Teil 6 - Segeln in Schweden
Mittwoch, 10. August 2022
67. Törntag Arpö - Hasle (Bornholm/Dänemark)
Wieder hatten wir eine extrem ruhige Nacht an der Boje - ich denke, das werden wir noch ziemlich vermissen auf der Weiterreise, da wir ab jetzt wahrscheinlich nur noch in Häfen übernachten werden. Wir sind heute bereits um 6:00 Uhr aufgestanden, damit wir den langen Schlag nach Bornholm gut schaffen können.

So sieht es leider fast immer in den Buchten oder Häfen aus - Schlingpflanzen unter Waser
Leider ist kein Segelwetter, nur ein leiser Hauch weht über die Ostsee. Damit bräuchten wir zwei Tage, um die knapp 55 sm hinter uns zu bringen. Also den Jockel angeschmissen. Wir finden es zwar überhaupt nicht prickelnd, den ganzen Tag zu motoren, aber wenn wir nach Bornholm möchten, haben wir keine Wahl. Die Erbseninseln als Ziel haben wir gestrichen: Wir würden wahrscheinlich nach 10-stündiger-Motorfahrt dort keinen Platz bekommen, es ist noch Hochsaison und die Häfen auf Bornholm und den Erbseninseln werden überfüllt sein. So unsere Informationen aus den Hafenführern.

Wir motoren also gute 10 Stunden über die sehr ruhige Ostsee und bis kurz vor Bornholm sind wir auch völlig allein. Wir laufen Tejn an, einen Hafen an der Nordküste, in dem man laut Hafenführer "in der Hochsaison noch am ehesten einen Platz findet". Der Hafenführer ist von 2001. Dort soll es aber, lt. dem aktuellen Hafenhandbuch, welches wir auch an Bord haben, Diesel zu bunkern geben. Und den benötigen wir wirklich dringend.

Steffi bereitet den Kartoffelsalat vor
Wir haben übrigens - bis auf den Wind - ein Traumwetter: Es ist über 20 Grad warm, der Himmel von nur wenigen Wolken besetzt und Bornholm zeigt sich beim Anlaufen von einer sehr schönen Seite: Die Insel ist hügelig und sehr grün. Das gefällt uns von weitem schon sehr gut. Wir kommen in den Hafen von Tejn und legen sofort an der Dieseltankstelle an. Da wir in Dänemark sind, müssen wir die Kronen erst umrechnen: 16 dänische Kronen pro Liter bedeutet 2,15 €/Liter :-) He, das ist ja mal günstig. So billig war es auf der gesamten Reise noch nicht. Unser Tank schluckt 93 Liter, da waren nur noch ca. 20 Liter drin - also höchste Zeit, ihn aufzufüllen.


Flaggenwechsel: Schweden muss für ein paar Tage aus der Saling - dafür kommt der "Danebro"
Steffi ist dann losgezogen, um zu schauen, wo man in diesem Hafen noch anlegen kann. Das Ergebnis war ernüchternd: In einem kleineren Hafenbecken waren zwar zwei/drei grün bezeichnete Boxen frei, aber sie sahen sehr eng aus. Einen Hafenmeister gibt es nicht mehr, man bezahlt die "Penge" an einem Automaten. So kann man auch niemanden mehr fragen, ob die Breite vielleicht ausreichend für die LUNA sein könnte. Es gab noch einen Längsseitsplatz an der Mole, der uns aber nicht besonders sympatisch war. Da wir auf Bornholm mindestens zwei Tage bleiben möchten, ist ein Päckchen-Lieger keine Option. Also auf zum nächsten Hafen - hier auf Bornholm gibt es 22 Häfen, davon wären 20 für uns geeignet, da sollte doch wohl noch ein Liegeplatz für uns zu finden sein. Wenn gar nichts zu machen ist - wegen der Hochsaison - fahren wir eben wieder nach Schweden zurück. Genügend Diesel haben wir jetzt ja im Tank.

Hafen Tejn - leider kein Platz für uns, der uns gefällt
Bornholm ist dänisch und die östlichste "Bastion" Dänemarks, auch wenn es deutlich näher an Schweden liegt. Seine Form ist etwa rechteckig und die Westküste ist eine Steilküste, die bei Westwinden sehr tückisch ist. Die Häfen hier werden bei Sturm mit Toren geschlossen. So manch ein Segler ist auf Bornholm schon "eingeweht", weil der Westwind das Herausfahren aus den Häfen verhindert hat. Dabei sind alle Häfen sehr gut geschützt - solche Bollwerke gegen die Ostsee haben wir bislang in keinem Hafen auf unserer Reise gesehen.

Sonnenuntergang in Hasle
Da in den nächsten Tagen kein Westwind, geschweige denn überhaupt Wind, angesagt ist, können wir es "wagen" an der Westküste Bornholms in einen Hafen zu gehen. So fahren wir von Tejn aus entlang der Nordküste und umrunden das nördliche Kap. Die Küste wird wild, steil fallen Felsen bis zum Wasser hinab, hier ist nur noch eine spärliche Bebauung zu sehen. Auf der hohen Küste steht eine Ruine, der man heute noch ansieht, dass sie eine stolze, uneinnehmbare Festung war. Darunter der Hafen ist durch hohe Mauern gegen die Brandung geschützt. Wir motoren aber weiter, da es hier in Vang keinerlei Infrastruktur gibt und der Hafen schon voll belegt war. Unser Ziel ist Hasle, hier soll laut Beschreibung der Hafen groß genug sein und man sollte auch in der Hochsaison einen Platz finden. Gegen 19 Uhr haben wir es geschafft und fahren in den Hafen von Hasle ein. Hier gibt es tatsächlich noch Fischer, was wir auch an den vor der Küste herumschwimmenden Bojen mit Fähnchen erkennen können. Das hatten wir gefühlt seit Polen nicht mehr. In den anderen Ländern sind die Fischerflotten fast nur noch im Atlantik unterwegs, aber nicht mehr in der Ostsee, das scheint hier anders zu sein.

Wir fahren in den Hafen ein und können uns direkt mehrere Plätze längsseits der großzügigen Hafenbecken aussuchen. Das Anlegen funktioniert sehr gut (es ist ja auch kein Windhauch zu spüren) und schnell können wir ein Anlegerbier genießen. Apropos Bier: Wir haben, wie auch immer in den Vorjahren, unsere Biervorräte (aus Estland ;-)) in der Bilge gebunkert - zur Erklärung, die Bilge ist der tiefste Punkt im Schiff, darauf liegen die Bodenbretter - es ist also quasi der "Keller" des Schiffs. Leider ist die LUNA kein besonders trockenes Boot, sondern die Bilgepumpe, an der tiefsten Stelle angebracht, muss regelmäßig laufen. Dass aber das Bilgenwasser auch in den höherliegenden Bilgefächern steht, damit haben wir nicht gerechnet. Das Salzwasser hat die darin liegenden Bierdosen schon etwas "angefressen", so das ein paar Dosen nicht mehr dicht sind. Wir sichten die Vorräte und können noch etliche Dosen retten, ein paar sind aber schon so vom Salzwasser geschädigt, dass wir sie entsorgen müssen. Was für ein Frevel - wir lagern die Dosen jetzt salzwassersicher.
Jetzt wo wir wissen, dass wir noch genügend Dosen an Bord haben, können wir uns das mal gönnen :-) Im Anschluss wollten wir im Hafenkiosk einen Hotdog essen - "das" Gericht in Dänemark. Zu unserer Enttäuschung hatte der Pölserstand aber schon geschlossen, eigentlich nicht verwunderlich, in Dänemark gibt es nur selten noch etwas nach 20 Uhr zu essen, das kennen wir schon aus vergangenen Urlauben.
Also gab es Kartoffelsalat und Würstchen an Bord - auch lecker. Unser Liegeplatz ist übrigens erst ab ca. 20 Uhr ruhig - bis dahin toben hinter uns Kinder und Erwachsene im Hafenpool mit Sprungmöglichkeiten, das heißt hier ist richtig was los bei diesem Wetter. Uns reizt das Bad in der Ostsee nach wie vor nicht: Quallen und Schlingpflanzen sowie trübes Wasser laden uns nicht ein.
Die Hafengebühren betragen hier übrigens ca. 40 €/Nacht, inklusive Strom, Duschen und Waschmaschinen - die morgen dann getestet werden.

- Tagestripp: 69 sm
- Davon unter Segeln: 0 sm
- Wetter: Nordost 1-2, keine Wellen, sonnig/bewölkt, ca. 22 Grad
- Fahrtzeit: 12 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Auf Bornholm findet man einen Platz, nur nicht an der beliebten Nordküste.
Dienstag, 9. August 2022
66. Törntag Torhamn - Arpö (SXK-Bojenbuch)
Wir frühstücken nach einer ruhigen Nacht zu viert an Bord und genießen schon früh die Sonne. Im Hafen sind schon viele ausgelaufen, wir liegen nur noch mit drei Booten an der Pier. Bernd ist mit dem Fahrrad zum Supermarkt gefahren und hat uns mit leckeren Brötchen versorgt. Und Mägi ist vor dem Frühstück schon schwimmen gewesen. So sitzen wir gemütlich im Cockpit und lassen es uns gut gehen. Gegen elf Uhr machen sich die Beiden auf nach Kalmar.
Der Törn heute wird entspannt, wir möchten nur eine recht kurze Strecke segeln (daraus wird aber mangels Wind nichts) und uns wieder an eine SXK-Boje legen. Das wird vermutlich das letzte Mal in diesem Urlaub sein.

Eine Seilfähre, die gerade losfährt, als wir sie passiert haben.
So motoren wir über eine spiegelglatte See und es ist tatsächlich zum ersten Mal seit Wochen T-Shirt-Wetter auf dem Boot. So erreichen wir nach wenigen Stunden "unsere" Ankerbucht. Die Boje ist noch frei und wir legen am frühen Nachmittag dort an.

Es ist hier nicht ganz so ruhig wie wir es uns erhofft haben: Man hört Autoverkehr, ständig kreisen Flugzeuge über uns und man fährt Wasserski in der Bucht. Außerdem ist die Bucht so voller Kraut, Seegras und Quallen, dass wir auch keine Lust haben, ins Wasser zu gehen. An Bord ist es aber schön warm, so dass wir uns mal in der Sonne entspannen können.
Dann nehmen wir uns die Seekarten vor, um die letzten 15 Tage unseres Sabbaticals zu planen. Morgen wollen wir zu den so genannten Erbseninseln vor Bornholm aufbrechen, Christiansö ist unser Ziel.

- Tagestripp: 18 sm
- Davon unter Segeln: 0 sm
- Wetter: West 1-2, keine Wellen, sonnig/bewölkt, ca. 22 Grad
- Fahrtzeit: 6 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Es wird doch noch warm hier in Schweden, die nächsten Tage versprechen steigende Temperaturen.
Montag, 8. August 2022
65. Törntag Bergkvara - Torhamn
Nach einer ruhigen Nacht in Bergkvara wurden wir von lauten Stimmen direkt neben unserem Boot geweckt. Ah, da möchte jemand tanken - und unser Tampen ist quer von unserer Mittelklampe zum Steg gespannt. Frank hat sich schnell angezogen und ist raus: "Sollen wir den Tampen wegnehmen?" "Nein, nicht nötig, das passt. Wir warten auf den Tankwart, der wollte um 8:00 Uhr hier sein."
Da wir einmal wach waren, haben wir uns frisch gemacht und das Frühstück vorbereitet. Der Tankwart kam und kam nicht. Die Crew aus Peenemünde war schon etwas ungeduldig. Gegen halb neun kam dann ein Auto, der "Tankwart" stieg aus (es war der Rezeptionsmitarbeiter, bei dem wir das Liegegeld bezahlt hatten), öffnete seinen Kofferraum und holte zwei 20-Liter-Dieselkanister heraus - und wir dachten alle, er würde die Tankstelle aufschließen und den Schlauch herausholen.

Ausfahrt aus dem Hafen Bergkvara
Wir beobachteten, wie der Skipper der deutschen Yacht vorsichtig den Diesel aus den Kanistern über einen Trichter in seinen Tank laufen ließ - sollen wir auch Diesel bunkern? Vermutlich wäre das eine gute Idee, in den nächsten Häfen gibt es möglicherweise keine Versorgung.

Also ging Steffi nach dem Frühstück zur Rezeption und bestellte 40 Liter Diesel für die LUNA. in 10 Minute wollte der Mitarbeiter kommen - er war fast schneller als ich am Schiff ... Die Kanister hatte er wohl noch im Kofferraum stehen, schnell wurden wir damit bedient. Dann begann der schwierige Umfüllprozess. Unser Nachbarlieger half uns aber aus der Patsche und reichte einen viel größeren Trichter zu uns hinüber - das war zwar immer noch schwierig, ging aber deutlich besser als mit dem Minitrichter des "Tankwarts". Bezahlen mussten wir wieder in der Rezeption: 38 Liter à 2,81 €/Liter - das ging ja noch vom Preis her.

Der sehr kleine Hafen Torhamn
Dann legten wir ab und segelten mit dem Westwind weiter in den Süden - unserem Ziel Torhamn entgegen. Der Himmel klarte deutlich auf, aber der Wind pfiff immer noch unangenehm kalt um die Ohren. Nach sieben Stunden, von denen wir etwa die Hälfte motort sind, kamen wir dann in Torhamn an. Der Hafen ist winzig und wir sind gemeinsam mit einem weiteren Segelboot eingelaufen - im Hafen selbst lagen aber schon vier Schiffe schon längsseits. Hm, das wird eng - ein Segler war dann so nett, sein Segelboot etwas nach hinten zu verholen, so dass wir (mit dem Bug etwas in die Einfahrt hineinragend) auch noch längseits gehen konnten.
Im Hafen wurden wir schon von Mägi und Bernd, die mit dem Fahrrad an der Küste in Richtung Stockholm unterwegs sind, empfangen und auf einen Kaffee in die Hafenbar eingeladen. Schnell das Schiff klar gemacht und ab in das gemütliche Café. Das Wiedersehen mit den Beiden hat uns sehr gefreut, wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen. Zweimal sind wir bereits gemeinsam die Vätternrundan gefahren - die Beiden sind sehr sportverrückt.

Wir verbringen einen netten Abend an Bord und kochen gemeinsam. Anschließend nutzen die beiden Radfahrer unsere Achterkabine zur Übernachtung - wir müssen nur etwas unsere "Siebensachen" hin und herräumen, aber dann ist genügend Platz für die Zwei.


- Tagestripp: 30 sm
- Davon unter Segeln: 12 sm
- Wetter: West 3 - 4, kaum Welle, sonnig/bewölkt, ca. 20 Grad
- Fahrtzeit: 7 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Es ist doch immer wieder schön, mit guten Freunden im Cockpit zu sitzen und zu klönen.
Sonntag, 7. August 2022
64. Törntag Pataholm - Bergkvala
Wir planen heute zwischen dem Festland und Öland, der zweitgrößten Insel Schwedens, den Kalmarsund entlang nach Süden zu segeln. Der Wind ist heute aus West angesagt - das sollte passen. Wir lassen es heute etwas ruhiger angehen und verlassen gegen halb zehn den Bojenplatz. Wieder einmal haben wir ungestört geschlafen und der Wind ist auch ins Bett gegangen.

Zunächst mussten wir wieder einen engen Tonnenstrich fahren, aber dann konnten wir Groß und Fock setzen, um nach Süden zu "rauschen". Da Böen bis 6 bft. angesagt waren, haben wir das zweite Reff ins Segel gemacht und konnten trotzdem mit über 6 kn durch den Kalmarsund segeln. Ein Highlight war die Kalmarsundbrücke, die Kalmar mit Öland verbindet und die eine Durchfahrtshöhe von 30 Metern hat - da passten wir mit unserem 15,60 m hohen Mast ja so gerade durch ;-) Trotz der komfortablen Höhe ist es immer wieder aufregend, unter einer Brücke herzusegeln. Es war auch wieder so einiges los auf dem Wasser, aber wir konnten unseren Weg über lange Strecken ungestört verfolgen.

Der Wind ist nach wie vor sehr anstrengend, wir sind immer bis zu den Ohren eingepackt, um nicht zu frieren. Das war auf der Hinfahrt ganz anders, wir sehnen uns schon eine ganze Weile nach mehr Wärme - auch beim Segeln. Aber immerhin war es die ganze Zeit trocken.

Kalmarsund-Brücke

Unser heutiges Ziel ist der kleine Hafen Bergkvara an der südlichen Ostküste Schwedens. Er wirbt damit, dass es hier fast nie regnet, und wenn überhaupt, dann mal nachts. Bei der Anfahrt sah es gar nicht danach aus: Dicke Wolken hingen über dem Festland. Aber als wir uns dem Hafen näherten, verzogen sich die Wolken und wir konnten im Trockenen anlegen. Der Anleger mit Heckboje ist für uns immer noch etwas ungewohnt, aber so langsam bekommen wir Routine: Steffi fädelt den Festmacher durch das Ohr der Boje und übergibt an Frank, dann geht sie nach vorn und über den Bugkorb mit der Luvleine an Land. Schnell festgemacht und auf Frank warten, der den Lee-Festmacher an Land wirft. Dann kommt nur noch der Feinschliff, bis das Schiff gut in der "Box" liegt. Strom legen. Fertig - Anleger :-) Wir laben uns immer noch an unseren Vorräten aus Estland, aber so langsam gehen diese auch zu Neige. Mal sehen, ob wir noch irgendwo Nachschub ergattern können, um unseren "Anlegerschluck" zu sichern.

Schloss Kalmar - beeindruckender Anblick von See aus
Bevor wir in den Hafen eingelaufen sind, wurden wir mit "Knällen" empfangen: Es wird hier geschossen. Wir haben nicht heraus bekommen, worauf geschossen wird und womit ("Luftgewehr"?), aber es wird auch jetzt um 21 Uhr noch geschossen ... solange man uns nicht trifft, haben wir ja nichts dagegen. Allerdings ist es ein komisches Gefühl.

Der Hafen ist übrigens sehr klein und nicht besonders tief, beim Anfahren wurden wir vor Flachwasser gewarnt. Da wir aber keine andere Wahl hatten (der nächste Hafen ist mindestens zwei Stunden entfernt), haben wir uns trotzdem getraut. Wir sind sehr erfreut gewesen, dass noch sehr viel Platz war, die Hauptsaison in Schweden scheint sich auch dem Ende zuzuneigen.

Schicke "Stadtvilla" in Bergkvara
Nach dem Anlegen sind wir zum nahegelegenen Campingplatz gelaufen, dort haben wir auch die Liegegebühr in Höhe von 24 € (inkl. Strom) bezahlt. Das Restaurant sah sehr ansprechend aus, so dass wir uns dort den Bauch vollgeschlagen haben - lecker war es. Im Anschluss noch ein kurzer Spaziergang über den Campingplatz und entlang des Handelshafens. Hier war allerdings gar nichts los. Der Ort an sich ist klein und überschaubar, mit ganz vielen bunt-bepflanzten Blumenkübeln sieht er sehr einladend aus.

- Tagestripp: 40 sm
- Davon unter Segeln: 26 sm
- Wetter: West 3 - 4, Böen 5 - 6 bft., erst keine Welle, später 0,4 m, sonnig/bewölkt, ca. 19 Grad
- Fahrtzeit: 9 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Uns wird langsam bewusst, dass wir uns sehr dem Ende unserer Reise nähern.
Samstag, 6. August 2022
63. Törntag Figeholm - Pataholm (Ankerbucht)
Wir haben wieder sehr ruhig geschlafen, kein Laut, keine Bewegung - unglaublich, wie viele sehr ruhige Nächte wir schon hatten. Das sind wir von unseren letzten Törns, insbesondere ins Mittelmeer, überhaupt nicht gewohnt.
Die Nacht war sehr kurz, wir wollten den Hafen frühzeitig verlassen, um weiter in den Süden zu fahren. Angesagt war ein strammer Westwind mit Böen bis 6 bft. Das bedeutete für uns größtenteils halber Wind, aber am Am-Wind-Strecken. Da wir uns erst zwischen Schären und dann zwischen Festland und Öland befinden würden, rechneten wir nicht mit höheren Wellen. So war es dann auch. Wir segelten nur mit der Fock, um beweglicher zu sein - schließlich war auch hier noch ein Tonnenstrich zu beachten, aber erzielten Geschwindigkeiten über 7 kn. Damit sind wir gut vorwärts gekommen. Allerdings wieder dick eingemummelt - der Wind ist nach wie vor sehr kalt und wenn man Stunden im Wind steht - wie Frank am Steuer meistens - ist es auch sehr anstrengend. Wenigstens hat den ganzen Tag die Sonne gelacht und alles sah um uns herum sehr schön aus.

Es waren tatsächlich relativ viele Segler unterwegs und auch eine Fähre kreuzte hinter uns unseren Weg. Ansonsten war die Fahrt eher ereignislos, man hatte aber das Gefühl, auf einem großen Binnensee unterwegs zu sein, weil man im Kalmarsund so zwischen Festland und Öland, der zweitgrößten Insel Schwedens herfährt, dass man manchmal rundherum Land sieht.
Wir hatten uns mehrere Bojenplätze mit SXK-Bojen herausgesucht, bei diesem Wetter wollten wir auf keinen Fall ankern. Alternativ hatten wir uns auch einen Hafen auf der Karte angesehen, wenn alle Bojen belegt gewesen wären, wäre er unser heutiges Tagesziel geworden.
Die Anfahrt auf die erste Bojenbucht war schon wieder sehr spannend: Ist die Boje noch frei oder müssen wir gleich weiterfahren? Der Tonnenstrich war sehr eng und links und rechts davon sahen wir Steine, auf denen Unmengen von Vögeln saßen. Die Boje lag natürlich so in der Bucht, dass wir erst ganz spät erkennen konnten, obsie noch frei war.

In der Bucht ankerte noch ein Segelschiff und ein weiteres lag an einer privaten Boje, aber "unsere" blaue SXK-Boje war frei. Sehr schön. Also fädelte Steffi den Tampen ein und belegte an Backbord. Mit Hilfe unseres "Piratenhakens" wurde dann die Tonne nochmals eingefangen und die Steuerbordklampe am Bug belegt. So liegen wir absolut ruhig an der Boje, trotz des immer noch sehr heftigen Windes. Es ist eine schöne Bucht, mit einigen kleineren Inseln, die von Schilf umgeben sind. Etwas weiter weg in der Bucht liegt eine schwimmende Sauna, die später auch von ein paar Männern genutzt wird. Sie sind mit dem Motorboot dorthin gefahren und genießen nun im Abendlicht die Sauna - toll.
Hier gefällt es uns sehr gut: Nicht nur, dass wir absolut ruhig an der Boje liegen, sondern hier ist es auch sehr sehr still. Leider sind auch keine Fische hier, Frank wirft zum wiederholten Male seine Angeln ohne Erfolg aus. Das muss doch mal klappen - aber heute leider wieder nicht. Wir trösten uns mit einem Krabben-Ei-Roggenbrot mit Knoblauchmajonaise.

Die Routenplanung der nächsten Tage beschäftigt uns noch etwas: Hier in der Nähe sind schöne Städte wie Kalmar oder Karlskrona, aber auch die Insel Öland hat ihren Reiz. Da wir allerdings in den nächsten Tagen weiter Westwind erwarten, fällt Öland aus - wir müssten auf dem Rückweg an die Ostküste Schwedens wieder motoren, dazu haben wir überhaupt keine Lust.
Wir beschließen, auf die großen Städte zu verzichten, da wir auch etwas "müde" sind vom Pflastertreten und lieber noch in Anker- bzw. Bojenbuchten zu gehen, wenn es sich anbietet. Das ist eine Erfahrung hier im Urlaub, die wir noch auskosten möchten, bevor es in Dänemark und Deutschland vermutlich von Hafen zu Hafen geht. Jedenfalls gibt es dort keine SXK-Bojen ...

- Tagestripp: 34 sm
- Davon unter Segeln: 26 sm
- Wetter: Westwind (ganz neue Windrichtung für uns), 4 - 6 bft., kaum Welle, Sonnenschein mit kleinen Wolken
- Fahrtzeit: 7 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Wir freuen uns auf jede SXK-Boje, die wir in Schweden noch "mitnehmen" können.
Freitag, 5. August 2022
62. Törntag Vippholmen - Figehom (Festland)
Heute Nacht war es plötzlich taghell im Schiff: Ein Gewitter zog von drei bis vier Uhr morgens durch und viele Blitze erhellten die Kajüte. Dann setzte auch noch heftiger Regen ein - das hatten wir so in unserem Sabbatical noch nicht erlebt. Da muss man dann eben durch, obwohl es schon etwas unheimlich war, in einer Bucht an einer Boje zu liegen und zu wissen, dass der Mast 15,60 m hoch ist und ein gutes Ziel für einen Blitz wäre. Es ist aber alles gut gegangen, Blitzeinschläge in Schiffe sind tatsächlich sehr selten. Vermutlich ist das eine eher irrationale Angst, die man bekommen, wenn man auf einem Schiff ist, das nicht wirklich einen sicheren Ort bei Gewitter darstellt. Aus Sorge, dass die Elektrik Schaden nehmen könne, hat Steffi einen alten "Segler-Tipp" befolgt und die Handys und das Tablett, mit dem wir navigieren, in den Backofen gesteckt. Das ist der einzige sichere Ort auf einem Schiff gegen Überspannung.

"Unsere" SXK-Boje in der Bucht von Vippholmen
Wir schliefen dann aber wieder gut ein, als der Spuk zuende war und haben vor dem Frühstück eine warme Dusche am Heck der Luna genommen. Eigentlich wollte Steffi auch eine Runde in der Bucht schwimmen, aber hier - wie auch an anderen Orten - sind wieder Unmengen von Quallen im Wasser, das ist nicht wirklich reizvoll. Also nur kurz mit den Füßen rein und sofort wieder heraus. Ab unter die Dusche, das war dann ein Genuss.

Für heute war ab Nachmittags Regen angesagt, deswegen haben wir nur einen kurzen Schlag nach Figeholm eingeplant. Größtenteils sind wir durch sehr, sehr enge Fahrwasser motort (kein Wind :-((), es war beeindruckend, wie nah die Felsen waren und wir hofften, dass uns das GPS exakt den Weg weisen würde. Das hat es offensichtlich getan, wir sind ohne Schwierigkeiten durch das Felsenlaborinth gekommen - unglaublich, was hier möglich ist.

Schären - zum Greifen nah am Boot

Kurz vor unserem Ziel, dem kleinen Hafen Figeholm, fing es dann stark an zu regnen. Gut, dass wir die engsten Passagen da schon hinter uns hatten. Wir haben heute wieder Seehunde gesehen und sind ganz nah am Kernkraftwerk Oskarshamn vorbei gefahren, das ganz in der Nähe von Figeholm liegt.
Als wir uns dem Hafen näherten, rief uns ein Berliner zu, dass wir seinen Platz übernehmen könnten, er wolle verlegen. Wir fragten nicht, warum, sondern gingen an seinen Platz mit Heckboje. Das Übersteigen in Regensachen und mit Gummistiefen über den Buganker war wieder sehr aufregend, aber bei dem Wetter kam auch niemand von einem Nachbarboot zum Helfen, was ja auch verständlich ist. Schließlich haben wir es aber geschafft, die Luna sicher am Steg zu vertäuen.

Verwirrende Betonnung ... aber wir haben es geschafft :-)
Also auf zum Hafenmeister, der am Hauptanleger sein Havnekontor hat. Per App bezahlen wir das Hafengeld in Höhe von 30 € (weil wir über 3,5 m breit sind, sonst wären es 23 €) inklusive Strom. Wir liegen aber an einem anderen Anleger als der Hafenmeister und müssen ein paar Straßen weiter laufen. Der Hafenkiosk bietet Kaffee und Waffeln an - das hat uns sehr gut gefallen. Währenddessen hat es auch aufgehört zu regnen und wir genießen die Kaffeepause mit Kaffee bis zum Abwinken :-) Außerdem hat Figeholmen eine "Büchertauschkiste" - so eine Überraschung.

Steffi bekam während der Fahrt schon leichte Panikattacken, weil ihr Büchervorrat sehr geschrumpft ist. Wie kommt sie nun an "Futter"? Ok, vielleicht in Kalmar, also übermorgern ... aber bis dahin muss dann der Vorrat reichen. Erstaunlicherweise tut sich aber immer eine Lösung auf, wenn es eng wird: Im Hafen Figeholm gab es tatsächlich eine Büchertauschkiste mit deutschen Romanen :-) Gerettet - drei "neue" Bücher wechseln im Tausch mit bereits gelesenen Büchern den Platz. Jetzt kann Steffi wieder beruhigt an Bord "Buchstaben verschlingen".

Wir laufen zurück zum Schiff und entdecken dabei einen netten Grillplatz - das wäre doch was fürs Abendessen. Prima, wir haben Grillfleisch an Bord, dann können wir uns dort ja gleich niederlassen. Kaum waren wir aber wieder an Bord, als sich eine sehr dunkle Wolke am Horizont Figeholm näherte. Plötzlich ging hier auch das Unwetter los, alles wieder nass, was soeben getrocknet war. Ok, kein Grillen und kein Abendessen im Cockpit - dann essen wir eben unter Deck.
Was man nicht sieht in diesem Film: Steffi bringt einen Seitenschutz an und wird kräftig geduscht - deswegen hört man sie lachen :-)
Nach etwa einer Stunde war der Spuk vorbei und ab jetzt soll es wieder trockener werden.

- Tagestripp: 16 sm
- Davon unter Segeln: 0 sm
- Wetter: Nachts Gewitter, kein Wind, viel Regen. Mittags trocken, ab Nachmittags wieder Regen. Temperatur: Morgens 22 Grad, später 19 Grad. Wind aus Süd (1 - 2 bft.), keine Welle
- Fahrtzeit: 4 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Immer wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Buch daher :-)
Donnerstag, 4. August 2022
61. Törntag Visby - Vippholmen (Östra Kusten, Ankerbucht)
Nun sollte es endlich wieder hinüber an das Festland gehen. Dazu sind wir heute Morgen schon kurz nach sechs Uhr ausgelaufen. Noch war der Wind sehr wenig vorhanden, aber als wir aus dem Hafen herausgemotort waren, konnten wir schon Groß und Genua mit Kurs Festland setzen. Wir segelten eine ganze Weile hoch am Wind und es machte richtig Spaß mal wieder zu segeln.

Der Tag heute gestaltete sich sehr abwechslungsreich: Von Flaute bis lebhaftem Wind hatten wir so ziemlich alles dabei. Wir hatten sogar kurzfristig Regen, obwohl nichts angesagt war. Es war eine einzige Wolke auf unserem Weg zum Festland und die hat sich dann genau über uns entladen.
Leider war der Wind auch wieder sehr kalt. Am Festland und auch auf Gotland sollte es heute ein warmer Tag mit 27 Grad werden. Davon haben wir beim Segeln nichts gespürt. Aber immerhin hatten wir Wind und viel Sonne - das ist doch auch mal etwas.

Wir waren insgesamt gute elf Stunden unterwegs, es waren 54 Seemeilen bis zu unserem Ziel. Den Großteil davon konnten wir segeln - das war viel besser als auf der Hinfahrt, die wir mangels Wind ja komplett motoren mussten. Dieses Mal sahen wir auch eine Menge anderer Schiffe, sowohl Frachter und Kreuzfahrtschiffe (Mein Schiff 6 - das haben wir schon mal gesehen auf dieser Reise) und einige Segler. Ansonsten konnten wir wieder eine ganze Weile kein Land sehen. Als wir uns den Schären näherten, freuten wir uns schon auf die abwechslungsreiche Landschaft, in die wir jetzt wieder eintauchen können.
Wir haben uns für die Nacht eine Ankerbucht ausgesucht, in der auch schon neun Boote an den Schären lagen, als wir ankamen. Aber die SXK-Boje in der Bucht war noch nicht belegt - das sollte unsere werden. Also ganz nah an die Boje herangefahren und den Festmacher eingefädelt. Fertig. Jetzt liegen wir fest vertäut (sogar mit zwei Festmachern, das ist deutlich weniger laut) im Wind, der nochmal so richtig aufgefrischt hat. Wir haben hier in der Bucht Windstärken bis 5 bft., das hatten wir gestern im Hafen auch. Unser Schiff legt sich gut von rechts nach links (immer um die Boje) herum und weil wir fast ringsherum von Land umgeben sind, gibt es keine Welle. Uns ist es jetzt sehr recht, dass wir eine freie Boje gefunden haben, Ankern unter diesen Bedingungen hätten wir längst nicht so gut gefunden. So können wir beruhigt heute Nacht schlafen: An der Boje liegen wir absolut sicher und kein Anker kann rutschen.

- Tagestripp: 50 sm
- Davon unter Segeln: 35 sm
- Wetter: viel Sonne, ca. 27 Grad an Land, auf dem Boot deutlich weniger, teils sehr starke Dünung unterweg, in der Bucht keine Welle, Wind aus Südwest. später Süd von 2 bis 5 bft.
- Fahrtzeit: 11 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Segeln auf der "freien" Ostsee macht richtig Spaß, aber die Schärenwelt gefällt uns ebenso gut.
Mittwoch, 3. August 2022
60. Törntag Visby (19. Hafentag)
Heute Morgen zunächst der Blick aufs Wetter: Nein, es war die richtige Entscheidung, im Hafen zu bleiben - und nochmal umgedreht. Der erste Weg nach dem Aufstehen ging zur Hafenmeisterin, die uns darauf hinwies, dass wir nur elektronisch buchen und bezahlen können. Das geht über Dockspot.com, damit hatten wir unseren Liegeplatz schon im Voraus reserviert und bezahlt. Nun mussten wir nochmal nachzahlen für den heutigen Tag - gesagt, getan und wir bekamen einen neuen Aufkleber fürs Boot. Die Kosten halten sich hier mit 36 € für den Liegeplatz mit Strom noch in Grenzen.

Nach einem späten Frühstück wollten wir mal Richtung Süden laufen. Uns kamen auf einem schönen Weg sehr viele AIDADIVA-Gäste entgegen (gut erkennbar an den diversen Schlüsselbändern) und bis zum Kreuzfahrtterminal konnten wir auch schön unter Bäumen laufen. Der Wind hielt sich hier auch in Grenzen, er hatte mittlerweile so zugelegt, dass es auch im Hafen recht ungemütlichen Schwell gab. Leider gab es aber keinen Küstenwanderweg oder ähnliches nach dem Kreuzfahrtterminal, so dass wir an der Landstraße entlang liefen. Das machte uns keinen Spaß und so kehrten wir nach ein paar Kilometern wieder um.
Während wir zurückliefen, machte noch ein zweites Kreuzfahrtschiff am Terminal fest. Als wir am Montag ankamen, waren tatsächlich fünf Kreuzfahrer bzw. große Fähren hier - nicht auszumalen wie voll die Stadt da am Mittag und Nachmittag gewesen sein musste. Später erzählte uns jemand, dass der Montag in Visby (in der Hauptsaison) immer der Tag ist mit den meisten Kreuzfahrern. Da haben wir wohl nochmal Glück gehabt. In der nächsten Woche findet hier ein riesiges Mittelalterfestival statt - auch dann wird die Stadt aus allen Nähten platzen ...

Von der Wanderung bekamen wir Durst und ein "Hüngerchen", erst versuchten wir es in einer Bäckerei, aber alle Schattenplätze waren besetzt. Mittlerweile hatten wir ca. 24 Grad - also hochsommerlich warm für unsere Verhältnisse - und wir wollten uns nicht der prallen Sonne aussetzen. Also ein paar Häuschen weitergezogen bis zum "Wisby Hof". Die Lunchkarte versprach interessante Gerichte: Wienerschnitzel aus Kalbfleisch, Cordon Bleu und Schnitzeltoast. Außerdem saßen wir unter Sonnenschirmen, die mit "Stiegl"-Pilsreklame bedruckt waren. Gemütlich war es dort im Biergarten. Also zwei Stiegl-Pils bestellt, ein Schnitzeltoast und einen Lachsauflauf ("Laxgratäng") - eine gotländische Spezialität.
Das Essen kam schnell und schmeckte uns gut. Anschließend kamen wir mit dem Wirt ins Gespräch: Ein Österreicher aus Schladming ... wir erfuhren, dass in Schweden in 2020/2021 keine Beschränkungen aufgrund von Corona für die Gastronomie galten, aber insbesondere 2020 sind die Geschäfte nicht gut gelaufen, weil sich keiner getraut hat, auszugehen. Es gab wohl staatliche Hilfen, aber diese kamen sehr schleppend. Der Wirt war froh über das gute aktuelle Geschäft. Allerdings ist auch in Schweden der Personalmangel enorm und man muss versuchen, sein Personal auch über die mageren Wintermonate hinweg zu halten. Außerdem erzählte er uns, dass der Mai so kalt gewesen sei und der Sommer noch nicht so richtig in Fahrt gekommen ist - ja, das haben wir auch schon gemerkt. In Deutschland ist immer noch eine unerträgliche Hitze, und wir würden uns über ein, zwei Grad mehr schon freuen. Aber heute war es tatsächlich schön in der Sonne zu sitzen.

Zurück an Bord wurden wir weiter durchgeschüttelt: Der Schwell stand im Hafen und der Wind zerrte an den Festmachern und Wanten. Hier im Hafen hatten wir 24 kn Wind in der Spitze, das ist schon ganz ordentlich. Alle Boote schwanken an den Schwimmstegen - die Heckbojen stabilisieren sie nur wenig. Unter Deck ist es schon recht ungemütlich, aber im Cockpit konnte man trotz Wind ein wenig die Sonne genießen und das Hafenkino beobachten. Es waren tatsächlich einige bei dem Wetter unterwegs, wir waren aber froh, im Hafen geblieben zu sein. Morgen geht es wieder zurück ans Festland in die Schären.
Hafenimpression heute Nachmittag
Nach dem Abendessen an Bord sind wir noch eine kleine Runde durch die Stadt gelaufen und haben noch mehr unbekannte Gassen und Biergärten entdeckt. Visby ist wirklich schön. Hier kann man sich auch länger aufhalten. Interessanterweise gibt es hier einige Kirchenruinen (11 sollen es sein, wir haben nicht gezählt) und nur einen Dom, der sehr schön aussieht und auch noch als Kirche dient. In den anderen sind Gartenlokale untergebracht oder auch eine Musikhalle. Von fast jedem Punkt in der Stadt sieht man entweder eine Ruine oder die Stadtmauer mit ihren imposanten Türmen.

Im Hafen war richtig was los: In einem Lokal in der Nähe wird live Rock 'n Roll gespielt und es fahren amerikanische Schlitten ihre Runden um den Block. Der Wind hat gottseidank etwas nachgelassen und so können wir noch in wenig an Deck sitzen und die Abendstimmung genießen. Jetzt geht die Sonne schon gegen neun Uhr unter und nach ca. einer halben Stunde Dämmerung wird es Dunkel - man merkt, dass wir immer mehr Richtung Süden kommen und dass das Jahr immer weiter fortschreitet.
Dienstag, 2. August 2022
59. Törntag Visby (Hafentag Nr. 18)
Die Nacht war etwas unruhig, weil der Schwell in den Hafen lief. Aber da wir uns gut vom Steg freigehalten haben, konnte keine bedrohliche Situation für die LUNA entstehen und wir konnten beruhigt schlafen.
Schon morgens liefen Schiffe ein und aus, viele sind wohl schon früh aufgebrochen, um nach Visby zu kommen. Heute war auch etwas mehr Wind als gestern, so dass einige davon auch gesegelt sein werden. Ein Deutscher, der sich uns gegenüber an den Steg gelegt hat, berichtete von sieben Stunden Segeln und drei Stunden Motoren von der Insel Öland aus (40 sm) - das war sicher auch etwas langeweilig. Aber immerhin konnte er segeln - während wir ja nur motoren konnten. Morgen soll der Wind allerdings noch stärker werden, mal sehen, ob wir noch einen Tag hier bleiben, um abzuwettern.

Wir haben heute mal ausgeschlafen und dann schön an Bord gefrühstückt. Das Hafenkino hatte uns wieder ganz in seinen Bann gezogen, aber gegen 11 Uhr sind wir dann doch noch aufgebrochen und haben mit den Klapprädern Gotland erkundet. Wir sind einige Kilometer entlang der Küste gefahren und haben dabei einige Strände passiert. Tatsächlich waren dort immer wieder auch Menschen im Wasser - mutig, mutig, uns wäre es zu kalt. An einem Campingplatz ging es dann nicht mehr am Wasser entlang, sondern einen langen Berg hoch. Oben angekommen, konnten wir an der Landstraße auf einem Radweg fahren. Wir wählten dann wieder die Richtung zurück nach Visby, da uns doch zuviele Fahrzeuge auf der Straße unterwegs waren. Dabei kamen wir an einem Supermarkt vorbei und konnten noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Hier, wie auch in anderen Städten sind leider häufig die Supermärkte sehr weit von den Häfen entfernt, so dass in der Regel eine ziemliche Schlepperei mit einem Einkauf einhergeht. Aber wir waren gut gewappnet und hatten einen Rucksack dabei, so kamen wir mit den Rädern und dem Einkauf gut wieder zurück zum Schiff. Auf der Fahrt dorthin kamen wir an einem Systembolaget vorbei. In Schweden ist der Alkoholeinkauf gesetzlich geregelt und nur in behördlichen Läden, den Systembolagets, möglich. Da unser Rucksack aber schon gefüllt war, beschlossen wir, nochmals mit den Rädern zurückzukommen - auch der Systembolaget lag weit vom Hafen entfernt. Man wundert sich wirklich, dass hier trotzdem die Leute betrunken feiern, bei der Reglementierung und den hohen Preisen für Alkohol. Gestern Abend wurden wir noch Zeuge einer Trunkenheitstat, als ein junger Mann im Hafen kurzerhand den Barhocker in das Flaschenregal der Außenbar geworfen hat. Wir hatten schon gelesen, dass im Hafen von Visby immer etwas los sei - aber das war dann doch etwas zu heftig.

Wir beschlossen, eine Kaffeepause einzulegen. Die Schweden sagen dazu "Fika" - es gab Kaffee (übrigens mit kostenlosem Refill), leckeren Rhabarbar-Kuchen mit Vanillecreme und Chokolad-Kaka med grädde (Schokoladenkuchen mit Sahne). Dazu wie häufig kostenloses Wasser. Wir saßen auf einer sehr gemütlichen Terrasse direkt an der Stadtmauer. Das Fiket ist wirklich eine Empfehlung. Wie in Schweden häufig üblich, stellt man sich am Tresen an, bestellt und bezahlt und nimmt entweder das Gewünschte mit zum Tisch oder man erhält eine Nr. und das Essen wird an den Tisch gebracht. Aufgrund der Personalknappheit hier können so auch mit minimalem Personalaufwand Kaffees oder Restaurants betrieben werden, es wird halt viel mit Selbstbedienung kompensiert. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es auch ganz simpel, auch wenn es sich für uns zunächst ungewohnt anfühlt. Abends allerdings ist häufig Bedienung am Tisch, das schlägt sich dann auch in den Preisen nieder. Vielfach haben auch Restaurants Sonntags geschlossen, weil sich aufgrund der hohen Zuschläge die Bewirtschaftung nicht lohnt.

Der Dom von Visby - einzige Kirche, die als solche auch genutzt wird und die intakt ist
Nach der leckeren Pause ging es ab zum Schiff, abgeladen - wieder aufs Rad und auf zum Systembolaget (im wahrsten Sinne des Wortes). Visby liegt auf einem Hügel und ist von einer 3,3 km langen Stadtmauer umgeben. Hier gibt es Häuser aus fünf Jahrhunderten, eines ist schöner als das andere. Und überall Kopfsteinpflaster - dazu gehen viele Straßen steil bergauf. Wir müssen zum Östertorget hinaus (Osttor), um zum Systembolaget zu kommen. Dort decken wir uns mit Rotwein und ein paar Dosen Bier ein - etwas Vorrat haben wir noch aus Estland :-)

Nachdem wir die Räder und den teuren Alkohol verstaut haben, ziehen wir uns um und laufen dieses Mal in die Stadt, um etwas leckeres zu Essen. Leider waren wir schon wieder nicht besonders erfolgreich: Drei Lokale, in die wir gern gegangen wären, hatten entweder nicht die Auswahl, die uns ansprach oder waren "fully booked". So dass wir beschlossen haben, in das nächste Restaurant zu gehen, was uns anspricht. Und siehe da: Eine sehr gute Wahl - wir landeten im "Wallers - Bar & Kök" aßen geräucherte Schrimps mit Knoblauchmajonäise, Rinder- und Lammfilet - alles aus der Region. Das Essen war gut, die Bedienung freundlich, wir saßen quasi mitten im Geschehen, weil wir direkt an der Fußgängerzone aßen - alles richtig gemacht :-)
Es bleibt die Frage: Segeln oder bleiben. Was sagt der Wetterbericht für morgen?
Wir beschließen, auch aufgrund der Länge der Überfahrt, noch einen Tag in Visby zu bleiben, um Mensch und Material zu schonen. Außerdem gibt es hier sicher noch so einiges zu entdecken.
Montag, 1. August 2022
58. Törntag Stora Förö - Visby (Gotland)
Heute fängt unser letzter Monat auf See an - nur noch 25 Tage, dann müssen wir wieder in Lübeck sein. Oder noch 25 Tage, um unsere Ostsee-Umrundung zu vervollständigen. Uns kommt es noch gar nicht so lange vor, dabei ist das bisher der längste Urlaub unseres Lebens. Es fühlt sich wirklich gut an, auch wenn wir unsere Familie vermissen. Die Übernachtung in der Ankerbucht hat uns wieder sehr gut gefallen - es gab keinen Wind, keine Welle und auch keine Geräusche. Wir beschließen, im letzten Monat noch viel mehr zu ankern, als wir das bisher gemacht haben. Nur ab und zu in einen Hafen, um die Versorgung zu sichern, das hat sich in den letzten Tagen als für uns richtig herausgestellt.

Heute Nacht ist Steffi wach geworden und hat sich in der Stille den Sternenhimmel angesehen. Bislang waren die Nächte so hell und wir waren so weit im Norden, dass man keine Sterne erkennen konnte. Jetzt aber, wo die Nächte wieder länger werden und dunkler, kann man den Sternenhimmel umso mehr bewundern. Der große Wagen stand direkt über uns und plötzlich kam eine Sternschnuppe vom Himmel gefallen - wow, was für ein Erlebnis.
Da wir heute den großen Schlag nach Gotland machen wollten und dabei 50 Seemeilen vor der Brust hatten, standen wir früh auf und fuhren bereits um halb neun aus der Bucht. Frank hat heute Morgen sogar den Sonnenaufgang fotografiert - ein einmaliges Erlebnis in der Bucht. Danach hat er sich aber noch mal hingelegt, vier Uhr war eindeutig zu früh zum Losfahren.

Schnell ging es aus den Schären heraus auf die offene Ostsee - was haben wir das lange nicht erlebt. Seit Helsinki waren fast immer Inseln in der Nähe oder das Festland. Jetzt aber hatten wir stundenlang keinerlei Sicht auf Land. Das gefällt uns grundsätzlich schon. Leider war aber auch der Wind nicht vorhanden, entgegen der Vorhersage wehte nur ein sehr laues Lüftchen. An Segeln war nicht zu denken. Wir hatten überhaupt keine Lust, fast 10 Stunden zu motoren, aber da wir den Liegeplatz für heute und morgen bereits vorgebucht hatten, hatten wir auch keine andere Wahl als nach Gotland überzusetzen. Also auf ins "Vergnügen". Der Autopilot stand exakt auf 84 Grad und unser Jockel motorte uns zuverlässig durch das Wasser, das wie Öl aussah. Plötzlich sahen wir minutenlang im Kielwasser zwei Robben spielen - das war mal eine schöne Abwechslung. Vor Aufregung haben wir allerdings die Kamera nicht heraufgeholt, so dass es keine Fotos von der Begegnung auf der Ostsee gibt.
Nach einer endlos erscheinenden Zeit kam endlich Gotland in Sicht. Im Hafen lagen fünf größere Fähren bzw. Kreuzfahrer (u. a. die Aidamar und die Seven Sea Splendor, die wir bereits häufiger gesehen hatten). Als wir uns näherten, verließ aber eine nach der anderen den Hafen und kam uns entgegen. Wir freuten uns, dass wir ihnen nicht im Hafenbecken ausweichen mussten, sondern freie Fahrt in den Hafen von Visby hatten.

Schnell hatten wir unseren reservierten Platz Nr. 13 ausgemacht und haben mit dem Heck an den Pier und dem Bug an der Boje festgemacht. Das Manöver verlief ruhig und schnell waren wir im Hafen fest. Da kam auch schon der Hafenmeister, der bestätigte, dass wir ja bereits bezahlt hätten (37 Euro/Nacht inkl. Strom) und uns einen gelben Aufkleber für die Reling gab. Wir schlossen noch den Strom an und sind dann später zum Essen ins Städtchen gelaufen.
Visby ist eine mittelalterliche Stadt mit unglaublich vielen Restaurants, Bars und Cafés. Es gibt mehrere Fußgängerzonen und jeder Winkel der Stadt ist mit einem Biergarten oder mit Außengastronomie belegt. Wir staunten nicht schlecht, wie man hier auf Touristen eingerichtet ist. Gotland ist die zweigrößte Insel in der Ostsee (und die größte Schwedens) nach Saarema (Estland) und sehr beliebt als Ferieninsel bei den Schweden. Wir waren etwas geflasht von so viel Leben in der Stadt, wo wir ja in den letzten Tagen so viel Ruhe und Abgeschiedenheit erlebt haben.
Wir sind dann beim "Bad Wolf BBQ" gelandet und haben sehr lecker amerikanisch gegessen - das musste einfach auch mal sein. Der Wirt war unglaublich nett und hat uns hawaiianisches Bier empfohlen, es schmeckte uns - wie das Essen - auch sehr gut. Die Schweden sagen gern "absolut", wenn ihnen etwas besonders gut gefällt. Also das Essen und der Bad Wolf BBQ haben uns absolut gefallen :-)
Nach dem Essen sind wir noch durch die Sträßchen geschlendert und haben die nette Atmosphäre aufgenommen. Überall saßen Leute bei Wein und Cocktails in der Abendsonne, eine wunderbare Stimmung - fast wie in der Hattinger Altstadt ;-) Wir kamen zu berühmtesten Eisdiele Visbys (Guteglass), hier soll es 300 Sorten Eis geben. Uns reichten jeweils eine Kugel Schokolade und Nussnougat, die wir auf einem kleinen Balkon mit Ausblick über den Hafen im Sonnenuntergang genossen.
Wir erreichten gerade wieder den Hafen, als alle Boote dort anfingen zu "tanzen". Es stand erheblicher Schwell im Hafen, so dass einige Schiffe mit ihren Rümpfen an die Pier stießen. Gegenüber der Segler hat sogar seine Leiter abmontiert, die drohte, auf den Steg aufzuschlagen. Wir waren erleichtert, dass unser Boot weit genug vom Steg entfernt liegt und nicht mit ihm in Berührung kommen kann. Allerdings ist der Schwell so heftig, dass wir hoffen, es geht nicht die ganze Nacht so weiter. Im Schiff ist das äußerst unangenehm. Wir sind sehr erstaunt über den Schwell, weil er auch nicht im Hafenhandbuch vermerkt ist. Ein deutscher Segler meinte, das wäre gestern auch nicht so gewesen - nun, wir lassen uns mal überraschen wie die Nacht wird.

- Tagestripp: 50 sm
- Davon unter Segeln: 1,8 sm
- Wetter: viel Sonne, ca. 24 Grad, wenig Welle, Wind aus Süd/Südost mit max. 1 bft.
- Fahrtzeit: 9,5 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Stundenlanges Motoren zermürbt. Wir hoffen übermorgen zurück segeln zu können.
Sonntag, 31. Juli 2022
57. Törntag Fyrudden - Ankerbucht zwischen Lilla Förö und Stora Förö (Bilder folgen)
Die Nacht in Fyrudden war auch ausgesprochen ruhig, der Wind hatte sich gelegt und wir schliefen ein weiteres Mal ohne Schwell oder störende Geräusche. Heute wollten wir ein gutes Stück nach Süden segeln, damit wir morgen nach Visby (Gotland) gut hinüberkommen. Es ist - wie auch in den letzten Tagen - Süd/Südwest-Wind, der uns schon beim Verlassen des Hafens ahnen lässt, dass wir viele Seemeilen unter Motor unterwegs sein werden.

Der Tripp heute war sehr abwechslungsreich: Sehr enge Fahrwasser zwischen hohen Felsen oder auch fast nicht sichtbaren Unterwasserfelsen hindurch, danach wieder auf der einen Seite die offene Ostsee, dann wieder ganz geschützte Reviere - fast wie auf einem Binnensee. Leider konten wir nur eine sehr kurze Strecke segeln, und auch hier mussten wir kreuzen, da der Wind leider aus der falschen Richtung kam. Aufgrund der sehr engen Fahrwasser war ein weiteres Kreuzen nicht möglich, so dass wir schweren Herzens den Jockel wieder anwerfen mussten.

Nachdem wir ja schon sehr früh aufgebrochen sind - um kurz nach acht waren wir schon unterwegs - haben wir uns als Mittagssnack frische Erdbeeren aus Smaland mit Joghurt gegönnt, einfach lecker. Der Wind setzte uns heute aber wieder einmal besonders zu, was zu kuriosen Situationen führte: Wir, dick eingemummelt in Segelkleidung und mit Ohrenschutz, motorten stets gegenan und diejenigen, die uns entgegenkamen, konnten locker im Bikini oder in der Badehose vorm Wind segeln. Hm, ärgerlich für uns, aber nicht zu ändern.

Es waren wieder sehr viele Boote unterwegs, so dass wir uns mehrere Alternativen zum Ankern in Buchten herausgesucht hatten, falls unser Favorit belegt gewesen wäre. Allerdings war schon in der ersten Bucht nichts los, so dass wir nach guten acht Stunden den Anker werfen konnten. Endlich wurde es richtig warm an Bord, als wir vor Anker lagen. Unser Abendessen im Sonnenschein in der absolut ruhigen Bucht war wieder ein Highlight. Nur ins Wasser haben wir uns immer noch nicht getraut: Hier gibt es unzählige kleine Quallen, da verzichten wir lieber auf ein Bad.
Das Endspiel der Europameisterschaft der Damen in England haben wir über den Tickerdienst verfolgt. Schade, dass die Damen nur Vizeeuropameister geworden sind, wir hätten ihnen den Sieg schon zugetraut.

- Tagestripp: 38 sm
- Davon unter Segeln: 8 sm
- Wetter: viel Sonne, ca. 20 Grad, wenig Welle, Wind aus Süd/Südost, erst 2, später 4bft. - Der Wind war leider unangenehm kalt
- Fahrtzeit: 8 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Wir hätten gern mal eine andere Windrichtung, aber in den nächsten Tagen sieht es nicht so aus, als wenn unser Wunsch in Erfüllung gehen könnte.
Samstag, 30. Juli 2022
56. Törntag Häsko - Fyrudden
Welch eine Ruhe - die Ankerbucht war extrem ruhig und wir genossen die Stille. Eigentlich wollten wir früh aufstehen, aber ein Blick auf den Wetterbericht genügte: Südwind, erst wenig, später mehr - aber aus Süden - genau gegenan, die Richtung, in die wir müssen. Zum Kreuzen sind die Gewässer aktuell zu schmal, also würde das bedeuten, stundenlang zu motoren. Dazu hatten wir so gar keine Lust. Und außerdem brauchten wir Wasser, uns war ja der eine Wassertank unbemerkt leer gelaufen.

Ok, dann jockeln wir mal los. Nach ein paar Seemeilen auf dem Wasser überlegten wir, den nächsten Hafen anzulaufen. Wir können dort ja anlegen und fragen, ob wir Wasser tanken können. Und einkaufen sollten wir auch, damit wir das nächste Ankerabenteuer auch kulinarisch bestehen können. Dann fragen wir am besten mal, was es kostet, ein paar Stunden am Kai zu liegen, bevor wir uns wieder auf den Weg machen ...
Fyrudden, ein kleiner Hafen an der Insel Hastema, ist als "Versorgungshafen" bekannt und weist eine gute Infrastruktur auf: Sanitäre Anlagen mit Waschgelegenheit, Tankstelle (Diesel für 2,85 €/Liter - schade, dass wir das gestern nicht gewusst haben), mehrere Restaurants und Cafés, Boutiquen und einen Supermarkt. Also festgemacht und ab zur Hafenmeisterin: Wir könnten dort liegen bleiben und auch Wasser zapfen, das würde nichts kosten. Hm, dann ab in den Supermarkt - große Auswahl, wir deckten uns erst mal gründlich ein. Dann ab ins Restaurant, eine Kleinigkeit essen und den schönen Ausblick auf den Hafen genießen. Sollen wir vielleicht hierbleiben? Es ist doch gerade erst 12 Uhr - aber der Gedanke war verlockend.
Also zum Schiff, Wasser getankt und ab zur Hafenmeisterin: Wir bleiben eine Nacht :-) - Das macht 25 €, auch der Preis war sehr überzeugend. Kostenlos war die Waschmaschine und der Trockner, also erstmal zwei Ladungen Wäsche gewaschen. Und dann den Hafen genossen. Hier ist ein ständiges Rein und Raus. Sehr viele tanken hier oder bunkern Wasser, kaufen sich ein Eis oder gehen einkaufen. Und fahren dann wieder in die Schärenwelt von St. Annas Schärgard.


Nachdem wir für unseren Nachschub gesorgt haben, sind wir noch eine Runde durch das Dorf gelaufen, das im Wesentlichen aus Ferienhäusern besteht. Ein kleiner Wanderweg hat uns über die Schären geführt, der Ausblick auf die vielen Inseln und Inselchen war einfach wunderschön. Überall standen Bänke, die hier "Soffa" heißen und luden ein, die Stimmung der Schärenwelt zu genießen.
Wir beschließen, heute Abend Pizza zu holen und an Bord mit unserem estnischen Dosenbier zu essen. Am Hafen spielt eine Band gute Musik aus den 50er - 70er Jahren, ein toller Bass - super Stimmung hier. Das ist das Kontrastprogramm zu den letzten drei Abenden. Und es tut richtig gut, so viel Leben mitzubekommen.
Die Pizza schmeckt gut und wir genießen die Aussicht und die Athmosphäre. Morgen wollen wir wieder in den Schären ankern, jetzt sind wir ja gut mit allem Wesentlichen versorgt, um autark in der "Wildnis" überleben zu können. Alle elektrischen Geräte mit Akkus werden geladen, damit wir wieder handlungsfähig sind. Leider ist auch hier das WLAN auf dem Schiff nicht mehr nutzbar. Deswegen dauert es noch etwas, bis wieder Bilder hochgeladen werden können.

- Tagestripp: 7 sm
- Davon unter Segeln: 0 sm
- Wetter: Sonne satt, ca. 24 Grad, wenig Welle, Wind aus Süd/Südost, erst 2, später 5 bft.
- Fahrtzeit: 1,5 Stunden
- Erkenntnis des Tages: So ein chilliger Hafentag tut manchmal richtig gut :-)
Freitag, 29. Juli 2022
55. Törntag Bergö - Häsko (Ankerbucht)
Heute Morgen wurden wir von himmlischer Ruhe und von strahlendem Sonnenschein geweckt. Es sollte heute richtig warm werden: 22 Grad waren angesagt. Wir frühstückten in Ruhe und lösten uns von der Boje. Das war ein wirklich guter Übernachtungsplatz, so ruhig wie wir gelegen haben - das können wir gern wiederholen.
Wir rundeten die Insel, an der wir angelegt hatten und nahmen Kurs auf Oxelösund, laut Hafen-Handbuch "eine unattraktive Industriestadt". Hier ist ein mächtiges Stahlwerk beheimatet, dessen riesige Anlagen und Schornsteine wir schon gestern gesehen hatten. Direkt vor dem Hafen liegt die bezaubernde Inselwelt der Bla Kusten, einfach ein sehr schönes Segelrevier, in dem auch der Anblick eines Stahlwerks nicht sonderlich stört. Im Hafen Oxelösund wollten wir Diesel nachtanken, unser Tank zeigt nur noch etwas mehr als eine 1/4-Füllung an.
Die Zufahrt zur Tankstelle im Gästehafen verlief durch den Industriehafen. Dort lagen mächtige Frachter am Kai und einer kam von der offenen Ostsee herein - aber in sicherer Entfernung zu uns. So konnten wir ungestört, immer den Tonnenstrich entlang, in den Gästehafen einlaufen. Wir tankten 80 Liter Diesel für 2,95 Euro/Liter - uff, eine Rechnung von 240 Euro. Das wird ja immer schlimmer, je länger wir unterwegs sind. Im Internet habe ich heute den Tipp bekommen, in Helgoland zu tanken: Für 1,56 €/Liter - das ist doch ein Schnäppchen. Schade nur, dass Helgoland so gar nicht auf unserer Route liegt.

Wir überlegten noch kurz, ob wir Wasser nachfüllen sollten, aber der eine Tank war noch etwa halb voll, der andere noch viertelvoll - das reicht noch bis zum nächsten Hafen. Morgen oder übermorgen wollen wir einen anlaufen. Die Lebensmittel werden langsam knapp und mit dem Strom müssen wir auch sehr haushalten. Das Laden der Akkus und Powerbanks geht nur, wenn wir den Motor anhaben - und da wir nicht so viel Diesel verbrauchen möchten, läuft er eher selten. Und die Notebooks können wir nur mit Landanschluss laden - und so langsam sind deren Akkus auch am Ende.

So kreuzen wir also durch die Schären, die hier immer höher und weniger bewachsen sind. Unzählige Felsen gibt es hier und nur selten steht eine Kardinaltonne davor, die einen vor den Untiefen warnt. Hier ist striktes Segeln nach Karte angesagt. Es ist vergleichsweise viel los, so dass wir - dieses Mal nicht vorfahrtsberechtigt, weil überwiegend auf Steuerbord-Bug unterwegs - häufig ausweichen müssen.

Gegen 15 Uhr kommen wir an Äskosund vorbei, der letzten größeren Hafenstadt, die wir heute erreichen können. Sollen wir anlegen? Nein, wir entscheiden uns bis zur auserwählten Bojenbucht weiterzufahren. Aber was ist, wenn die Bojen alle besetzt sind? Ankern ist dort nicht gut möglich, aber wir fanden nicht so schnell eine alternative Ankerbucht in der Nähe. Wenn wir um halb neun dort ankommen und alles ist besetzt, dann haben wir ein Problem - also was tun? Wir checkten die Seekarte und diverse Apps. In annehmbarer Entfernung fanden wir mehrere Ankerbuchten. Also fahren wir jetzt bis ca. 18:30 Uhr und versuchen unser Glück in den "neuen" Buchten. Die erste Bucht passte uns nicht, zu klein. Also weiter zur nächsten.

Hier lagen schon zwei Boote (später drei) an der Schäre und der Ankerplatz war noch frei. Also legten wir den Anker in etwa in der Mitte der kleinen Bucht und genossen erstmal die Ruhe: Den ganzen Tag hatten wir nämlich ordentlichen Gegenwind auf den Ohren. Es waren an Land vielleicht 20 Grad, aber wir mussten uns mit Pullovern und langer Hose ausstatten und die Ohren schützen, weil es so heftig an Bord wehte. In der Bucht dann Erholung pur: Es ist ganz ruhig, nur ab und zu sehen wir an der Insel Schiffe vorbei fahren, kein Schwell, kein Wind - leise wiegt sich das Boot und schwoit um den Anker. Das ist wirklich ein unglaublich schönes Gefühl. Aus diesem wurden wir dann etwas unsanft herausgerissen: Da läuft doch irgendwas an Bord. Es surrte heftig. Oh nein, nicht schon wieder: Unsere Pumpe hatte den einen Wassertank leergepumpt und lief munter weiter - nicht dass uns noch die Wasserpumpe durchbrennt. Also diese erst mal abgeschaltet und dann den Schaden begutachtet: Ein Tank ganz leer, ein Tank noch ca. 1/4 voll. Aber wenn wir die Pumpe anstellten (am Steuerpanel), hörte die Wasserpumpe nicht mehr auf und surrte heftig. Um keinen Pumpenschaden zu risikieren, stellten wir die Pumpe wieder ab. So ein Mist ... wir hatten aber noch Mineralwasser. Also wird jetzt damit gekocht. Die Nudeln in Mineralwasser gegart, das ging ganz gut. Das Gemüse angedünstet - ging auch mit Mineralwasser. Ok, aber zum Spülen wäre es schon ganz nett, wieder Wasser aus der Leitung zu bekommen. Zudem ja ein Tank noch gut gefüllt war. Frank hat sich daraufhin das Pumpensystem etwas genauer angesehen und konnte die Zufuhr aus dem leeren Tank abtrennen. Jetzt war die Pumpe in der Lage, nur am Waschbecken in der Pantry zu pumpen: Und wir hatten wieder Spülwasser. Allerdings müssen wir nun tätsächlich morgen einen Hafen anlaufen, um Wasser nachzutanken, der Vorrat reicht nicht für länger.

- Tagestripp: 31 sm
- Davon unter Segeln: 12 sm
- Wetter: Sonne satt, ca. 20 Grad, keine Welle, Wind aus Süd/Südost (wohin wir mussten), also Am-Wind-Kurs mit Kreuzen, ca. 3 - 4 bft.
- Fahrtzeit: 7,5 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Man sollte Wasser nachtanken, wenn sich die Gelegenheit dazu schon ergibt.
Donnerstag, 28. Juli 2022
54. Törntag Torö - Bergö (Ankerbucht)
Wenn ich heute für den Tag eine Überschrift vergeben würde, hieße sie: "Ein (fast) perfekter Tag."
Wir haben heute Nacht sehr gut geschlafen, kein Geräusch, keine Bewegung, wir haben sehr gut vor Anker gelegen. Gegen Morgen kam etwas Wind auf und unsere Kette hat ab und zu mal geknarzt - aber da waren wir schon gut ausgeschlafen. Die Sonne weckte uns und wir konnten im Cockpit frühstücken. Der Ausblick auf die menschenleere Bucht war sehr schön. Ab und zu sahen wir Schwäne, Reiher und andere Vögel, ansonsten bewegte sich auf dem Wasser, an Land und in der Luft nichts.
Ein Pilot-Boot kam in die Bucht und kurz darauf auch eine Fähre, die eine Menge Leute aufgenommen hat - aber es standen noch viele am gegenüberliegenden Ufer und warteten auf den nächsten Transport. Es ist Hauptsaison in Schweden, das ist offensichtlich.

Unser Ziel für heute sollte "Brocken" sein, ein kleiner Vereinshafen mit einer netten Athmophäre, so wurde er in einem Blog-Beitrag beschrieben, von dem Steffi eine Zusammenfassung ausgedruckt hat. Da hatten wir vorgestern auch schon den Tipp mit Kolsnäset drin gefunden. Vielen Dank an Andreas von der SY Slisand für die tollen Tipps. Er ist aktuell auch hier unterwegs - eventuell sind wir sogar aneinander vorbeigesegelt ohne es zu wissen.
Wir hatten guten Wind und konnten schon früh die Segel setzen. Es machte viel Spaß durch die engen Fahrrinnen zu manövrieren, die immer enger wurden. Wir haben nun den Stockholmer Schärengarten verlassen und fahren in Richtung "Bla Kusten" - die Blaue Küste. Auch hier soll es eine vielzahl von Inseln geben mit ungezählten Ankerplätzen.

Es ist viel los und so manches Ausweichmanöver wird gefahren - allerdings weniger von uns, da wir auf Backbord-Bug unterwegs sind und somit Vorfahrt haben (nur nicht vor Paddlern und Fähren). Spannend wie eng es manchmal wird, wenn ausgerechnet in einem betonnten Fahrwasser sich zwei Boote begegnen. Aber alles geht gut, viele Segler sind gutgelaunt und grüßen, wenn man aneinander vorbei fährt. Es sind überwiegend Schweden unterwegs, aber auch Finnen und vereinzelt deutsche Boote zu sehen. In den Buchten sind sehr viele Menschen an Land - sie sonnen sich und gehen schwimmen. Auch für sie wird es der erste Sonnentag seit langem sein, auch wenn die Temperaturen gern noch etwas ansteigen können. Viele Ankerplätze und Häfen sind voll. Und vor fast allen Häusern, die wir sehen, wehen Fahnen, die anzeigen, das jemand zu Hause ist. Die Sommersaison in Schweden ist in vollem Gange, das ist unübersehbar.

Am späten Nachmittag kommen wir am Vereinshafen der Insel Brocken vorbei und staunen nicht schlecht: Die Steganlage wurde erweitert und es ist ein mittelgroßer Hafen entstanden - das ist aber so gar nicht das, was wir uns erhofft haben. Also schnell die Apps gescheckt und nach einer Boje des SXK gesucht. Ein paar Seemeilen weiter, gegenüber der Stadt Öxlesund an der Insel Bergö sollen gleich zwei davon liegen.
Also sind wir noch etwas weiter gemotort - der Wind war schon nach Hause gegangen, und haben die Insel Bergö zum Tagesziel gemacht. Falls wir dort keine freie Boje finden sollten, würden wir in den Hafen Öxlesund einlaufen. Eigentlich müssten wir auch tanken ...

Die Schären wurden etwas weniger und wir konnten sogar auf die freie Ostsee blicken. Dann kamen wieder ein paar mehr bewaldete Inseln in den Blick: Hinter der nächsten Huk sollte unsere Bojenbucht liegen. Steffi wollte schonmal den Festmacher vorn belegen, aber Frank wollte lieber abwarten wie die Situation sich heute darstellt. Manchmal hilft so ein Aberglaube wirklich: Beide Bojen waren noch frei und niemand anderes lag in "unserer" Bucht. Klasse - also ein einfaches Bojenmanöver: Festmacher durch die Öse der Boje ziehen und auf beiden vorderen Klampen belegen - fertig ist die Laube. Herrlich, so schnell Ruhe im Schiff zu haben und so sicher zu liegen.

Nach dem Anleger haben wir uns erstmal ein Krabbenbrot mit selbstgerührter Knoblauchmajonaise gegönnt - und festgestellt, dass wir morgen an Land müssen, der Knoblauch ist uns ausgegangen.

Wir genossen die Ruhe der Bucht und die schönen Aussichten. Es war noch relativ warm und Mücken ließen sich auch nicht blicken. Herrlich - ein fast perfekter Tag eben. Etwas getrübt wurde er allerdings, dass alle Angelbemühungen von Frank bislang nicht von Erfolg gekrönt waren - und dass obwohl er die Ködergröße angepasst hat und ein ums andere Mal die Angel auswirft. Ein wenig tröstet nur, dass auf einem Nachbarboot die Angelei ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt war.

Apropos Nachbarboot: Es gibt noch mehr Boote in der Bucht. Ein Finne ist an die andere frei SXK-Boje gegangen, ein kleilner Schwede ankert in der Bucht und ein Motorboot hat an einer Schäre "eingeparkt" - aber es ist immer noch himmlich still.

- Tagestripp: 25 sm
- Davon unter Segeln: 14 sm
- Wetter: Sonnenschein pur, ab und zu mal eine Wolke, 20 Grad, 2 - 4 bf. zum Abend hin abnehmend. Kaum Welle, da ablandiger Wind oder zwischen den Schären.
- Fahrtzeit: 6 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Blaue Bojen bekommen nicht nur Frühstarter - heute hat es auch noch spät geklappt :-)
Mittwoch, 27. Juli 2022
53. Törntag Kolnäset - Torö (Ankerbucht)
Auch heute Nacht hat es wieder geregnet. Die Bucht leerte sich und wir ließen den Tag gemütlich angehen. Unsere Taktik ging auf: Gegen halb elf war es trocken, wir waren satt und konnten den Anker lichten. Vor uns lagen nur ca. 26 sm, das sollte gut zu schaffen sein. Wir wollten in einer Ankerbucht an einer SXK-Boje festmachen. Dies sind spezielle, blaue Bojen eines Schwedischen Vereins, bei dem wir eine Saisonmitgliedschaft gekauft haben. Diesen Vorteil wollten wir dann auch mal ausprobieren. Also machten wir uns bei bestem Wind unter Fock und Groß auf, Richtung Torö, am südlichsten Ende des Stockholmer Schärengartens zu segeln.

Hier sind die Schären nicht mehr ganz so stark bewaldet und weniger bewohnt als weiter im Norden. Wir hatten Wind aus Südwest, das bedeutete, den ganzen Tag zu kreuzen und damit unseren Fahrtweg deutlich zu verlängern. Es machte aber viel Spaß, die Linie optimal zu treffen, auch wenn es sehr lange gedauert hat. Den ganzen Tag über waren Schauer angesagt, wir hatten aber sehr viel Glück - bis auf eine kurze Nieselphase hat uns kein Regen erwischt. Wir sahen aber immer wieder am Horizont die dicken Wolken durchziehen und sahen auch, wie aus den Wolken heftiger Regen fiel.

Das Fahrwasser war wieder sehr breit geworden und viele Segelschiffe waren wie wir unterwegs. Fähren sahen wir entgegen der Ankündigung allerdings nur sehr wenige. Leider ist es vergleichsweise kalt, an Land sind es höchstens 20 Grad gewesen, auf dem Schiff ist es deutlich kühler. Also wieder in Vollzeug gesegelt: Dicke Regenhose (wegen des Windes), Segeljacke, Ohrenschutz und Handschuhe - so kann man es aushalten. Aber so richtig nach Sommer fühlt es sich seit nun 3 Wochen überhaupt nicht mehr an. Wir ziehen Morgens immer T-Shirts an, um direkt vor dem Auslaufen in die dicken Sachen zu schlüpfen. Ein gutes hat das kühle Wetter aber: Es gibt so gut wie keine Mücken hier.
Allerdings verdirbt uns das Wetter auch etwas die Lust darauf, in der Ostsee schwimmen zu gehen. In der letzten Ankerbucht waren darüber hinaus auch jede Menge Quallen - noch ein Grund mehr, nicht ins Wasser zu steigen. Mal sehen, ob es noch etwas wird in diesem Urlaub mit dem Schwimmen gehen.


Kurz vor unserem Ziel mussten wir dann doch noch motoren, weil der Wind so unzuverlässig wehte und ständig die Richtung wechselte. Also den Jockel an und noch etwas die Powerbanks geladen. Außerdem konnten wir den Kühlschrank so noch etwas herunterkühlen. Auf dem letzten Stück waren wir nicht mehr so von den Schären abgedeckt gefahren wie in den Tagen davor: Wir hatten tatsächlich richtig große Wellen, Ostsee-Wellen - tolles Gefühl, das haben wir schon viele Wochen nicht mehr so erlebt. .
Wir fuhren langsam in die auserkorene Bucht ein und sahen sofort, dass die beiden SXK-Bojen bereits belegt waren. Es war mittlerweile auch schon 19 Uhr, anscheinend deutlich zu spät für das Ergattern der blauen Bojen. Es ankerten in der Bucht auch schon reichlich Schiffe, so dass wir beschlossen, eine Bucht weiter anzulaufen.

Die Einfahrt in diese Bucht war sehr aufregend: Das Fahrwasser nur wenige Meter tief, links und rechts Felsen - da war vorsichtiges Steuern angesagt. Und dann kam uns auch noch eine Fähre entgegen. Frank hielt die Luna in einem etwas größeren Becken auf der Stelle, bis uns die Fähre passiert hatte. Weiter die enge Rinne bis sich das Becken wieder öffnete. Geradeaus ein kleiner Hafen, es stand aber im Hafenhandbuch "keine Gäste erwünscht", so dass wir uns linkerhand in eine ausgewiesene Ankerbucht verholten. Der Anker fiel auf drei Meter Tiefe - und es herrschte absolute Stille. Außer uns ankerte hier niemand. Was für ein schöner Fleck Erde. Während nebenan in der Bucht etwa zehn Schiffe lagen, war hier nichts los - wir konnten es kaum fassen.
Nach dem Abendessen konnten wir ganz in Ruhe an Bord lesen und angeln sowie einen sehr schönen Sonnenuntergang genießen. Wieder ohne Mücken - denen scheint es wirklich zu kalt zu sein.

- Tagestripp: 33 sm
- Davon unter Segeln: 21 sm
- Wetter: Nachts Regen, tagsüber teilweise stark bewölkt, teilweise sonnig. Temperatur um 20 Grad, Wind: 2 - 5 bft. keine Welle, da innerhalb der Schären
- Fahrtzeit: 8 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Blaue Bojen bekommen nur Frühstarter!
Dienstag, 26. Juli 2022
52. Törntag Stockholm - Ankerbucht Kolnäset auf Örno
Heute Nacht fing es schon an zu regnen und am Morgen trommelte es immer noch auf unser Kajütdach. Wir hatten gar keine Lust, aufzustehen. Aber noch eine Nacht in Stockholm kam für uns nicht in Frage.
Also den Wetterbericht gecheckt: Ab 10 Uhr sollte es trocken werden.
Fürs Frühstück kaufen wir am Bäckerwagen noch leckere Brötchen und Zimtschnecken, die in ganz Schweden geliebt werden. Um halb elf verholten wir das Schiff aus der Box und verabschieden uns von Stockholm.
Wir konnten sogar eine ganze Weile vorm Wind segeln, begleitet von vielen Fähren und anderen Seglern. So glitten wir durch die Stockholmer Schären und bewunderten so manches Haus. Fast alle haben wieder einen Steg und die obligatorische Sauna - es ist bestimmt toll, hier seinen Sommerurlaub zu verbringen.

Wir nehmen heute eine andere "Ausfahrt" aus den Stockholmer Schären heraus: Eine sehr schmale, kanalähnliche Durchfahrt namens Skurussundet und einem noch schmaleren Baggensstäket - das war sehr attraktiv, dort hindurch zu fahren. Auch hier viele sehr schöne Häuser und am Ufer viele Liegeplätze mit tollen Schiffen. Die Durchfahrten selbst erforderten etwas Geschick und Mut, da u.a. Felsen und Bäume berücksichtigt werden mussten - dabei ist der Fahrtweg so gut wie gar nicht durch Tonnen gekennzeichnet. Aber wir sind gut hindurchgekommen und hatten relativ wenig Gegenverkehr. Wir genossen die Fahrt sehr, weil es landschaftlich wirklich eine sehr schöne Strecke war. Nur an Segeln war nicht zu denken: Hier zwischen den hohen Felsen der Inseln war es nahezu windstill.

Unterdessen frischte auf den größeren Flächen zwischen den Schären der Wind stark auf, Windstärke 7 war im Laufe des Nachmittags angesagt. Da wir uns aber immer noch in den inneren Schären befinden, ist keine Welle spürbar - das erleichtert das Fahren auch bei heftigem Wind sehr. Leider kam der Wind aber genau von Südwest, unserer bevorzugten Fahrtrichtung. Ab und zu fuhren wir auch in andere Richtungen, der Kurs heute war sehr kurvenreich. Aber nach vielen Wenden und Segelmanövern holten wir die Segeln ein und motorten bis zu unserem Ziel.

Wir planten in einer Ankerbucht festzumachen, die zwar in der Hauptsaison sehr beliebt sein soll, uns aber aufgrund der schönen Lage sehr reizte. Also hinein in die enge Einfahrt und es öffnete sich uns eine Bucht, ringsherum mit Bäumen umgeben. Ein paar Schiffe lagen schon dort, aber es war für uns noch gut Platz. Das Ankermanöver klappte sehr gut und so konnten wir schnell vor Anker liegend unsere Bucht ausgiebig betrachten: Kaum ein Geräusch hört man hier, außer das Rauschen des Windes in den hohen Bäumen ringsherum. Leise plätschert das Wasser am Rumpf. Ab und zu hört man Kinderstimmen oder Erwachsene, die sich leise auf den anderen Booten unterhalten - herrlich, dieses ruhige Dahinschwoien ist ganz unser Ding.
Frank angelt tatsächlich ein paar kleine Fische, die aber wieder in die Freiheit entlassen werden. Die größeren Fische trauen sich noch nicht an den Köder, aber vielleicht klappt es ja demnächst einmal.

Viele der Schweden ankern nicht wie wir, sondern werfen einen Heckanker und fahren dann mit dem Bug so nahe wie es geht an die Felsen. Es geht ein Mann (oder eine Frau) an Land und befestigt eine Landleine am Ufer. Diese Methode ist uns nicht geheuer, da unser Bug sehr steil ist, fürchten wir, nicht nahe genug an die Felsen heranzukommen, um vom Bug an Land zu springen. Die Schweden machen das sehr routiniert - es ist spannend, die diversen Manöver zu beobachten.
Nach dem Abendessen planen wir noch unser nächstes Ziel weiter im Süden. Das Abendlicht ist wieder einmal unbeschreiblich und es wird ganz leise ringsherum.

- Tagestripp: 27 sm
- Davon unter Segeln: 8 sm
- Wetter: morgens heftiger Regen, später aufgelockerte Bewölkung, max. 20 Grad, Wind von 2 bis 5 bft. in Böen 7, keine Welle
- Fahrtzeit: 6 Stunden
- Erkenntnis des Tages: Ankern ist immer wieder schön. Wir nehmen uns vor, in Schweden häufiger zu ankern als bisher.
Montag, 25. Juli 2022
51. Törntag - Stockholm (Hafentag 17)
Dieses Mal mussten Bernd und Rita früh von Bord: Sie wurden bereits gegen halb sechs von einem Taxi abgeholt, um nach Arlanda zu fahren. Wir verabschiedeten die Beiden noch kurz, um noch eine kleine Runde zu schlafen. Aber um 7.00 Uhr war die Nacht schon wieder zu Ende: Steffi hatte bereits am Freitag eine Waschzeit reserviert. Also ab zu den sanitären Anlagen und erneut eine unbekannte Maschine mit Wäsche füllen - jedes Mal ein Abenteuer. Aber mittlerweile schockt ja nichts mehr. Die Maschine also eingestellt und erst mal an Bord gefrühstückt. Was machen wir heute?
Sollen wir in den nächsten Hafen fahren oder eine Ankerbucht suchen? Wir beschließen, noch eine Nacht hier zu bleiben, um Vorräte zu bunkern und auch noch etwas Sightseeing in Stockholm zu machen. Die Stadt bietet ja schließlich einiges.
Also sind wir zunächst zur renovieren Markthalle im schicken Stadtteil Östermalm gelaufen. Die Halle ist wirklich beeindruckend - die Preise allerdings auch. Schweden ist für uns per se kein Schnäppchen, aber die Markthalle toppte das nochmal deutlich. Wir beschlossen, uns eine andere Location für einen Mittagssnack zu suchen.


Nachdem wir etwas gesucht haben, fanden wir ein Sommercafé, das von einer Kirchengemeinde direkt an der Markthalle betrieben wurde. Hier saß man unter uralten Bäumen und konnte kleine Gerichte und Kuchen genießen. Wir bestellten zwei Krabbenbrote mit Kaffee (so viel man will) und zahlten für alles zusammen 16 Euro - es war wirklich eine sehr gute Idee, das Sommercafé aufzusuchen.

Danach kauften wir im Hemkoop ein - wieder eine Überraschung: Mitten in der Stadt gelegen, war es ein unglaublich gut sortierter Supermarkt. Bis zum Hafen liefen wir dann 20 Minuten bepackt zurück, aber das hat gut geklappt.
Zwischenzeitlich war auch die Wäsche trocken und wir hatten noch genügend Zeit, uns im Vasa-Museum, direkt am Hafen gelegen, umzusehen. Steffi war schon zweimal im Vasa-Museum (einmal Ende der 70er Jahre und einmal mit Frank Ende der 80iger Jahre) - trotzdem war es ein Erlebnis, das größte erhaltene Wrack der Welt besichtigen zu können. Die Vasa ist auf ihrer Jungfernfahrt 1628 im Hafen von Stockholm gekentert und konnte erst 1961 geborgen werden. Die Wissenschaftler haben durch die Bergung des Schiffes und der Gegenstände sowie anhand von Knochenteilen sehr viel über das 17. Jahrhundert gelernt. Dieses Wissen wird nun pädagogisch gut aufbereitet an die Besucher weitergegeben. Das Museum ist eine absolute Empfehlung.
Zurück an Bord müssen wir noch die Route für die nächsten Tage festlegen. Wir haben nun noch knapp fünf Wochen, bis wir wieder in Lübeck sein müssen.
Sonntag, 24. Juli 2022
50. Törntag - Wetzlar - Stockholm (Hafentag 16)
Auch am Sonntag war frühes Aufstehen angesagt: Unsere Enkel sind Frühaufsteher und wir wollten keine Minute verpassen. Also haben wir schon vor sieben Uhr vorgelesen und gesungen, bevor es Frühstück für alle gab.
Weil das Wetter so schön war, haben wir auf der Terrasse gefrühstückt und die Sonne genossen. Herrlich, so mit allen zu quatschen und die Neuigkeiten der letzten Wochen auszutauschen.
Gegen Mittag mussten Frank und Steffi aber wieder aufbrechen, der Flieger zurück nach Stockholm würde sicher nicht warten. Unsere Tochter hat uns bis kurz vor den Flughafen mit dem Auto gebracht, so dass wir nicht wieder eine Odysee durch Hessen machen mussten - das war wirklich sehr hilfreich für uns. Vielen Dank für die tolle Unterstützung.
So waren wir wieder drei Stunden vor dem Abflug im Flughafen - um erneut festzustellen, dass es keine Schlangen an der Sicherheitsabfertigung gab und auch unser Flieger zurück pünktlich sein würde. Tja, da haben wir sicherlich Zeit verschenkt, aber das Risiko, dass ein Chaos durch den Beginn der hessischen Sommerferien entstehen könnte, wollten wir nicht eingehen. So schlugen wir erneut auf einem Flughafen die Zeit tot, bis schließlich gegen halb fünf das Onboarding begann. Der Flug war wieder ereignislos, dieses Mal konnten wir sogar einen Blick auf die deutsche Ostseeküste und auf die Schärenwelt vor Stockholm werfen.
Die Landung und das Auschecken in Arlanda waren schnell erledigt und wir wurden von einem Tesla zurück zum Hafen gefahren - tolles Gefühl, emissionsfrei unterwegs zu sein.
Bernd und Rita waren an Bord geblieben bzw. hatten Stockholm am Samstag und Sonntag unsicher gemacht. Sie gaben uns noch ein paar gute Tipps für unseren Aufenthalt. Zum Abschluss sind wir nochmal Essen gegangen, wieder auf Djurgarden, dieses Mal in einem Wirtshaus. Das Essen war lecker und wir hatten es noch rechtzeitig vor dem Küchenschluss geschafft - das ist in Skandinavien manchmal etwas tricky. Vor allem Sonntags haben viele Restaurants geschlossen, weil die Zuschläge zu hoch sind und ein enormer Personalmangel herrscht.
Aber so konnten wir die 14-Tage-Mitsegelzeit gut beenden: Schön, dass ihr zwei Wochen bei uns an Bord wart @Bernd und Rita.
Samstag, 23. Juli 2022
49. Törntag - Stockholm (Hafentag 15) - Wetzlar
Das frühe Aufstehen ist Frank und Steffi schon etwas schwergefallen, aber es ging ja darum, einen Überraschungsbesuch in Deutschland zu machen: Unsere Tochter ist am 23. Juli 1992 geboren und feiert am heutigen Samstag ihren 30. Geburtstag. Dazu wollten wir eine Stippvisite nach Wetzlar machen und hatten Flüge nach Frankfurt am Main und wieder zurück (am Sonntag) gebucht. Leider ist aktuell das Fliegen nicht mehr ganz so komfortabel wie es mal war und wir richteten uns auf lange Wartezeiten ein. Lufthansa hat empfohlen, drei Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein, also bestellten wir für halb drei ein Taxi, um pünktlich am Flughafen Arlanda anzukommen.
Das hat auch prima geklappt. Allerdings war im Flughafen so gut wie nichts los und noch viele Bistros geschlossen. Wir spazierten durch die Sicherheitskontrollen (eigentlich ein Nadelöhr in dieser Zeit) und saßen dann geschlagene drei Stunden im Terminal 5 herum bis unser Flieger endlich aufgerufen wurde. Der Flug war pünktlich und unspektakulär, wir landeten planmäßig um 8:15 Uhr in Frankfurt am Main.
Dann wurde die Reise allerdings etwas beschwerlicher, da aufgrund von Baustellen und Personalmangel Strecken nicht bedient wurden und wir nach etwas abenteuerlichen vier Stunden endlich in Wetzlar anlandeten. Als wir im Bus saßen, um die letzten Teilstrecke zu überwinden, sahen wir unseren Sohn von der Autobahn abbiegen und fragten nach, ob er uns die letzten Meter noch mitnehmen könne.
Das ging - und so kamen wir mit unserem Sohn und seiner Freundin sowie dem Schwiegervater gegen halb eins in Wetzlar-Blankenfeld an. Die Überraschung war uns gut gelungen, unsere Tochter konnte gar nicht fassen, uns in Deutschland zu sehen.

So verbrachten wir entspannte Stunden im Kreis der Familie und genossen es, Kinder, Enkelkinder und den Schwiegervater nach so vielen Wochen wiederzusehen.
Freitag, 22. Juli 2022
48. Törntag - Vaxholm - Stockholm
Da wir unbedingt einen Liegeplatz in Stockholm ergattern müssen - aufgrund der Rückflüge von Rita und Bernd am Montag und einer Überraschung von Frank und Steffi am Samstag/Sonntag - brechen wir bereits früh aus dem Hafen Vaxholm auf, um die letzten 10 Seemeilen bis zum Wasahamnen zu motoren. Es war zu wenig Wind und außerdem ein erheblicher Fährverkehr, der ständig unser Fahrwasser kreuzte.
Die Temperaturen sind etwas geringer geworden, nur etwa 23 Grad sind es noch.
Überall zwischen den Inseln sind Geschwindigkeitsbegrenzungen - angezeigt werden diese in Stundenkilometern, was zur Umrechnung unserer Knoten (Seemeile pro Stunde) führt. Meistens sind es 8 km/h, die einzuhalten sind, manchmal aber auch 5. Wir halten uns strikt an die Vorgaben, man weiß ja nie, ob das überwacht wird. Und siehe da: Auf einem Steg an einer idyllischen Insel stehen tatsächlich zwei Polizisten mit einer Messpistole und nehme die Boote ins Visier. Puh, Glück gehabt, dass wir so vorsichtig waren.

Die Inseln um uns herum sind sehr grün und stark bewohnt. Die Häuser werden bei Annährung von Stockholm immer größer und wachsen Hügel hinauf. Die Schiffe, die dann in unser Blickfeld geraten, sind auch groß und sehr groß: Kreuzfahrer haben an den Kais von Stockholm festgemacht. Teilweise liegen sie nicht am Ufer, so dass die Gäste mit Tenderbooten in die Stadt gebracht werden.

Wir schippern durch bis zur Insel Djurgarden, die einige Museen beherbergt und auch einen Vergnügungspark, Gröna Lund. Kleine Fähren verbinden die Inseln Stockholms miteinander, so ist auch vor Djurgarden ein reger Schiffsverkehr, der erheblichen Schwell erzeugt. Das Kreischen der Achterbahn-Fahrer in Gröna Lund untermalt die Kulisse eindrucksvoll.
Der erste Hafen, den wir anpeilen, ist ein Vereinshafen und soll deutlich ruhiger sein als der Wasahamnen. Allerdings stehen am Kai Schilder, das der Hafen keine Gäste aufnimmt. Das steht im Gegensatz zu unserem Hafenführer von April 2022, der die Gästeplätze dort als verfügbar beschreibt.

Also müssen wir weiter. In der Zwischenzeit ziehen einige Jachten uns vorbei. Ach du je, wenn das nicht klappt im Wasahamnen - das wird dann aber schwierig mit unseren Vorhaben. Außerdem liegt der Wasahamnen sehr gut, um Stockholm zu erkundigen. Also reihen wir uns in die "Schlange" der Suchenden ein. Der Hafen ist schon sehr gut gefüllt. Es sind noch ein paar "Boxen" mit Auslegern frei, und ein paar Moorings. Die nehmen die großen Schiffe, wir versuchen, in einer Lücke einzuparken - aber das Manöver scheitert an der Breite unseres Bootes. Also nächster Versuch, die Box scheint größer zu sein. Aber das täuscht, auch sie ist ziemlich knapp bemessen für unsere 3,72 m Breite. Wir verlegen das Boot so weit es geht nach achtern und quetschen die Fender zwischen den Schwimmsteg und das Schiff. So geht es, die Luna liegt sicher im Hafen Wasahamnen - und wir sind glücklich, dass wir nicht über den Bug absteigen müssen, sondern über die Seite auf den Schwimmsteg gehen können. Das ist auch für unsere Gäste wesentlich komfortabler.
Da wir ja schon Mittags im Hafen festliegen, beschließen wir, Stockholm unsicher zu machen. U.a. sehen wir uns in Gamla Stan, der Altstadt um. Wie schön ist es hier. Wir sind begeistert von den vielen prachtvollen Gebäuden in Östermalm und von dem mittelalterlichen Ambiente von Gamla Stan. Stockholm ist wirklich mehrere Reisen wert.
Mittags waren wir noch in der Nähe des Hafens essen: Man isst hier gern Lunch, das ist nicht so schick und teuer wie ein Abendessen und viele Lokale bieten eine gute Mittagskarte an. Wir sind dann zu Bla Porten gegangen - direkt nebenan. Das Restaurant war eine Empfehlung der GEO, und es war wirklich gut. Wir haben in einem netten Innengarten Köttbullar gegessen - einmal muss man ja das schwedische Nationalgericht außerhalb Ikeas probieren ;-)
Dann sind wir zu Fuß in die Stadt gelaufen - herrliche Parks und grandiose Häuserzeilen schmückten unseren Weg. Wir wollten zu einer renovierten Markthalle, allerdings haben wir die falsche erwischt. Egal, es war auch dort sehr nett im Stadtviertel. Bis Gamla Stan war es noch ein Stück, aber wir haben schließlich das Schloss und den Reichstag gesehen und waren dann mitten drin im Mittelalter. Viele kleine Geschäfte und Restaurants beleben diese Gegend - es ist wirklich nett dort. Wir haben in einem kleinen Cafe dann noch leckeren Kuchen und Waffeln genossen, bevor es zurück zum Hafen ging. Frank und Steffi wollten früh schlafen gehen, da sie am Samstagmorgen in aller Frühe aufbrechen mussten.
Nach dem Abendessen an Bord ging es dann auch recht zeitig ins Bett - die Nacht war um halb zwei bereits wieder zu Ende.

- Tagestripp: 10 sm
- Davon unter Segeln: 0 sm :-(
- Wetter: bewölkt, 20 Grad, Wind aus Südost, 1 bft.
- Fahrtzeit: 2 Stunden gemotort
- Erkenntnis des Tages: Auch auf dem Wasser sollte man sich an die Höchstgeschwindigkeit halten.
Donnerstag, 21. Juli 2022
47. Törntag Gräddö - Vaxholm
Uns erwartet heute der heißeste Tag der Reise - 33 Grad sollen es werden. Das Ablegen nach dem Frühstück klappt gut und bald sind wir mit voller Besegelung im inneren Schärengarten unterwegs.

Es ist hier entschieden mehr los als in den finnischen Gewässern. Sehr viele Segelboote, noch mehr Motorboote und noch einige Fähren dazu: große und viele kleine, die zwischen den zahlreichen Inseln hin und her fahren. Fast jede Insel ist bewohnt, alle haben einen Bootsanleger. Es gibt viel zu sehen. Da wir aufgrund des Windes viel kreuzen müssen, haben wir auch an Bord ordentlich zu tun.
Wir müssen uns auch hier an die Ausweichregeln halten. Das heist: Berufsschifffahrt wie Fähren oder Kreuzfahrtschiffe haben immer, unter allen Umständen und jederzeit Vorfahrt. Da wir aufgrund der Tiefen strikt die Fahrwege einhalten müssen, wird es manchmal eng. Aber es macht auch sehr viel Spaß.
Wir sehen sogar einen richtigen Windjammer: Die Artemis, eine holländische Dreimastbark. Sie lief unter Vollzeug und war ein beeindruckender Anblick.

Schließlich mussten wir doch motoren, das Kreuzen dauerte sehr lange. Wir liefen gegen 19 Uhr in den Hafen Vaxholm ein. Oje, der war richtig voll. Wir hatten schon gelesen dass er in der Saison beliebt ist und sehr voll sein könnte.
Eine Besonderheit gibt es hier: Die Schiffe werden mit einer Mooring befestigt, nicht mit Heckbojen. Wieder etwas Neues in der Ostsee für uns, das kennen wir bislang nur aus dem Mittelmeer.
Der Anleger klappte gut, allerdings war keine Mooring am Steg mehr frei, so dass wir beim Nachbarn die Mooring mit genutzt haben. Aufgrund der Windverhältnisse war das ok. Leider stand ein erheblicher Schwell im Hafen, so dass wir stark auf und ab schaukelten.
Die Hafenmeisterin war schnell am Steg und kassierte ab: 47 Euro mit Strom. Das war schon ein stolzer Preis. Wir waren aber froh, den letzten Platz ergattert zu haben, der nächste Hafen ist weit entfernt, ankern darf man hier nirgendwo.
Zum Abendessen gab es Reste von gestern, wir genießen die Wärme und die Hafenatmosphäre, bevor es ins Bett geht. Vom Nachbarschiff kommen plötzlich deutsche Töne: 5 Schweden haben Spaß mit uns deutsch und englisch zu sprechen und spielen uns zu Ehren "99 Luftballons" und "Schni, schna, Schnappi" ... auch eine Art der Völkerverständigung.

- Tagestripp: 38 sm
- Davon unter Segeln: 21 sm
- Wetter: blauer Himmerl, 33 Grad, Wind aus Südost, 3 bft.
- Fahrtzeit: 9 h
- Erkenntnis des Tages: Wir sind in einer beliebten Feriengegend gelandet - und so viele Leute btw. Schiffe gar nicht mehr gewohnt.
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