland-Regatta starten, an der wohl auch Boote aus unserem Hafen teilnehmen würden. Insgesamt lief alles ruhig ab und wir konnten beobachten, wie man am besten vorgeht, wenn man vor Heckanker liegt und wieder ablegt - das wird nämlich zukünftig auch für uns häufiger als bisher der Fall sein.

Heute wollten wir ein paar Drohnenaufnahmen starten und gingen nach dem Frühstück durch einen sehr schönen Park auf die gegenüberliegende Seite des Hafens. Allerdings war es hier nicht möglich zu fliegen, da ein Strandbad viele Menschen anzog und dort das Drohnenfliegen untersagt ist. Also suchten wir weiter nach einer Möglichkeit, die Drohne starten zu lassen.

In der Nähe der Festung "Arensburg" fanden wir dann eine Wiese, auf der das gelingen könnte. Frank bereitete alles vor und ließ die Drohne starten. Langsam filmte sie die Umgebung, nach einer Weile holte Frank die Drohne dann wieder zurück. Zwischenzeitlich konnten sich die Mücken und Bremsen wieder einmal gut von uns ernähren - hier haben wir wirklich viel mit Insekten zu tun. Das war bislang auf unserer Reise tagsüber nicht so sehr der Fall.

Im Anschluss gingen wir noch durch den Burghof, hier fand ein mittelalterliches Spektakel statt - und suchten uns dann ein schattiges Plätzchen, weil die Sonne zur Höchstform auflief. Im Pub neben der Festung wurden wir fündig und setzten uns in den Schatten. Es dauerte etwas, bis die Getränke kamen und als wir wieder loszogen, fing es an zu regnen. Allerdings zunächst so dezent, dass wir trocken das Schiff im Hafen erreichten. Wir wollten noch etwas einkaufen und liefen erneut los zum Supermarkt. Dieser war durch die Regatta schon ziemlich geplündert, aber wir konnten unsere Vorräte, vor allem an Getränken, aufstocken  - man muss einfach die Gelegenheit nutzen, wenn ein Supermarkt fußläufig zum Hafen erreichbar ist.

Gegen 20 Uhr machten wir uns dann auf, um in einer Hausbrauerei etwas zu essen. Das Restaurant lag etwas abseits der Hauptstraße und wurde von Esten gut besucht. Wir bekamen Burger und Schaschlik, dazu Craft-Beer, was will man mehr. Insbesondere Steffi hat die Musik gut gefallen, es wurde sogar Rammsteins "Engel" gespielt - tolle Atmosphäre dort im Biergarten.

Den Weg zum Hafen zurück sind wir in den letzten zwei Tagen so häufig gegangen, aber er zog sich ganz schön. Im Hafen dann beschlossen wir, in der Abendsonne weitere Drohnenaufnahmen zu machen. Hier konnten wir niemanden stören und die Stimmung war einmalig.

Auch heute war der Sonnenuntergang wieder sensationell - alles in goldenes Licht getaucht.

Wir sind heute genau vier Wochen unterwegs und haben fast 1.000 Seemeilen im Kielwasser. Acht Hafentage haben wir gemacht und sind an 20 Tagen gesegelt. Dabei haben wir etwa 520 sm unter Segeln zurückgelegt, 450 sm unter Motor. Außerdem haben wir bisher Deutschland, Polen, Lettland und Estland bereist.

Freitag, 1. Juli 2022

27. Törntag Kuressaare (Hafentag)

Trotz des vollen Hafens konnten wir gestern Abend gut einschlafen und auch heute Morgen gab es kein Getöse - die Regatta begann um halb zwölf und die Boote verließen eines nach dem anderen den Hafen. Wir schliefen ordentlich aus und sind dann nach dem späten Frühstück zur Bischoffsburg "Arensburg" gelaufen. Die Burganlage ist sehr gut erhalten bzw. restauriert und es macht Spaß, treppauf, treppab den ehemaligen Bischoffssitz Heinrich des II. zu besichtigen. Er hat sich wohl seinen Bischoffssitz fernab der anderen Kirchenoberen gesucht, damit er ungestört mit seiner Geliebten einem üppigen Leben frönen konnte. Noch heute sieht man, wie komfortabel er die Burganlage aufgebaut hat.

Besichtigungen machen müde und hungrig, so suchten wir uns im Anschluss ein nettes Café und wurden am Marktplatz von Kuressaare fündig. Der Platz war ideal: Im Schatten, der Wind kühlte gut die Temperatur herunter (es waren sonst fast 30 Grad) und wir hatten einen tollen Blick auf den Brunnen, der vielfach von Kindern als Spielplatz benutzt wurde - herrlich, den Kleinen und Großen zuzusehen, wie sie sich von den Fontänen duschen ließen, das war einfach schön.

Wir konnten uns von der Szenerie kaum lösen, richtig idyllisch war es. Irgendwann schlenderten wir wieder Richtung Hafen. Noch kurz etwas einkaufen und ab zum Schiff. Die Regatta war noch zugange, aber ein paar Boote kamen vorzeitig zurück. Bei einem Nachbarn von uns war das Carbon-Steuerrad gebrochen, so konnten sie nicht mehr weitersegeln. Schade, das hat ihnen vermutlich den Sieg gekostet.

Nach einiger Zeit kam dann das Feld zurück und die Boxen im Hafen füllten sich wieder. Die anschließende Siegerehrung wurde gebührend gefeiert und ein Teil der Boote verließ kurz danach den Hafen, wohl um wieder nach Lettland oder sogar Litauen zurückzusegeln. Die Regattawoche war jetzt beendet.

Im Hafen herrscht jetzt um halb zwölf noch eine schöne Stimmung, Walzerklänge hallen über das Wasser, überall sitzen die Crews und lassen die Regatta Revue passieren. Es summt richtig im Hafen. Wir haben soeben noch zwei Spiele gespielt - endlich haben wir auch dafür mal Zeit gefunden.

Morgen werden wir wetterbedingt einen weiteren Tag hier verbringen, erst am Sonntag geht es für uns weiter zur Insel Muhu.

Donnerstag,  30. Juni 2022

26. Törntag Ruhnu - Kuressaare ( auf der Insel Saaremaa)

Schon früh riss uns der Wecker aus den Federn, um 6:00 Uhr wollten wir Ruhnu verlassen. Es wehte im Hafen deutlich mehr als am Vortag, aber das Ablegen und das Passieren der engen Hafeneinfahrt gelangen gut. Draußen merkten wir schnell, dass der Wind und die Welle moderat  waren. Allerdings kam der Wind aus Südost und damit strikt von achtern. Wir holten nur die Fock heraus, das Groß hätte bei diesem Wellengang nur geschlagen. So zogen wir mit mehr als 4 kn unseren Weg gen Nordwesten. 

Wieder war stundenlang weit und breit kein anderer Segler zu sehen. Bis wir plötzlich am Horizont ein, zwei,  drei, ach was ... mehr als 20 Segel sahen. 

Ehe wir uns versahen, waren wir mitten in einer Regatta gelandet. Das war nicht irgendeine Regatta,  nein, dass war die vorletzte Etappe der "Gulf of Riga Regatta", kurz GORR. Das ist DIE Regatta in Lettland und Estland überhaupt ... wir staunten nicht schlecht, was plötzlich los war. 

Die Segler mussten noch eine Tonne umrunden, bevor sie in denselben Hafen  einliefen wie wir . Also den Jockel angeworfen und vor dem Feld  durch die superenge und flache Fahrrinne. Das Fahrwasser war teilweise nur 2 m tief und die Felsen links und rechts zum Anfassen nah. 

Wir fuhren sehr aufmerksam die Fahrtrinne entlang und wurden im Hafen schon vom Hafenmeister begrüßt. Er sprach englisch und verwies direkt darauf, dass er wenig Zeit wegen der Regatta hätte. Unser Anlegemanöver zu zweit hat richtig gut geklappt - als ca. eine halbe Stunde nach uns die ersten Regattaboote zurückkamen, staunten wir nicht schlecht, wie schwierig das Anlegen für die Crews war, obwohl dort teilweise 7 oder 8 Personen an Bord waren. Wir bekamen Hafenkino vom Feinsten bis die etwa 50 Regatta-Boote alle sicher im Hafen vertäut lagen. Viele Boote waren deutlich kleiner als die Luna, aber es gab auch eine Handvoll Schiffe, die etwas größer waren.

Der Segelsport ist in Estland noch im Kommen. Man schätzt, dass 2019 nur etwa 400 Boote, davon der größte Teil von Vereinen oder Unternehmen, in estnischem Besitz sind. Vielleicht animiert ja so eine Regatta, die eine Woche lang in der gesamten Rigaer Bucht durchgeführt wird, noch mehr Leute, sich dem Segelsport zuzuwenden.

Der Hafenmeister war deutlich genervt vom Getümmel und entschuldigte sich bei uns, dass es nachts laut werden könnte. Wir sind mal gespannt, wie es sich hier entwickelt. 

Im Hafen ist ein Stimmgewirr und laute Musik bis spät in die Nacht zu hören - aber wir genießen es, mal mitten im Geschehen zu liegen. Die letzten Tage waren wir immer in sehr einsamen Häfen gewesen, da tut es gut, mal so eine Atmosphäre mitzubekommen: Mittendrin statt nur dabei :-).

Wir nutzen die Gelegenheit, mit unseren Nachbarn aus Kiel ein Schwätzchen zu halten - sie langen schon in Ruhnu neben uns. Die Beiden sind im Rentneralter und planen mit ihrer Hanse 341, die ähnlich groß ist wie die LUNA, ebenfalls die Ostsee zu umrunden. Allerdings haben sie das in nur zwei Monaten vor, wofür wir drei Monate vorgesehen haben. Mal sehen, ob wir die IMAGINE noch in anderen Häfen treffen werden.

Da wir unsere Vorräte auffüllen mussten, sind wir erstmal einkaufen gegangen. In der Nähe des Hafens gab es einen gut sortierten Shop, allein die Selbstbedienungskasse hat uns etwas überfordert. Aber schließlich ist es uns gelungen, die Einkäufe zu bezahlen und zurück auf das Schiff zu bringen.

Im Anschluss daran liefen wir nach Kurasaare, um etwas zu essen. Wir wurden in der Nähe des Schlosses im Restaurant "KuKu - im Kursaal" fündig und aßen leckeren Fisch und eine tolle Nachspeise. Während wir draußen unter Schirmen saßen - mit einem tollen Blick auf die Wehranlagen - fing es heftig an zu regnen. Der Schauer war aber schnell vorbei und wir konnten das Essen und die Atmosphäre im stilvollen Ambiente genießen.

Nach dem Essen sind wir noch durch den Schlosspark in die Stadtmitte gelaufen. Uns gefällt das Städtchen gut, es ist sehr skandinavisch mit netten, kleinen Holzhäusern und sehr sauber. Viele Straßencafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. Kuressaare ist ein Kurort und viele Spa-Hotels werben mit ihren Anwendungen. Die Stadt liegt auf Saaremaa, das ist die größte Insel Estlands und auch eine der größten in der Ostsee. Aus dem Prospekt, das der Hafenmeister uns geschenkt hat: "Kuressaare ist gleichzeitig modern und altertümlich, erneuerungsbereit und konservativ, anspruchslos und stilvoll." - Ja, das können wir bestätigen, zumindest was die Architektur des Ortes angeht. Uns hat es hier richtig gut gefallen.

  • Tagestripp: 40 sm 
  • Davon unter Segeln: 37 sm
  • Wetter: sonnig und teilweise bedeckt
  • Fahrtzeit: 10,5 h
  • Erkenntnis des Tages: Regattastimmung im Hafen hat was - aber das brauchen wir jetzt nicht jeden Tag.

Mittwoch, 29. Juni 2022

25. Törntag  - Hafentag in Ruhnu (Estland)

Wir sind noch einen Tag länger auf Ruhnu geblieben, weil unsere Wetterberichte für das Festland und die estnischen Inseln rundherum  Gewitter vorhergesagt haben. Nur Ruhnu sollte vom schlechten Wetter verschont bleiben. Außerdem tat es mal gut, auszuschlafen, wir waren gestern ja bereits um 6 Uhr auf dem Wasser. So konnten wir auch mal in Ruhe Korrespondenz erledigen und uns Gedanken über unsere nächste Route machen.

Hier in Estland gibt es viele Häfen und man ist nicht mehr - so wie in Polen oder Lettland - darauf angewiesen, entlang der Küste gen Osten zu schippern. Wir haben uns vorgenommen, ein paar der zahlreichen Inseln Estlands zu erkunden.

Auf Ruhnu gibt es einen tollen Brauch: Der Hafenmeister hisst für jede Nation, die im Hafen liegt, die jeweilige Nationalflagge an den Flaggenmasten. Jetzt hängt neben der Bundesflagge die finnische und die lettische Flagge, mehr Nationalitäten sind aktuell nicht im Hafen vertreten. Es wäre noch Platz für drei weitere Flaggen.

Unser Schiff ist hier das Größte, obwohl wir eine eher mittlere Schiffslänge für unsere Tour gechartert haben. Und unsere Luna hat einen sehr ausladenden "Hintern" - das sorgt für gute Segeleigenschaften und ein bequemes Cockpit, wir sind sehr zufrieden mit ihr.

Nein, das ist nicht das gleiche Bild, sondern die Route 184 einmal nach vorn, einmal nach hinten fotografiert - so geht das ca. 4 km weiter.

Nachmittags haben wir uns dann auf den Weg in das "Dorf" gemacht. Entlang der Route 184 (mehr geteerte Straßen gibt es hier nicht). Also die Beine in die Hand und immer geradeaus. Auf etwa der Hälfte der Strecke erfolgte dann der Angriff der Killerfliegen, -mücken und -bremsen. Wir schlugen permanent nach den hartnäckigen Viechern, aber wir haben zahlreiche Stiche davon getragen. Unser Entschluss stand fest: Zurück lassen wir uns fahren, koste es, was es wolle.

Aber erst mal hieß es, bis ins "Dorf" zu kommen. Es war sehr einsam, immer wieder mal ein Haus, die Gemeindverwaltung links, ein Shop (öffnet erst um 18 Uhr) rechts, ein Souvenierladen im Freien (keine Option bei den gefräßigen Insekten hier), dann ein Schild, das zu den zwei Kirchen führt.

Nach einer ganzen Weile dann endlich "Liise", eine Feriensiedlung mit Cafe. Wir tranken leckeren Kaffee und aßen wirklich guten Kuchen - in der Stube, hier waren wir vor den Angriffen einigermaßen sicher. Dafür war es in dem sehr alten Holzhaus unglaublich warm, saunamäßig. Also die Wirtin gefragt, ob sie uns zum Hafen zurück fahren könnte - klar, kann sie machen. Ok, wir wollen noch die Kirchen bewundern und kommen dann zurück. Ja, prima, das können wir so machen.

Blick in die Stube bei "Liise".

Kirchen in Ruhnu

Als wir bei den Kirchen standen, staunten wir nicht schlecht. Zwei Kirchen nebeneinander - und zwar so, dass man kaum zwischendurch laufen konnte. Erstaunlich. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass das die einzige Erhebung auf Ruhnu ist und dass Gotteshäuser üblicherweise höher als Häuser für gewöhnliche Menschen liegen mussten, darum hat man die Kirchen hier auf dem Kirchenhügel "aneinandergekuschelt". Die ältere, kleine Holzkirche ist ursprünglich von 1644, 1851 wurde sie renoviert. Die Kirche daneben wurde 1907 eingeweiht, damals war die Gemeinde für die kleine Holzkirche zu groß geworden.

Die andere Sehenswürdigkeit auf Ruhnu haben wir nicht besucht. Da der Leuchtturm mitten im Wald liegt, hatten wir keine Lust, uns wieder angreifen zu lassen. Der Turm wurde von Gustav Eiffel (ja, genau der, der den Eiffelturm gebaut hat) konstruiert und 1875 in Frankreich gebaut.

Zurück zu "Liise", von dort aus wurden wir mit einem Pickup zum Hafen gefahren - und zahlten anschließend 5 Euro dafür. Sehr gut angelegtes Geld befanden wir, angesichts der jetzt schon zahlreichen Stiche auf Armen und Beinen.

Der Hafenmeister war auch wieder im Büro, also beschlossen wir, unsere zweite Nacht auch noch zu bezahlen. Der Vorgang dauerte wieder sehr lange (irgendwie  benötigen alle Hafenmeister, egal in welchem Land, unsägliche Zeit, den Computer zu bedienen - als wenn dieser so selten benutzt würde ...), und wir zahlten wieder 25 €.

Heute essen wir an Bord, morgen früh machen wir uns dann auf zur Insel Saaremaa, das ist die größte Insel Estlands.

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